⊶7⊷

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Taehyung Pov

Als er mir sagte, dass ein Gespräch zwingend notwendig ist, stimmte ich dem zu. Am liebsten hätte ich dieses Gespräch zusammen mit einem Anwalt geführt und einem Beamten, der seinen verrückten Freund, oder welche Beziehung die beiden auch immer zueinander haben, aufhalten kann, falls dieser wieder der Meinung ist er müsste mich wegen eines Ringes umbringen.

Als er sagte, er müsste aber alleine mit mir sprechen und das es wichtig sei, bevor ich entschließe Hoseok anzuzeigen, willigte ich mit einem mulmigen Gefühl ein. Fast wäre ich aufgesprungen, als nicht der Typ, der mir mein Handy weggenommen hat, sondern Jung Hoseok selber im Restaurant auftaucht.

Schon wieder komme ich nicht umhin zu bemerken, dass es scheint als hätte er seine ganze Persönlichkeit geändert. Wo seine Haare noch letztes mal aus dem Gesicht gestrichen waren, sind sie es dieses mal nicht und statt den schwarzen Klamotten, die ihn aussehen lassen wie jemanden von der Mafia, trägt er genau wie damals als ich ihn das erste mal traf einen Anzug.

Obwohl ich am liebsten sofort wieder abgehauen wäre, bevor er mir wieder unterstellt irgendetwas von ihm geklaut zu haben, bleibe ich sitzen, selbst als er auf dem Stuhl mir gegenüber Platz nimmt und mich mit einem Lächeln begrüßt. Vielleicht ist es auch eben dieses Auftreten, das Welten von seinem Verhalten gestern entfernt ist, welches mir einwenig Ruhe schenkt.

Es ist die gleiche Person. Es ist das gleiche Gesicht, mit den gleichen Augen, den gleichen Lippen, der gleichen Nase und sogar derselben kleinen Narbe auf der Wange, aber es ist nicht der gleiche Mensch. Die Ausstrahlung ist eine ganz andere, mal abgesehen davon das seine Lippen heute sogar tatsächlich ein Lächeln formen können und seine Augen wieder den Glanz haben, der mich damals auf der Brücke so fasziniert hat.

Die ersten Sekunden redet keiner von uns. Ich, weil ich nicht weiß womit ich anfangen soll. Eigentlich war mein Vorhaben, ihm ein schlechtes Gewissen zu bereiten und ihm klar zu machen, dass ich nicht von einer Anzeige absehen werde, aber jetzt, wo ich ihn hier sehe und er inmitten der ganzen Menschen aussieht wie die Unschuld in Person, trotz der gewissen sexy Ausstrahlung, die ihm dieser Anzug verleiht, da kann ich es nicht. Es ist wirklich, als wäre das hier vor mir ein ganz anderer Mensch.

"Ich... Ich weiß nicht wo ich anfangen soll..." Er atmet tief durch und nimmt einen Schluck aus dem Glas Wasser, das die Kellnerin gebracht hat. Selbst wenn ich wüsste, was er zu sagen hat, könnte ich ihm nicht helfen, denn ich finde selber keine Worte um dieses Gespräch anzufangen. Eigentlich hätte auch sein Freund, Fahrer, was auch immer hier sitzen und mir das erklären sollen, aber nun sitzt das eigentliche Problem vor mir.

"Dein Freund sagte mir, dass es eine Erklärung für das ganze gibt. Vielleicht beginnst du damit."

Ich bin ja mal gespannt, das für eine Erklärung oder einen Grund es für die beiden geben mag. Mir ist klar, dass ich den Ring eigentlich hätte abgeben sollen, er scheint ihm ja auch ziemlich wichtig zu sein, obwohl er ihn heute nicht einmal trägt, aber wie groß wäre die wahrscheinlichkeit gewesen, dass er bei der Polizei danach sucht? Ich gebe zu, dass ich es viel zu schade fand ihn einfach in irgendeiner Kiste versauern zu lassen, selbst wenn er für mich keinerlei Bedeutung hatte. Aber egal wie wichtig er ihm ist, das hätte er mir auch verbal beibringen können.

Er zuckt mit den Schultern und schenkt mir ein schüchternes Lächeln, das mich wahrscheinlich für ihn eingenommen hätte, wenn er eine Frau wäre. "Das ist es ja", beginnt er und kratzt sich nervös am Hinterkopf. "Ich weiß nicht, wie man das am besten erklären soll."

Die letzten Worte waren nichts weiter als ein murmeln, denn er wirkt plötzlich nicht mehr wirklich anwesend, fasst sich mit den Fingern an seine schläfe und droht nach vorne zu kippen. Er fasst sich noch mal, scheint sich selber dazu zu zwingen wieder eine gerade Position einzunehmen und die Augen zu öffnen. Obwohl ich wohl jedes Recht gehabt hätte diesen Mann zu verachten, weckt das, was gerade passiert ist, Mitleid in mir. Es sah aus, als hätte er fast sein Bewusstsein verloren.

Kaum hat er sich wieder zusammen gerissen, springt er auch schon auf und sieht mich mit großen Augen so panisch an, wie ein Mensch es von einer Sekunde auf die andere nur sein kann. "Ich fürchte, wir müssen dieses Gespräch verschieben. Entschuldige mich."

Verwirrt sitze ich wie angewurzelt weiter auf meinem Stuhl herum und starre seinen Rücken an als er sich umdreht und mit schnellen Schritten in Richtung Tür geht. Doch ankommen tut er da nicht. Vor den Augen der Gäste und vor allem vor meinen, fällt er auf den Boden, fasst sich wieder, genau wie vorhin, an seinen Kopf und windet sich vor Schmerzen.

Er schreit nicht, lediglich ein stöhnen ist manchmal zu hören und doch sieht man ihm an unter welchen Schmerzen er leidet, nur warum weiß ich nicht. Während die anderen Menschen, sogar die Kellner, ihn nur anstarren und einige sogar Murmeln statt ihm zu helfen, springe ich auf und lasse mich neben ihm auf die Knie fallen, genau in dem Moment als er sich nicht mehr bewegt sondern nun vollkommen regungslos auf dem Boden liegen bleibt.

Vorsichtig hebe ich seinen Kopf hoch, lege ihn auf meinen Schoß und sehe ihm ins Gesicht. Mittlerweile sehe ich einige der Leute an ihrem Handy und hoffe, dass sie es nicht nutzen um hier ihre Filmchen zu drehen, sondern um einen Krankenwagen zu rufen.

Ich zucke zusammen, als er plötzlich die Augen aufschlägt und mir direkt in meine sieht. Er bewegt sich nicht, bleibt vollkommen regungslos weiter in meinem Schoß liegen und alles was er tut ist mir in die Augen zu sehen, aber das reicht um mich zwei Sachen verstehen zu lassen.

Erstens, das hier sind schon wieder nicht die Augen von Jeon.

Und zweitens, diese Tatsache kann nur Ärger für mich bedeuten.

Faces |Vkook|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt