105 》Laura

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Sonntag, 5. August 2018

Eine Träne fiel zu Boden. Vorsichtig hielt ich Eskay meinen Arm hin und drehte ihn so, dass er es sah. Er war der Erste, dem ich die zeigte. Meine Narben. Zwei kleine Narben zierten mein Handgelenk. "Nachdem die ganze Klasse heraus gefunden hat, dass Max schwul ist, haben sie angefangen mich zu mobben. Weil ich ihn verteidigt habe, auch wenn er schon lange weg war. Jeden Tag Hässelein und Spott. Es kam so weit, dass mich eine in Sport absichtlich von dem Schwebebalken geschubst hat. Ich bin so dumm, auf die Hand gefallen und habe sie mir dadurch gebrochen. Und für was? Für meinen 'besten' Freund, der einfach mal mit meinem Bruder Schluss macht und sich dann nicht mehr bei mir meldet. Ich habe ihn verteidigt, ihn beschützt. Und er? Er hat mich vergessen. All das was wir erlebt hatten. Was uns zu dem gemacht hat, wer wir heute sind. Das hat uns zu Matt und Laura gemacht. Das hat mich zum Lachen gebracht." Weitere Narben zierten meinen Arm. Sie war nur noch leicht zu erkennen. "Die hier davon, dass sie dachten, dass es lustig ist, jemanden die Haut aufzuschneiden." Ich zeigte auf eine andere Narbe, sie war tiefer als die anderen. "Die habe ich mir zugefügt." Und dann deutete ich auf mein Herz: "Hier ist die größte Narben von allen. Die Narbe, die mir Max und Justin zugefügt haben. Sie ist nicht sichtbar, weil sie tief im Inneren verborgen ist, wie meine Erinnerungen. Und meine Liebe zu Justin. Und die wohl wichtigste Freundschaft meines Lebens."

"Ich geh mal kurz aufs Clo", meinte Sebastian und stand auf. Ich nickte nur. Mir war bewusst, dass er es nicht gesehen hatte, weil er schon verschwunden war. Als er wiederkam, war meine Laune im Keller. "Dich hat jemand angerufen", meinte ich emotionslos. "Wer denn?", fragte er neugierig. "Dein Bruder", erwiderte ich schlicht. Es hatte so gut getan, seine Stimme zu hören. Ich vermisste diese Stimme. Ich vermisste ihn. Ich vermisste diesen süßen Jungen, der mich immer so gerne in seinen Armen gehalten hatte. Ich vermisste meinen besten Freund, den ich nie vergessen habe und auch nie werde.

Der Bruder meiner besten FreundinDove le storie prendono vita. Scoprilo ora