Faces |Vkook|

⊶83⊷

Taehyung Pov

Es ist bereits das dritte mal das ich den selben Becher wasche, den ich immer wieder zurück in die Spüle stelle statt zum trocknen zur Seite. Die Geschirrspülmaschine ist seit einigen Tagen kaputt und weil sowohl Jungkook als auch ich zu viel mit dem Stress des Alltags zu kämpfen haben, sind wir noch nicht dazu gekommen eine neue zu kaufen. Wir wechseln uns also mit dem Abwasch ab, je nachdem wer gerade zu Hause ist und Zeit hat.

Mir persönlich macht der Abwasch nichts aus, das was ich hasse ist Fenster wischen und vor allem das Staubsaugen, das kann ich auf den Tod nicht ab. Zum Glück macht Jungkook das nicht so viel aus, der macht beides und ich mache dafür die Wäsche und das allgemeine aufräumen. Wir kommen gut miteinander klar, der Alltag gestaltet sich recht angenehm und mittlerweile habe ich das Gefühl, bereits hier zu leben.

Ich weiß, dass ich nur vorübergehend hier eingezogen bin, weil ich Jungkook mit seinem Problem helfen wollte, aber ich erwische mich immer wieder selber bei dem Gedanken wie es wohl wäre einfach meine Sachen zu packen und hier einzuziehen. Leider ist das nicht nur meine Entscheidung und ich möchte Jungkook auch nicht darauf ansprechen, er soll eine solch wichtige Entscheidung nicht unter Druck treffen.

Wir haben noch genug Zeit für uns beide, was vor geht sind gerade die wirklich wichtigen Dinge. Jungkook muss noch einige Wochen für die Firma seiner Eltern arbeiten, aber er weiß schon was er danach machen wird. Er sagte, dass er sich im Sommer an meiner Uni einschreiben wird, für das Fach Psychologie.

Schon Ironisch, dass ausgerechnet er die Psyche eines Menschen studieren möchte, aber gerade deswegen finde ich das es eine unglaublich gute Idee ist. Ich würde ihn bei allem unterstützen, was er sich ausgesucht hätte, nur aus dem Grund, das er es aus freiem Willen entschieden hat und es nicht nur tut weil andere es so wollen. Dieses Psychologiestudium ist etwas, was er wirklich will und das reicht mir um selber alles zu geben, damit er dieses Ziel erreicht.

Ich schrecke zusammen als meine Gedanken durch das Vibrieren meines Handys unterbrochen werden. Ich werfe einen kurzen Blick über die Schulter auf den Bildschirm nur um festzustellen, dass es Jackson ist der anruft. Es kommt nicht häufig vor, das ich Anrufe von ihm bekomme, aber meistens betreffen sie Jungkook und sind wichtig, also kann ich das schlecht ignorieren.

Ich drehe den Hahn zu und ziehe die Handschuhe, mit denen ich abgewaschen habe, aus bevor ich mein Handy in die Hand nehme und den Anruf in letzter Sekunde annehme.

"Hallo?", melde ich mich und warte bis das rascheln am anderen Ende der Leitung abgeklungen ist bevor ich mich wiederhole. Es klingt, als wäre Jackson irgendwo im freien, sicher nicht im Auto, dafür ist das rascheln viel zu laut und das gemurmel der Menschen um ihn herum ebenfalls.

Ich warte ein wenig, beschließe nicht sofort aufzulegen obwohl ich kein Wort von Jackson höre, nur seine gehetzten Atemzüge. Es hört sich tatsächlich an, als würde er laufen und das nicht gerade langsam. Er klingt außer Puste, flucht immer wieder und wenn ich nicht wüsste, was für ein ruhiger Mensch er normalerweise ist und das er nur in den stressigsten Situationen flucht, dann hätte ich jetzt wohl gelacht.

"Taehyung?", sagt er nach einer ganzen weile und das rascheln hört auf kurz bevor eine Autotür zu hören ist, die zugeknallt wird. "Gut das ich dich erreiche, wir haben einen Notfall."

"Ist Jungkook etwas passiert?", frage ich, springe sofort von dem Stuhl auf, auf den ich mich gesetzt habe und ziehe die Schürze aus, mit der ich den Abwasch gemacht und zuvor gekocht habe. Ich bin bereits auf dem Weg zur Haustür um in meine Schuhe zu schlüpfen, als er mir antwortet.

"Nicht direkt", sagt er und seufzt verzweifelt. "Ich habe ihn nur für eine Sekunde aus den Augen gelassen und als ich von der Toilette zurück kam, war er verschwunden."

Ich entferne das Handy ein Stück von meinem Ohr als das laute Hupen eines Autos zu hören ist und Jackson erneut laut flucht. Das alles ist gerade viel zu wirr für mich um irgendetwas zu verstehen. Jackson passt auf Jungkook während der Arbeit auf, ich tue das Privat, aber ich verstehe nicht ganz warum Jungkook einfach so verschwinden sollte ohne ihm Bescheid zu sagen. Es sei denn, es ist gar nicht Jungkook, der verschwunden ist.

"Wer von den beiden ist es?", frage ich und schließe erschöpft die Augen in der Hoffnung es ist der Gewalttätigere, aber nicht so anstrengende von beiden.

"Rate mal wer vor fünf Minuten ein Selfie aus dem Krankenhaus hochgeladen hat?
#MeinGesichtHeiltSelbstVerbrennungen."

Ich lasse mich mit der Stirn voraus gegen die Tür fallen und kneife die Augen zusammen um nicht sofort mit dem weinen anzufangen. Jungkook hatte viele verschiedene Persönlichkeiten. Eine ruhige, einen mit Alkoholsucht, einen der sich dauernd umbringen wollte, eine die für Jahre verschwunden war und einen der vor Gewalt nicht zurück schreckt, aber der wohl anstrengendste von ihnen ist Jin.

"Verdammte scheiße, ich habe ihn!", höre ich ihn rufen und das rauschen beginnt von vorne.

"Halt ihn fest, wenn es sein muss knebel ihn und droh ihm damit eine Katze auf sein Gesicht zu setzen wenn er sich weigert auf dich zu hören. Schick mir danach deinen Standort, ich mache mich auf den Weg."