⊶10⊷

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Jungkook Pov

"Herein", rufe ich als jemand an der Tür zu meinem Büro klopft und hebe den Kopf um zu sehen wer es ist. Sonderlich überrascht bin ich nicht, als Jackson vor mir steht.

Obwohl er nicht nur mein Assistent, sondern auch mein bester Freund ist, immerhin ist er der einzige den ich habe, bin ich enttäuscht. Seit fast zwei Jahren arbeite ich für die Firma meiner Eltern. Es gibt so viele Mitarbeiter, so viele Menschen, die an den spielen arbeiten welche dann unter unserem Namen veröffentlich werden, aber der einzige Mensch, den ich jeden Tag sehe, ist Jackson.

Ich sollte eigentlich glücklich sein, denn ich könnte mir niemand treueres vorstellen. Er weiß so viel über mich, dass es nur ein einziges Wort an die Presse braucht um mich und meine ganze Familie zu ruinieren, aber ich habe niemals auch nur einen Moment daran gedacht, dass er dieses Wissen ausnutzen könnte. Dafür ist Jackson als Freund und als Mitarbeiter der Familie Jeon viel zu loyal.

Er ist es, der mich immer überall hin fährt und der mir in den schwierigsten Situationen aus der Patsche hilft, vor allem was diese eine Sache in meinem Leben betrifft. Er ist der einzige, der über meinen Zustand Bescheid weiß und dabei wird es auch bleiben. Als mein einziger Freund ist er auch der einzige, der es jemals erfahren darf.

Trotz der Enttäuschung, die sich in mir breit macht, weil es erneut einer dieser Tage ist, in denen mir bewusst wird wie wenig Menschen es doch gibt, die mir was bedeuten und vor allem denen ich was bedeute, begrüße ich ihn mit einem Lächeln und winke ihn zu mir rein.

Ich weiß noch, als er immer die dämliche Angewohnheit hatte sich zu verbeugen, jedes mal wenn er mich begrüßte. Das war zu Anfang seiner Zeit hier, als meine Eltern ihn gerade erst als meinen persönlichen Assistenten eingestellt haben. Aber selbst nachdem er heraus fand, was mit mir nicht stimmte und es niemandem sagte, machte er weiter, trotz meiner bitte er soll mit mir umgehen wie mit einem Freund. Es dauerte ein ganzes Jahr lang, bis er es beherzigte und trotzdem nennt er mich auch heute noch Mr. Jeon statt Jungkook.

Aber damit kann ich Leben, solange er an meiner Seite bleibt. Ohne ihn wäre ich wohl vollkommen alleine. Obwohl, ich hätte noch meinen Bruder, den einzigen in der Familie mit dem ich mich verstehe. Ich habe eine Erinnerungslücke von etwas mehr als drei Jahren meines Lebens, nämlich von dem Tag meines 9 Geburtstages, bis hin zu fünf Monaten nach meinem 12. Ich weiß nicht, was in dieser Zeit passiert ist, alles was ich weiß ist, dass sich in diesen drei Jahren die anderen Persönlichkeiten entwickelt haben und meine Eltern mich seitdem wie jemand Fremden behandeln.

"Was gibt es, Jackson?", frage ich in der Hoffnung es ist irgendetwas erfreuliches, irgendtwas was mich von der Vergangenheit ablenken kann. Er tritt einen Schritt in den Raum hinein, die Hände hinter dem Körper verschränkt. Generell wirkt er ein wenig angespannt und ich kann bereits daran erkennen, dass es nicht annähernd erfreulich ist.

"Kim Taehyung ist hier um mit Ihnen zu sprechen."

Er sieht mich forschend an, als wolle er beobachten was für eine Reaktion dieser Name in mir auslöst und tatsächlich fällt es mir schwer so zu tun, als wäre es nichts. Kim Taehyung, der Mann, der Yoongi damals vom Springen aufgehalten und mir damit mein Leben gerettet hat. Der Mann, der beinahe von Hoseok umgebracht wurde und der Mann, vor dem ich vor vier Tagen weggelaufen bin, kurz nach dem Yoongi wieder Kontrolle über mein Verhalten hatte.

Was tut er denn hier?

"Soll ich ihn weg schicken? Ich könnte ihm sagen, Sie wären nicht da."

"Nein, auf keinen Fall", sage ich und nehme meine Brille ab. "Er hat mich damals an der Brücke stehen sehen, wahrscheinlich denkt er ich wollte mir das Leben nehmen. Was wenn er damit an die Öffentlichkeit geht?" Alleine die Vorstellung, was das auslösen könnte ruft in mir Panik hervor. Meine Familie, die mich sowieso verachtet, würde mich nur noch mehr ausstoßen. Ich muss mit ihm reden und mir sein Schweigen sichern.

"Schick ihn rein."

Ich streiche mein Jackett glatt und setze mich wieder hin als Jackson ohne meine Entscheidung zu hinterfragen nickt und wieder durch die Tür verschwindet. Kaum habe ich wieder auf meinem Stuhl Platz genommen, geht die Tür auch schon wieder ein weiteres mal auf.

Ich tue so, als würde ich an meinem Laptop arbeiten und beachte ihn gar nicht, als er den Raum betritt und Jackson mit dem Hinweis, er kann sich auf den Stuhl vor meinen Schreibtisch setzen, die Tür schließt. Er darf mir bloß nicht anmerken, wie nervös ich bin. Wenn er das sieht, dann hat er leichtes Spiel mit mir.

Bisher hat er auf mich nicht den Eindruck gemacht, als wäre er ein schlechter Mensch, aber ich werde mich nicht auf den ersten Eindruck fest legen. Wer weiß, wie er wirklich tickt. Wenn er hierher gekommen ist um mich zu erpressen, dann muss ich es so aussehen lassen als wäre ich sehr selbstsicher und selbstbewusst. Er darf mir nicht ansehen, wie unsicher ich bin.

"Mr. Jeon?", fragt er zögernd und nimmt tatsächlich auf dem Stuhl mir gegenüber Platz. Obwohl es eigentlich nichts gibt, was ich bearbeiten müsste, tue ich so als hätte er mich gerade bei etwas wichtigem gestört und sehe gespielt genervt von dem Monitor des Computers zu ihm.

"Ich hoffe für Sie, dass Sie mich mit einem guten Grund stören, denn Ihnen sollte bekannt sein, dass Zeit Geld ist, Mr. Kim. Also drücken Sie sich bitte kurz aus." Verdammt, ich könnte mich ja selber für diese Arroganten Worte schlagen, so schrecklich finde ich es das zu sagen, aber es geht nun mal nicht anders. Man kann nicht von jedem Menschen gemocht werden, vor allem dann, wenn man versucht sich selber zu schützen.

"Wie Sie wollen", sagt er und beugt sich weiter nach vorne um mir mit diesen großen, braunen Augen in meine zu sehen. "Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Bescheid weiß. Ich weiß, dass Sie unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leiden."

Faces |Vkook|On viuen les histories. Descobreix ara