Kapitel 59

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"Und, ziehst du mit deiner Mutter um oder suchst du dir etwas eigenes?" Marlene verstaute ein weiteres Buch in einer Box.

Ich seufzte und setzte mich auf meinen Schreibtisch, die Box neben mir vergessen. "Ich habe lange darüber nachgedacht... Es ist eine harte Entscheidung, aber ich muss daran denken, dass ich fast neunzehn Jahre alt bin. Und ich habe einen Job. Es ist an der Zeit, dass ich ausziehe, und jetzt wo ich sowieso umziehen muss, kann ich das genauso gut jetzt machen. Ich fühle mich nur schlecht, weil meine Mutter dann ganz alleine sein wird... Aber ich werde sie so oft wie möglich besuchen."

Marlene nickte. "So hätte ich das auch gemacht. Es ergibt keinen Sinn, jetzt mit deiner Mum umzuziehen, nur um dann so zwei Monate später wieder auszuziehen. Ich bin mir sicher, sie versteht das."

"Ich weiß, dass sie das tut." Ich nickte. Darüber hatte ich mit ihr gesprochen, und wir waren uns beide einig, dass das die beste Lösung war. Trotzdem tat es mir weh zu sehen, wie ein weiteres Kapitel in meinem Leben zum Ende kam. Doch ich versuchte, mir Franciscas Worte zu Herzen zu nehmen: Wer sagt, dass die neuen Kapitel schlecht werden? Sie werden noch besser.

Ich räusperte mich und sprang wieder auf die Füße, um einen weiteren Pullover in meine Papp-Box zu räumen.
"Jetzt muss ich also nach einem neuen Apartment suchen. Ich kann ja nicht für immer bei dir und Sirius bleiben."

Das sagte ich zwar scherzhaft, aber ich konnte es wirklich nicht. Konnte es physisch nicht. Obwohl ich echt wollte, dass die beiden glücklich zusammen sind, und obwohl ich ihnen die Beziehung wirklich gönnte... Sie zusammen zu sehen wurde damit nicht weniger schmerzhaft.

Es war besser, wenn ich bald ausziehen würde, für uns alle.

"Du bist immer willkommen", beharrte Marlene. "Lass dir Zeit."

Ich nickte. "Und weißt du was? Mit dem neuen Apartment hole ich mir eine Eule."

Marlene begann zu grinsen. "Yesss! Endlich! Besonders bei deinem Patronus brauchst du eine. Du wolltest doch schon seit Jahren eine, was hat dich so lange aufgehalten!?"

Ich zuckte mit den Schultern, während ich den blauen Pullover in meinen Händen anlächelte. Ich erinnerte mich daran, wie ich Mum durch halb London geschliffen hatte, nur weil ich einen blauen Pullover haben wollte, der so genau wie möglich so aussehen sollte, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Ich war dreizehn gewesen und wollte meine royalblaue Ravenclaw Phase ausleben.
"Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich glaube ich war mit dem Orden und allem drum herum einfach zu beschäftigt gewesen, ich konnte mich nicht wirklich damit beschäftigen, was für eine Eule ich mir holen würde."

"Ich komme mit!", bot sie sofort an. "Ich kann dir dabei helfen, eine Eule auszusuchen und wir können uns zusammen einen Namen überlegen! Außerdem werde ich dir bei der Apartmentsuche helfen, es muss das Beste sein, aber lass dich von den Maklern nicht übers Ohr hauen!"

Marlenes Enthusiasmus brachte mich zum Lachen. Ich konnte mir nur zu bildlich vorstellen, wie sie Makler für zu hohe Preise anschrie. "Danke Marls, du bist die Beste."

Sie grinste lediglich und steckte ein weiteres Buch in ihre Box. Dann griff sie nach einem neuen, sah den Titel und begann, es zu durchblättern. "Warum hast du so viele Bücher zu Werwölfen!? Die für die Schule und dann mindestens noch zwei extra?"

Ich wusste nicht, ob Marlene über Remus Bescheid wusste, also fühlte ich mich etwas gefangen und zuckte mit den Schultern. Es wusste schließlich auch niemand, dass ich Bescheid wusste, und ich wusste nicht, ob sie wollten, dass ich es wusste. "Kein besonderer Anlass. Sie sind interessant und ich mag lesen."

"Nerd", sagte sie, schloss das Buch, packte es weg und schloss anschließend den Karton. "Die Tatsache, dass ich gestern und den Anfang von heute gebraucht habe, um all deine Bücher wegzupacken, spricht Bände!"

