⊶61⊷

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Jungkook Pov

Ich schreie selbst dann noch weiter als ich mich wieder in der Realität und nicht mehr im Traum befinde. Ich spüre die Schmerzen in meinen Knien und meiner Schulter, die vom Fall aus dem Bett auf den harten Boden kommen müssen und ich spüre den weichen Teppich unter meinen Fingern, bin aber nicht imstande dieses Gefühl zu genießen. Die Bilder spuken mir immer noch im Kopf herum.

Diese beiden Jungs, das waren definitiv Yeongsu und ich, aber ich kenne die Männer nicht, die ihn von mir weggezerrt haben und später dann zurück gekommen sind um mich zu verprügeln als ich keine Ruhe geben wollte. Generell verstehe ich nicht wirklich was es mit diesem Traum auf sich hatte, alles was ich weiß ist, dass es kein schöner war.

Es war so unglaublich dunkel im Raum, man hat nicht einmal die eigene Hand vor Augen gesehen. Das Tageslicht, das durch die offene Tür drang als die Männer hinein kamen, wirkte schon beinahe Fremd. Alles was als Lichtquelle diente war also diese kleine, schwache Lampe an der Decke, für die wir aber keinen Schalter hatten. Sie wurde nur ein einziges Mal am Tag für zwei Stunden angeschaltet.

Wir waren in diesem Raum eingesperrt, soviel habe ich verstanden, aber warum? Wer waren diese Menschen und wieso wurde nur Yeongsu raus geholt? Es sind Fragen auf die ich keine Antworten haben und die nur noch mehr Fragen in mir wecken, zum Beispiel warum Yeongsu mir nie davon erzählt hat. Auch unsere Eltern schienen eine Rolle zu spielen, ich war es immerhin der sie erwähnt hatte, also wissen auch sie sicher mehr über das alles als sie zugeben möchten.

Es gibt zwei Dinge, bei denen ich mir hundert pro sicher bin was diesen Traum angeht. Erstens, war es eine Erinnerung die in der Zeit zwischen meinem neunten und zwölften Lebensjahr spielt, also die Zeit, die ich komplett vergessen habe und zweitens, hat es irgendetwas mit den Persönlichkeiten zu tun, denn irgendwo in dieser Zeit muss irgendetwas passiert sein das dazu geführt haben muss das ich sie kreiert habe.

"Spielst du den Detektiven? Glaubst du dafür bereit zu sein?", höre ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf sagen und sehe mich panisch im Raum um, in der Hoffnung es wäre nicht bloß Einbildung. "Erkennst du meine Stimme nicht wieder? Vielleicht hätten wir dich nicht so lange ignorieren sollen."

Diese Aussage reicht um mich wissen zu lassen, dass es keine Stimmen sind, die mir sagen das ich verrückt werde. Es ist tatsächlich eine gefühlte Ewigkeit her seit ich zuletzt mit den anderen Persönlichkeiten gesprochen habe, so lange das ich selbst diese tiefe und früher mir so bekannte Stimme nicht wiedererkannt habe.

"Was willst du?", frage ich und setze mich langsam auf, als könnte er mich sehen. Er ist zwar nur in meinem Kopf, aber das reicht für ihn um zu merken ob es mir gut geht oder nicht und wenn er merkt das letzteres der Fall ist, das ich auch nur für einen Moment anfange zu schwächeln, dann stürzt er sich auf mich.

Eigentlich gibt es nur eine Sache die er nach all der Zeit wollen könnte. Es ist kein Zufall, das er sich genau jetzt wieder bei mir zu Wort meldet, wo ich dabei bin mich zu erinnern. All die Jahre haben sie mich behandelt wie einen ausgestoßenen, das wird sich nicht von der einen Minute auf die andere ändern.

Sie haben Angst. Angst davor das ich tatsächlich beginne mich zu erinnern und sie bald überflüssig sein werden.

"Das war erst der Anfang. Ich spüre deinen Herzschlag, du hast Angst vor dem was noch kommen wird, weil das hier bereits schlimm genug für dich war. Bist du sicher, dass du dich erinnern willst?"

Ich antworte nicht sofort, ich bleibe sitzen und denke über seine Worte nach während ich die Augen schließe, weil das helle, weiße Licht darin brennt. Seine Worte überraschen mich nicht, das er mir das ausreden wollen würde war von Anfang an klar, aber ich kapiere eine Sache denoch nicht. Normalerweise klingt er immer wütend, sein Hass mir gegenüber ist nicht zu überhören, zumindest hat Jackson mir das erzählt und seine Taten wenn er die Kontrolle über meinen Verstand hat sprechen ja auch für sich. Aber warum ist er dann gerade so ruhig?

Da ist keine Wut, keine Angst und keine Verbitterung, es ist viel eher Resignation, als hätte er alle Hoffnung bereits aufgegeben. Was auch immer es ist, ich spüre eine Welle der Erleichterung, die mich durchflutet, weil er mir nicht wie das letzte mal als er zu mir gesprochen hat indirekt droht oder mir Angst macht.

Ich balle die Hände zu Fäusten und nicke. "Ich bin mir sicher."

"Selbst wenn du daran zerbrechen könntest?", fragt er dieses mal vorsichtiger, aber ich nicke erneut.

"Wenn ich daran zerbreche, dann war ich nicht stark genug, aber das ist der Lauf der Dinge. Das hier ist kein Zustand, in dem ich auf ewig weiter leben will." Ich öffne die Augen und spüre wie der Platz in meinem Kopf langsam leerer wird, ein Zeichen dafür das Hoseok wieder verschwindet, aber bevor er ganz weg ist füge ich noch etwas hinzu, was unglaublich spontan kommt.

"Danke", sage ich leise und muss bei dem Gedanken Lächeln das ausgerechnet Hoseok diesen Dank empfängt.

"Wofür?", fragt er ebenso leise, fast kaum mehr hörbar.

"Ich weiß es nicht. Es gibt zu viel wofür ich euch danken muss, aber fürs erste nimm es als Danke fürs beschützen."




Faces |Vkook|Where stories live. Discover now