⊶35⊷

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Taehyung Pov

Es ist stockfinster als ich an diesem Morgen aufwache. Ich habe das Glück so etwas wie eine innere Uhr zu besitzen, die mich nicht länger schlafen lässt als bis spätestens 9 Uhr, weswegen ich mir, trotz der Dunkelheit in diesem Raum, sicher bin das es ziemlich früh am Morgen ist und nicht etwa mitten in der Nacht, sowie man es eigentlich ahnen würde. Ich brauche auch keine Zeit um mich daran zu erinnern warum ich überhaupt in einem anderen Zimmer bin als meinem eigenen, das weiß ich sofort.

Jungkook Bitte gestern bei ihm zu schlafen kam für mich ziemlich überraschend, immerhin habe ich fest damit gerechnet das zwischen uns erst einmal eine lange und unangenehme Pause herrschen würde, in der keiner weiß was er dem jeweils anderen sagen soll. Anfangs wusste ich nicht was ich tun soll, denn um ehrlich zu sein war ich sogar ein wenig überfordert wegen seiner Bitte, aber trotzdem habe ich zugesagt.

Es war nicht nur, weil er mich gefragt hat, sondern auch weil ich es selber wollte. Ich kann es nicht abstreiten, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle und seine Nähe genieße. Diese möchte ich so oft und so lange es geht genießen, allerdings war ich im Gegensatz zu ihm noch recht zurückhaltend, denn während ich noch etwas gezögert habe bevor ich mich zu ihm unter die Decke gelegt habe, hat er direkt seine Arme um mich geschlungen und mich an seine Brust gepresst.

Im Gegensatz zu mir scheint er körperliche Nähe also gewohnt zu sein, das ändert aber nichts daran, dass mir das ganze anfangs ziemlich peinlich war und ich eine Weile gebraucht habe bis ich die Anspannung ablegen um das alles genießen zu können. Wir haben kein Wort gesprochen, alles was wir taten ist die Gegenwart des jeweils anderen zu genießen.

Nachdem er eingeschlafen ist, habe ich mich aus seinem Griff befreit um in die Küche zu gehen und etwas Wasser zu trinken. Dabei ist mir etwas aufgefallen, was mich ziemlich stutzig gemacht hat. An seinem linken Handgelenk befindet sich eine Narbe, in der Form eines '×', etwa fünf Zentimeter groß. Es sieht nicht aus wie etwas, was er sich selbst angetan haben könnte, auch wenn das möglich ist und eigentlich wollte ich ihn das fragen nachdem wir beide aufwachen, aber jetzt wo ich das getan habe, befindet er sich nicht mehr neben mir.

Langsam setze ich mich auf und schwinge die Beine über das Bett. Er hat gesagt, dass er das gesamte Wochenende frei hat, zur Arbeit kann er also nicht gegangen sein und die Schlüssel habe ich auch versteckt, die würde er niemals von alleine finden. Er muss also noch im Haus sein.

Ich gehe ins Bad, wasche mir das Gesicht und richte meine Haare bevor ich zuerst die untere Etage mit dem Wohnbereich, der Küche und seinem Arbeitszimmer absuche, aber er befindet sich in keinem davon. Mein Zimmer ist auch leer, genau wie der Rest des Hauses und auch sonst ist es vollkommen still.

Bevor ich noch einmal genauer darüber nachdenken kann wo er sich befinden könnte, laufe ich zurück in mein Zimmer, reiße die Schublade mit meinen Unterhosen auf und nehme den Boden daraus heraus um an den zweiten zu gelangen. Erleichtert atme ich aus als ich sehe, dass sich der Schlüssel noch an Ort und Stelle befindet, gleichzeitig wächst aber meine Verwirrung.

Die Fenster sind alle durch ein Passwort verschlossen und Kugelsicher, sodass sie nicht kaputt gemacht werden können. Da es sich beim Passwort weder um einen Geburtstag noch sonst irgendetwas persönliches handelt, ist es also beinahe unmöglich das er die von mir zufällig ausgewählten Ziffern herausgefunden und so geflüchtet sein könnte.

Der einzige andere Weg aus dem Haus zu gelangen ist die Garage. Auch dafür bräuchte er einen Schlüssel, aber den hat er mir gestern Abend im Gegensatz zu dem des Hauses nicht gegeben. Wenn er also das Haus verlassen hat, dann nur durch die Garage und wahrscheinlich dann auch mit dem Auto. Ich muss also nachgucken gehen, ob das Auto noch da ist und wenn nicht, dann muss ich umgehend Jackson darüber informieren.

So schnell es nur geht setze ich den zweiten Boden wieder in die Schublade, schmeiße meine Unterwäsche einfach rein und laufe wie ein Wilder durch das gesamte Haus nach unten in die Garage. Ich reiße die Tür auf, stolpere beinahe über den Absatz, fange mich aber noch im letzten Moment und lasse meinen Blick durch die Garage schweifen.

Ich schreie fast vor Freude auf als ich sowohl Hoseoks Rotes Auto als auch das Schwarze von Jungkook erblicke, die beide noch an Ort und Stelle stehen, aber in der Mitte des Raumes noch was anderes, oder besser gesagt jemand anderes dort stehen sehe.

"Nein!", schreie ich, aber nicht aus Freude wie ich es anfangs vorgehabt habe, sondern aus purer Angst vor dem, was als nächstes passieren könnte. Er wird aufmerksam auf mich, dreht sich um und sieht mich mit dem selben Gefühlsabwesenden Ausdruck im Gesicht und der Trauer in seinen Augen an, wie die letzten beiden Male als wir uns trafen.

Ich möchte nach vorne rennen, irgendetwas anderes tun als nur hier zu stehen und ihn mit großen Augen anzusehen, die sich langsam mit Tränen füllen, aber ich weiß das jeder falsche Schritt sein Ende bedeuten kann. Ich weiß, dass er meine Angst um ihn mit als Grund benutzen wird es zu tun.

Noch nie habe ich mich so Machtlos gefühlt wie in diesem Moment, noch nie habe ich solche Angst verspürt. Ich muss etwas tun, ich kann nicht einfach hier stehen und ihn ansehen in der Hoffnung er wird von alleine wieder zur Besinnung kommen, denn das wird er nicht, weil das nicht Jungkook ist. Es ist Yoongi, der mit einer Schlinge um seinen Hals auf dem Stuhl steht und jederzeit seinem und damit auch Jungkooks Leben ein Ende setzen könnte.

Faces |Vkook|Where stories live. Discover now