⊶81⊷

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Jimin Pov

Ich ziehe die Schultern nach oben und lege eine Hand über meine Augen um sie vor dem Schnee zu schützen, der durch die Tür kommt nachdem sie sich öffnet. Es waren nur wenige Minuten, die ich in der Dunkelheit verbracht habe, nachdem ich die Augen geschlossen. Es war beängstigend, viel zu ruhig für mich, viel zu Einsam.

Wenn man sein ganzes Leben mit sechs anderen Menschen in einem Körper verbracht hat, ist jede Art von Ruhe für einen mehr als nur ungewohnt. Es ist, als wäre man in einer Großfamilie aufgewachsen und zieht von einem Tag auf den anderen aus. Es waren wirklich nur wenige Minuten, aber die waren für mich unerträglicher als die Zeit, in der wir von diesen Männern eingesperrt wurden, weil ich die alleine durchmachen musste.

Umso erleichterter bin ich als sich mitten in der Dunkelheit tatsächlich eine Tür öffnet, durch die helles scheint. Ich laufe sofort auf sie zu, merke allerdings wie die Luft mit jedem Schritt kälter wird und als ich durch die Tür in die andere Welt stolpere, merke ich auch warum.

Ich weiß nicht was das für ein Ort ist, ich habe ihn noch nie gesehen und ich kann mich nicht daran erinnern etwas in dieser Art in den Tagebüchern der anderen gelesen zu haben. Umdrehen kann ich nicht mehr, die Tür hinter mir ist bereits wieder verschwunden und selbst wenn ich es könnte, ich würde es nicht tun. 

Ein Tod im Licht ist leichter als ein Leben in der Dunkelheit. 

Es ist eisig kalt, der Schnee fällt unaufhörlich vom Himmel und bleibt auf dem Boden liegen, aber das ist es nicht, was in diesem Moment wichtig ist.

Ich befinde mich, genau wie vorhin in der Dunkelheit, mitten im Nirgendwo. Es schneit viel zu stark um erkennen zu können was genau sich in der ferne befindet, das einzige was ich erkennen kann, ist etwas auf dem Boden einige Meter weiter von mir entfernt. 

Mit der Hand weiterhin über den Augen versuche ich die Kälte zu ignorieren während ich mit all meiner Kraft, die diese mir nimmt, auf das zu laufe, was sich dort befindet. Meine Beine werden mit jedem Schritt müder, das Gefühl im Körper verliere ich immer weiter, aber ich bewege mich trotzdem wie automatisch weiter. Es ist, als würde mich dieses etwas anziehen, aber als ich dort ankomme, ist da nichts weiter als Verwirrung. 

Auf dem Boden vor mir, nur noch zwei Meter entfernt, befindet sich ein Gleis, das links und rechts kein Ende findet, sondern sich in die Unendlichkeit erstreckt. Das hier ist kein Bahnhof, es sieht aus wie eine Wüste aus Schnee und inmitten von dieser befinden sich eben dieses Gleis. 

"Jimin."

Verwirrt über das plötzliche auftauchen der Stimme in diesem Nichts drehe ich mich um und suche nach jemandem, der hinter mir steht, aber da ist niemand. Gerade als ich glaube langsam den Verstand zu verlieren und mich wieder dem Gleis zuwenden möchte, sehe ich sie. 

Ich weiß, dass ich noch nicht verrückt geworden bin, ich weiß, dass da noch niemand stand als ich gekommen bin, aber jetzt sind sie da, auf der anderen Seite. Überrascht öffne ich den Mund um etwas zu sagen, aber ich bin zu sprachlos, viel zu glücklich sie hier zu sehen um irgendein gescheites Wort heraus bringen zu können. 

Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit seit ich sie nicht mehr gesehen habe, dabei ist es sicher erst einige Wochen her seit Namjoon als erster verschwunden ist. Jetzt allerdings steht er da, die Hände in den Hosentaschen vergraben als wären wir nie getrennt gewesen. Er trägt diese Schwarze, runde Brille, die er so sehr liebt, obwohl niemand versteht warum und dazu das hässlichste Hemd, mit aufgedruckten Palmen, das ein Mensch besitzen kann. 

"Wir haben dich vermisst", sagt er und schenkt mir sein typisches, warmes lächeln, mit dem er mich immer getröstet hat. Ich hatte nie irgendwelche Eltern, das hatte keiner von uns, wir waren nichts weiter als Persönlichkeiten, erschaffen um Jungkook in seiner schwersten Zeit zu helfen, aber ich habe sowas auch nie gebraucht. Ich hatte Namjoon, der für mich wie ein Vater war, mehr als nur jemand mit dem ich in einem Körper gefangen war. Das waren sie alle. 

Faces |Vkook|Where stories live. Discover now