Ich lachte in mich hinein, während Marlene aufstand um sich eine neue Box zu holen. Dann ging sie zu mir und begann, die andere Hälfte meines Schranks auszuräumen, wo einfach nur beliebiges Zeugs angehäuft worden war.

"Was ist das?"

Ich folgte ihrem Blick und grinste, als ich das kleine Päckchen erkannte. "Das war James' Geschenk zu meinem siebzehnten Geburtstag. Er hat gesagt, er wüsste, dass ich es wahrscheinlich nicht benutzen würde, aber er dachte, ich sollte trotzdem für alles vorbereitet sein."

"Er hatte sowas von recht!", sagte Marlene und drehte sich zu mir, um mich ungläubig anzustarren. "Warum hast du mir nicht früher von diesem Schatz erzählt?"

Bei ihrer Reaktion runzelte ich mehr als verwirrt die Stirn. "Verzeihung?"

"James wusste, was er tut! Er hat dir das beste Zeug gegeben, oh mein Merlin! Juckpulver, Schwelltoffees, ..." Sie lachte, als sie die nächste Phiole anhob. "Magische Fürze!! Ich wusste nicht einmal, dass es sowas gibt!"

Ihr Lachen brachte mich zum Lächeln, aber das Verhalten meiner besten Freundin verwirrte mich trotzdem noch stark. "Seit wann bist du eine Expertin im Thema Streiche?"

Marlene hörte auf, in der Packung herumzukramen und hob ihre Augenbrauen. "Ich bitte dich, du sprichst hier mit Sirius Blacks fester Freundin. Und ich bin seit fast acht Jahren mit all den Rumtreibern befreundet. James kenne ich sogar noch länger - natürlich kenne ich mich mit Streichen aus!"

"Richtig."

"Du kannst das so benutzen!" Ein diabolisches Funkeln trat in Marlenes Augen.

"Wovon redest du?" Sie verwirrte mich wirklich.

Marlene sah mich ungläubig an. "Komm schon Freya, du bist schlau genug! Wer verdient ein paar Streiche?"

Ich glaube, man konnte in meinem Gesicht lesen, wie planlos ich war. "Mein Vater ist tot", sagte ich trocken.

Marlene ließ fast das Paket fallen. "Bist du wirklich zu nett oder einfach nur dumm?"

Ich zog meine Schultern hoch, immer noch nicht begreifend, was sie von mir wollte. "Was!?"

"Lina!", schrie Marlene mich förmlich an. "Sie mobbt dich nonstop, schon seit unserem Schulabschluss! Du hast nichts getan, um das zu verdienen! Wenn also irgendjemand es verdient, seinen Arsch geprankt zu bekommen, dann ist das dieses Miststück!"

Ich blinzelte, nicht fassend, wie langsam mein Gehirn da gerade gewesen war. "Oooh."

"Ja, 'ooh'." Marlene schnaubte. "Sobald wir mit dem Packen für heute fertig sind machen wir einen Plan."

Ich biss auf die Innenseite meiner Wange. "Aber ist das wirklich nötig?Ich meine... Das wäre wirklich gemein."

Marlene sah aus als wolle sie mich schlagen. "Freya!" Sie seufzte passiv aggressiv und stellte das Päckchen ab, um stattdessen meine Schultern zu fassen und mich zur Betonung etwas durchzuschütteln. "Hör einmal auf, so nett zu sein! Sie ist gemein zu dir, vertausche hier nicht die Rollen! Sie hat das verdient und du musst mal für dich selbst einstehen! Wir machen das sowas von!"

Angesichts Marlenes Sturheit riss ich meine Augen etwas weiter auf und nickte. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, aber ich wusste, dass ich ihr das nicht mehr ausreden konnte. "Okay."

Zufrieden mit meiner Zustimmung lächelte Marlene und ließ mich los. "Alles klar, dann steht das fest. Dann lass uns jetzt weiter packen und später können wir uns dem spaßigen Teil widmen. Wir haben heute Abend viel zu tun. Apartments suchen sich nicht selbst aus und Streiche planen sich nicht selbst."
Sie lachte teuflisch und verstrubbelte mir die Haare.
Es war ausnahmsweise mal nicht in einem meiner Markenzeichen-Flechtzöpfe, also wühlte sie die Haare wirklich auf.

"Das wird so großartig."




















Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt