Kapitel 30

111 4 0
                                    

Touko stand auf, reichte ihm ihre Hand und zog ihn mit zu sich ins Zimmer.
"Bevor du da jetzt wirklich auf dem Boden schlafen musst... erzähl' mir, was vorgefallen ist..."
"Okay." Er setzte sich auf ihr Bett. "June ist so krass eifersüchtig... du hattest recht. Ich habe ihr ja mal meine Meinung gesagt, dass das was sie mit dir abzieht echt nicht klar geht. Sie hat halt die ganze Zeit diskutiert. Irgendwann fing sie an zu behaupten, dass wir beide doch was am laufen hätten, sonst würde ich dich ja nicht so verteidigen. Sprich, man solle ihrer Meinung ja als Junge nur mit seiner Freundin Zeit verbringen. Nicht nur, dass sie dich beleidigt hat, sondern auch dass sie mir versucht jeglichen Kontakt mit weiblichen Personen zu verbieten. Wir haben echt lange gestritten. Irgendwann ist sie dann auf mich losgegangen." Er zog sich seinen Pullover über den Kopf und zeigte Touko seinen Arm.
"Oha! Wie schlimm!"
"Jap... Ich hab sie dann auf den Boden gedrückt. Vorallem, komm erstmal auf die Idee auf einen anderen Menschen loszugehen. Mit einer Nagelschere! Da frage ich mich sowieso, warum sie sowas bei sich 'rumträgt?"
"Hast du Schluss gemacht?"
"Ja natürlich. Denkst du, dass ich noch eine Minute länger Zeit mit ihr verbracht hätte? Wer weiß was sie getan hätte, wäre ich irgendwann eingeschlafen! Das will ich mir gar nicht ausmalen." Er hielt kurz inne und atmete tief ein, bevor er fortfuhr: "Jedenfalls hat sie mich jetzt 'rausgeschmissen. Naja, ich bin ja mehr oder weniger freiwillig weg."

Touko strich mit einem angefeuchtetem Tuch über seinen Arm. "Wenn du erlaubst...?"
"Ja, ja. Mach ruhig."
Aus ihrer Tasche kramte sie einen Verband und umwickelte den Arm des Jungen.
"So. Jetzt leg dich da hin und ruh' dich aus." Sie schüttelte die Bettdecke aus und legte sich zu ihm. "Ist zwar etwas eng, aber sollte erstmal so gehen."
"Danke, dass ich hier bleiben darf."
"Na, aber hallo!"

Am nächsten Morgen wachte Touko auf. N lag nicht neben ihr. Sie sah sich um und hörte das Plätschern der Dusche.
'Ziemlich heftig, was June mit ihm gemacht hat...'
'Da gebe ich Lucario recht.' Rima nickte heftig, wobei ihr lilanes Fell schillerte.
"Wir müssen sie unbedingt loswerden. Ein für alle Male. Nur wie?"
'Keine Ahnung...'

Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür.
"Touko? Bist du schon wach?"
"Ja, wieso?"
"Könntest du mir meine Klamotten geben? Die liegen da drüben auf dem Stuhl. Hab ich vergessen mitzunehmen..."
"Ja, klar."
Die griff die Sachen und lief zum Bad.
N nahm sie entgegen.

'Warum holst du dir die nicht selber?' stichelte Rima.
"Ich will nicht unbedingt in Unterhose vor'm Fenster 'rumturnen."
Touko kicherte und setzte sich auf das Bett.

"Sag mal, weißt du, wann es weiter geht?"
"Morgen früh. Jedenfalls meinte das dein Bruder gestern. Du warst ja nicht mit da..."
"Nein... ich bin weiter hinten gegangen. Weit hinten." betonte sie und lehnte sich an der Wand an.

N band sich die Haare wieder zum Zopf und lief gut gelaunt durch das Zimmer.
"Gar nicht traurig?"
"Worüber denn?"
"Naja, dass ihr beide getrennt seid?"
"Nö, ich fühle mich um einiges erleichtert. Da war schon lange keine Liebe mehr dabei. Eigentlich nur Angst, dass sie irgendwas krankes tut, was sie dann gestern ja auch hat. Aber jetzt bin ich sie ja los."
"Hoffen wir's."

Gemeinsam liefen die beiden Trainer die Treppe hinunter.
"Weißt du, was mich richtig glücklich macht?"
"Was denn?"
"Dass ich dich endlich wieder gefunden habe. Ich dachte für zwei Jahre, dass du in der Schlacht gefallen wärst... wo warst du in der Zeit eigentlich?"
"In Ferrula, die meiste Zeit jedenfalls."
"Ist es dort wirklich so schön?"
"Nein... aber ich war froh, dass mich irgendjemand aufgelesen und gesund gepflegt hat. Und in dem Falle war das eben June..."
"Hm... kannst du dich an die Schlacht erinnern?"
"Nur daran, dass mich irgendjemand mit Hilfe eines ziemlich großen Pokemons außer Gefecht gesetzt hat... und kurz bevor alles schwarz geworden ist, jemand bei mir saß, der mir sehr viel bedeutet hat. Ich kann die Silhouette nur nicht zuordnen... ich habe den größten Teil der Erinnerungen scheinbar zurück, dennoch fehlen überall solche Elemente... diese eine Person ist es. Ich habe das Gefühl, dass diese Person ganz in der Nähe ist, näher, als dass ich es vermuten könnte... naja, wer weiß."
"Ja... wer weiß." Mit leerem Blick sah Touko zum Horizont.

"Hey, warum plötzlich so traurig?"
"Kannst du dich wirklich gar nicht mehr erinnern? An nichts mehr, was mit mir zusammen hängt? Was wir waren?"
"Du...?"
"Du hattest doch schon eine Erinnerung an mich gehabt! Mein Geburtstag! Weißt du noch?"
"Nein..."
"Die Erinnerungen können wieder schwinden...?" murmelte sie zu sich selbst.

N überlegte. "Vielleicht müssen wir beide zu den Orten zurückkehren?"
"Nein, dann hättest du jetzt hier in Ondula auch Erinnerungen gesammelt."
"Habe ich doch."
"Echt?"
Er nickte, woraufhin Touko begann nachzudenken.

》When We Meet Again《Where stories live. Discover now