Kapitel 60

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Marlene kicherte schadenfroh als wir uns auf unsere üblichen Plätze setzten, und auch ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Ich fühlte mich nicht wohl, doch ein kleiner, sadistischer Teil in mir wollte Lina ein kleines Bisschen leiden sehen.

"Alles klar", sagte Marlene hibbelig, während sie mir die Phiole mit der leicht bläulich schimmernden Flüssigkeit übergab.
"Das wird niemals funktionieren", sagte ich, aber nahm ihr die Phiole nichtsdestotrotz ab. "Oh mein Merlin, danke, danke, danke, Marls, das wünsche ich mir schon seit Jahren!", sagte ich sehr laut, was einige Köpfe in unsere Richtung schnellen ließ.
Ich wollte im Erdboden versinken, doch ließ die Schauspielerei weiterlaufen und umarmte Marlene glücklich.
"Du verdienst es", entgegnete sie lächelnd und etwas leiser, als ich es gewesen war. "Du solltest es sofort ausprobieren, wenn unsere Pause anfängt!"

"Oh, das werde ich", sagte ich enthusiastisch, aber nicht zu dramatisch. Wir mussten vorsichtig sein, um nicht zu übertreiben, also beließ ich meine Stimme bei einer normalen Lautstärke. "Dankedankedankedanke!"

"Schh, jetzt mach kein Theater. Der Unterricht fängt bald an." Nur das Funkeln in ihren schokoladenbraunen Augen ließ mich wissen, dass der Unterricht ihr sowas von egal war.
Doch wir mussten auf die Mittagspause warten, also mussten wir zuerst noch den Formalitäten des Aurordaseins und den Schutzmaßnahmen, die wir immer treffen müssten, zuhören.

Als die Mittagspause dann endlich begann, schob Marlene mich auf die Füße. "Geh, geh, geh", murmelte sie und zwinkerte mir zu. "Viel Glück!"

"Dir auch", entgegnete ich und eilte zu den Toiletten. Ich spürte, wie mein Herz nervös gegen meine Rippen schlug, doch ich musste das tun. Marlene hatte Stunden geredet, um mich davon zu überzeugen, dass das hier gut für mich sein würde, und ich würde sie nicht enttäuschen.

Ich schluckte, als ich die Tür zu der Mädchentoilette aufdrückte. Ich stellte mich vor eines der Waschbecken und wartete für ein paar Sekunden, ehe ich die Phiole aus der Tasche meiner Robe nahm.

Ich musste mich stark konzentrieren um die Geräusche von außerhalb der Toilette wahrzunehmen, als ich meinte, schnelle Schritte näherkommen zu hören, die Phiole entkorkte und über meinen Kopf hielt.

Die Tür öffnete sich genau in dem Moment, in dem ich die Phiole langsam neigte und es so aussehen ließ, als würde ich den Inhalt über mir ausschütten wollen.

Marlene war ein verrücktes Genie. Es war wirklich Lina, die schnellen Schrittes auf mich zu lief und flink die Phiole aus meiner Hand riss.
Jetzt musste Marlene nur noch ein zweites Mal recht gehabt haben und dieser Streich wäre ein Erfolg.

Lina lächelte mich an und musterte dann mit neugierigen Augen die Flüssigkeit in dem Fläschchen. "Was ist das?", fragte sie mich mit ihrer normalen, giftig süßen Stimme.
Doch jetzt wusste ich, dass ihr Lächeln gefälscht war, wann immer sie es auf mich richtete.

Ein Knoten bildete sich in meinem Hals. Es tat immer noch weh, dass sie einfach so plötzlich aufgehört hatte, mich zu mögen. Sie so spielen zu sehen, als hätte sie nie aufgehört, meine Freundin zu sein, tat mir mehr weh als ich zugeben wollte.

Trotzdem lächelte ich mein perfektes falsches Lächeln und gab vor, ihre gefälschte Freundlichkeit nicht zu bemerken. "Ach, es ist ein Geschenk, das Marlene mir gegeben hat. Nach so etwas wie dem habe ich schon seit Jahren gesucht, und sie hat es endlich gefunden! Es ist nämlich super selten, weißt du?"

"Was ist es?"

"Das wirst du sehen." Ich streckte meine Hand aus und wartete darauf, dass Lina mir die Phiole zurückgab.
Genau wie Marlene es vorhergesagt hatte, tat sie das nicht.

Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt