⊶11⊷

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Jungkook Pov

Es gab schon häufig Momente, wo ich mir wünschte ich hätte statt den Persönlichkeiten die Fähigkeit entwickelt mich unsichtbar zu machen, denn ich bin ein Mensch, der nicht mit komplizierten Situationen umgehen kann, die einen belasten. Zuerst wäre da die Reaktion meines Körpers, die Nervosität, das Herzrasen und der Schweiß, der aus jeder Drüse geschossen kommt, aber natürlich spielt auch meine Gefühlswelt verrückt wenn ein so sensibles Thema wie dieses aufkommt.

Ich habe gedacht, er wäre hier um mit mir über die Sache auf der Brücke zu reden, oder noch viel wahrscheinlicher über das, was zwischen Hoseok und ihm vorgefallen ist. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich auch alles getan um eine Erklärung von dem Kerl zu bekommen, der einfach an meiner Uni auftaucht und so eine Show abzieht.

Hoseok ist die einzige Persönlichkeit, die seine Erlebnisse nicht in das Tagebuch schreibt. Wenn Jackson mir nicht erzählt hätte, was damals vorgefallen ist, dann hätte ich auch nicht die Möglichkeit bekommen mich zu entschuldigen, obwohl das vielleicht auch besser gewesen wäre, immerhin kam es so zu einer zweiten Begegnung mit Yoongi.

Ich öffne den Mund um das alles sofort abzustreiten, so zu tun als wüsste ich nicht wovon zur Hölle er da spricht und die Selbstsicherheit und Arroganz, die ich bereits zu Anfang an den Tag legen wollte, wieder aufzunehmen. Aber alleine sein Blick, sein ganzes Auftteten, verrät mir das nichts davon etwas bringen würde.

Das einzige Geheimnis, das ich habe, von dem nur Jackson was weiß und das ich nicht einmal meiner eigenen Familie anvertraue, wurde gelüftet von einem wildfremden Studenten, der wahrscheinlich nur das eine im Kopf hat. Aber dieses eine kann ich ihm geben. Obwohl ich es hasse, mit meinem Geld die Sachen zu lösen, geht es nicht anders. Ich muss mir sein Schweigen erkaufen.

"Hast du irgendeine bestimmte Summe im Kopf?", frage ich und öffne die oberste Schublade auf meiner rechten Seite. Ich habe noch nie dieses Scheckbuch benutzt, ich halte nichts von diesen Dingern, aber wenn es darum geht eine große Summe an jemand anderes zu zahlen, dann sind sie wohl doch ziemlich nützlich.

"Wovon reden Sie?", fragt er verwirrt, aber ich schüttle nur lachend den Kopf und unterbreche das schreiben.

"Ich frage dich, wie viel Geld du möchtest, denn deswegen bist du doch hier, nicht wahr? Weswegen sonst solltest du kommen und mir vor die Nase halten, dass du mein Geheimnis kennst, wenn es nicht um Geld geht? Immerhin ist es doch das, was ein Student am dringendsten braucht."

Erst nachdem ich wieder leise bin, fällt mir auf wie herablassend ich mit ihm gesprochen habe, dabei ist das normalerweise nicht einmal meine Art. Es macht mich unglaublich nervös und vor allem fertig, dass jemand den ich nicht kenne, ein vollkommen fremder, in nur wenigen Wochen hinter etwas gekommen ist, was seit Jahren mein Leben bestimmt.

Ich habe ewig gebraucht, bis ich mit dem Gedanken leben konnte, dass Jackson davon weiß, aber ich weiß nicht ob ich jemals in der Lage dazu sein werde zu akzeptieren das er, Kim Taehyung, nun praktisch mein Leben in der Hand hat. Sollte das an die Öffentlichkeit geraten, wäre das wohl der endgültige Bruch zwischen mir und meiner Familie, denn wenn sie etwas mehr hassen als einen Sohn, der seine Arbeit nicht ernst nimmt, dann ist es einen Sohn, der den Namen der Firma in den Dreck zieht.

Dabei wird es sie auch nicht interessieren, dass ich es nicht absichtlich getan habe und viel weniger wird sie interessieren, dass ich nichts für den Zustand kann, in dem ich mich befinde. Ich kann den anderen fünf nicht sagen, dass sie gehen sollen nur weil ich zuerst da war. Für sie ist das hier ihr Körper, ihr Leben und es ist ihnen genauso wichtig wie mir, jedem auf seine eigene Weise.

"Ich glaube, ich sollte beleidigt sein", sagt er mit einem Lächeln im Gesicht und kratzt sich am Hinterkopf. "Aber aus irgendeinem Grund bin ich es nicht. Ich verstehe Sie, verstehe warum Sie das in solche Panik versetzt, aber ich kann Sie beruhigen. Ich werde niemandem davon erzählen und ich möchte auch Ihr Geld nicht, selbst wenn es tatsächlich das ist, was die meisten Studenten am dringendsten brauchen."

Irgendwie komme ich nicht umhin zu bemerken, wie unglaublich fesselnd seine Ausstrahlung ist. Jeder andere wäre durch meine arrogante und herablassende Art eingeschüchtert, vielleicht sogar wütend, aber er ist vollkommen entspannt und behält sogar seinen freundlichen Ton mir gegenüber bei.

Es ist das erste mal, dass ich ein richtiges Gespräch mit ihm führe, dass ich ihn wirklich betrachten kann und erst jetzt fällt mir auf, wie freundlich tatsächlich sein ganzes Auftreten wirkt. Ich habe auch bereits damals erkannt, wie schön er ist, da kommt man nicht drumherum und ich bin mir sicher auch die anderen Persönlichkeiten hatten Schwierigkeiten sich auf das Reden zu konzentrieren, wenn so ein Mensch ihr Gesprächspartner ist, aber fast noch fesselnder als sein Aussehen an sich ist eben diese Ausstrahlung. Nur wenige Menschen haben so was und noch nie hat mich jemand so sehr in den Bann gezogen wie er es gerade und seit unserem ersten aufeinandertreffen tut.

Allerdings fange ich mich schnell wieder und klappe das Scheckbuch wieder zu. "Wenn es kein Geld ist, das du willst, was ist es dann?" Ich kann irgendwie nicht so recht glauben, dass er nicht auf das Geld anspringt. Immerhin muss da doch irgendetwas sein, was er von mir verlangen möchte, sonst wäre er ja wohl kaum hier.

Er setzt sich gerade in seinem Stuhl auf und legt etwas direkt vor mir auf den Tisch, was ich schnell als Studentenausweis identifiziere. "Sie haben recht, ich bin Student, aber ich komme auch gut ohne Ihr Geld um die Runden. Wissen Sie, was ein Student wie ich also dringender benötigt als das?"

Erneut lächelt er, allerdings ist es dieses Mal anders, nicht mehr ganz so schüchtern wie vorhin. Er wirkt jetzt so, als wüsste er was er will und obwohl sein Lächeln ebenso schön ist wie alles andere an ihm, habe ich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.

"Ich habe mein Studium gerade erst angefangen, aber Sie wären perfekt. Was halten Sie davon, mich an ihrem Zustand teil haben zu lassen? Lassen Sie mich Ihnen helfen und im Gegenzug erlauben Sie mir meine Arbeit über Sie zu schreiben."

Faces |Vkook|حيث تعيش القصص. اكتشف الآن