⊶59⊷

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Taehyung Pov

Ich werfe noch mal einen kurzen Blick auf ihr ruhiges Gesicht, nachdem sie die Augen schließt und sich beinahe in der Decke vergräbt. Am liebsten wäre ich wieder zu Jungkook gefahren, denn danach seine Eltern zu sehen stand mir überhaupt nicht mehr der Sinn, aber ich habe keinen Führerschein und bei Sooyoung bezweifle ich das auch ganz stark. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zurück zu gehen.

Yeongsu öffnete zu unserem Glück die Tür und teilte uns mit das wir leise sein sollen, weil seine Eltern wütend aufgrund von Jungooks beziehungsweise Hoseoks Verhalten sind und ihn am liebsten vor der Tür hätten schlafen lassen. Wir haben es eigentlich nur ihm zu verdanken, dass wir in einem warmen Betten und nicht im Auto schlafen müssen, wo ich darauf warte das Sooyoung geht und Jungkook zurück kommt. Dabei hätte es mir um sie sogar mehr leid getan als um mich selber.

Mit jeder Minute die ich mehr mit ihr verbringe, wirkt es als würde sie ein Stück ihrer Schutzhülle fallen lassen. Sie öffnet sich, zwar nicht in dem Sinne das sie mir all ihre Geheimnisse erzählt, aber sie lächelt mehr, sieht mir öfter ins Gesicht und berührt mich auch ab und zu. Sie spricht auch nicht mehr so gezwungen mit mir, nicht mehr wie mit einem Fremden sondern wie mit einem Freund und aus irgendeinem Grund macht es mich glücklich sie so zu sehen.

Leise stehe ich auf um sie ja nicht in der Phase des Einschlafens zu stören und bewege mich auf Zehenspitzen in Richtung Tür. Sie muss erschöpft sein, wenn der Switch ihr die gleiche Kraft abverlangt wie es das bei Jungkook tut, dann hat sie jede Sekunde Schlaf die sie kriegen kann verdient. Ich werfe noch einmal einen kurzen Blick auf sie, knipse das Licht aus als ich mich vergewissere das sie tatsächlich noch da liegt und drehe mich gerade zum gehen um als ich vor Schreck zusammen schrecke.

Sofort drehe ich mich zu ihr um und merke das sie die Decke beiseite geschlagen und panisch aus dem Bett gesprungen ist während sie schreit. "Bitte mach das Licht an!", ruft sie mir verzweifelt zu und versucht aufzustehen, aber ihre zitternden Beine geben immer wieder unter ihr nach. Ich taste im Dunkeln nach dem Schalter und als ich ihn endlich finde, haue ich fast mit der Faust darauf um ihr schreien zu beenden. Nicht etwa, weil wir damit irgendjemanden wecken könnten, sondern weil es mir so unglaublich leid tut sie so offensichtlich leiden zu hören.

Sie wird leise als der Raum wieder mit grellem Licht geflutet wird und erst jetzt erkenne ich wie panisch sie tatsächlich gewesen sein muss. Ihre Wangen sind nass von den ganzen Tränen, die sie in der kurzen Zeit vergossen hat und mit den Fingernägeln hat sie sich die Haut an ihren Armen Wund gekratzt, was sie selber auch erst jetzt zu bemerken scheint.

Sie wirkt vollkommen fertig, ich glaube noch nie einen Menschen jemals so verzweifelt schreien gehört zu haben und selbst jetzt, wo es totenstill ist, kann ich es immer noch hören. Es hallt in meinen Ohren wieder, wie ein Echo und als meine Sicht verschwimmt, merke ich das ich selber angefangen habe zu weinen. Mitzubekommen, wie sehr die Dunkelheit ihr zu schaffen macht, als hätte sie tatsächlich Schmerzen wenn das Licht aus ist, hat mir selber weh getan.

Ich gehe vor ihr auf die Knie, ziehe den Ärmel meines Hemdes über mein Handgelenk und wische ihr damit die Wangen trocken. Alles was sie tut ist stumm dasitzen, wie eine Maschine der man ihren Willen genommen hat und selbst als ich sie wieder zurück aufs Bett lege und sie ihr Kuschelkissen, das sie Liebevoll J-Hope nennt, wieder in der Hand hat, sagt sie kein einziges Wort.

Eine gefülte Ewigkeit bleibt es still, alles was man hört ist der Lärm aus dem Flur, der von Jungkooks Eltern verursacht wird weil sie sich wundern wer so laut geschrien hat und als sie tatsächlich bei uns klopfen um zu fragen ob wir das waren, sage ich lediglich das ich nichts gehört habe.

Erst Minuten nachdem sie weg sind regt Sooyoung sich und spricht wieder zu mir. "Du kannst gehen, Tae. Mir geht es gut." Sie schmiegt sich noch enger in die Decke und hält die Augen geschlossen. Am liebsten würde ich bleiben und auf sie aufpassen, aber ich weiß das sie das nicht wollen würde. Ich kenne diese Momente, wenn man nichts lieber möchte als ein paar Augenblicke alleine.

Obwohl sie es nicht sehen kann nicke ich und stehe so leise wie ich kann auf. Dieses mal mache ich nicht den Fehler das Licht auszumachen, ich lasse es an und denoch passiert wieder etwas. Sie räuspert sich, aber als ich mich umdrehe liegt sie nach wie vor in dem Bett, lediglich ihre Augen sind jetzt offen.

"Ich weiß nicht wann ich wiederkommen werde, deswegen möchte ich dir das sagen bevor ich dieses mal gehe. Es betrifft Jungkook und das, was du sagtest. Auch ich glaube, dass er stark genug ist um die Erinnerungen an das zu ertragen, was ihm damals angetan wurde." Ich bemerke wie sie ihre Beine unter der Decke näher an ihren Körper heran zieht und sogar die kleine Träne, die erneut ihre Wange hinunter wandert und auf ihrem Kissen landet, bleibt nicht unentdeckt, aber dieses mal sage ich nichts. Ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt, weil es manchmal das beste ist, was man tun kann.

Tatsächlich vergräbt sie ihr Gesicht tiefer in der Decke um mich es nicht sehen zu lassen bevor sie weiter spricht. "Ich bin froh das er dich hat, jemanden der an ihn glaubt, aber ich fürchte dass du zu optimistisch bist was diese Sache angeht. Jungkook kann vielleicht das erlebte verkraften." Sie macht eine kurze Pause um ihre Stimme wieder in den Griff zu bekommen als sie am Ende abbricht und spricht dann weiter. "Aber er wird an dem Verrat der Menschen zerbrechen, die ihn eigentlich hätten bedingungslos lieben sollen."

Faces |Vkook|Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz