⊶33⊷

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Jungkook Pov

"Jungkook?", sagt Taehyung nach langer Zeit der Stille meinen Namen. Seitdem wir den Club verlassen haben sind etwa fünfzehn Minuten vergangen in denen keiner von uns geredet hat. Wir haben beide die Sterne betrachtet und den Mond, der heute in seiner vollen Pracht die Stadt beleuchtet. Das er jetzt spricht macht mir aber überhaupt nichts aus, denn obwohl ich die Stille liebe, ist seine Stimme so angenehm, dass ich ihr viel lieber lausche.

"Hm?"

"Vor einigen Tagen, als du diesen Albtraum hattest, da ist mir etwas aufgefallen." Er bleibt stehen und ich tue es ihm gleich damit wir uns ansehen können während wir miteinander reden. "In deinem Zimmer hast du immer die Rollos unten und die Vorhänge zu, als würdest du das Licht ganz daraus verbannen wollen. Aber es ergibt kein Sinn, weil du dieses kleine Nachtlicht hast, das dir doch wieder welches schenkt. Ich versuche es zu verstehen, aber ich kann es nicht. Was ist es das du bevorzugst, die Dunkelheit oder das Licht?"

Taehyungs Beobachtungsgabe und die Angewohnheit alles zu analysieren ist wirklich faszinierend. Es gibt einfach Menschen, die sind dazu geboren worden diesen Beruf auszuüben, für den er gerade studiert. Nicht einmal Jackson hat das bemerkt, was vielleicht daran liegt das er nur zwei mal in meinem Haus war und das Zimmer gesehen hat, aber das war ja auch erst Taehyungs erstes mal und ihm ist es sofort aufgefallen.

"Es ist keines von beiden", sage ich und lege den Kopf in den Nacken um wieder die Sterne und den Mond zu bewundern. "Ich bevorzuge weder das Licht, noch die Dunkelheit, ich ertrage schlichtweg beides nicht. Ich habe Angst wenn es dunkel ist. Ich kriege das Gefühl eingesperrt zu sein, die Dunkelheit zerfrisst mich von innen, aber das Licht ist ebenso schlimm. Ich hasse es, weil es in mir ein schreckliches Gefühl hervorruft, das ich nicht beschreiben kann. Es tut mir leid, dass ich dir keinen Grund dafür liefern kann, ich weiß selber nicht woher das kommt."

Deswegen liebe ich die Nacht, mit dem sanften Licht des Mondes und der Sterne. Ich hasse nicht jedes Licht, nur das grelle, das schöne und natürliche Licht, das hasse ich. Es macht mich krank.

Ich hebe die Hand an meine Wange und streiche drüber als ich einen Tropfen darauf spüre, aber es dauert nicht lange bis diesem kleinen ein ganzer Schauer folgt. Von der einen Sekunde auf die andere hat sich das gerade noch für die Jahreszeit angenehme Wetter verändert und der Regen prasselt erbarmungslos auf uns nieder. Sofort packe ich Taehyung am Handgelenk und ziehe ihn hinter mir her auf der Suche nach einem Ort, an dem wir uns irhendwo drunter stellen können.

Das ist mein erstes freies Wochenende nach einer gefühlten Ewigkeit, ich habe keine Lust genau jetzt krank zu werden und wenn Taehyung das wird, ist es noch schlimmer, immerhin sind wir nur wegen mir hier draußen. Er wehrt sich nicht während ich uns geradewegs auf den Hauseingang eines Miethauses zu navigiere.

Der plötzliche Regen hat uns überrascht, aber dafür, das wir eine Weile gebraucht haben bis wir einen Ort zum verstecken gefunden haben, sind wir noch relativ trocken geblieben. Taehyung ist an den Schultern nass und auch seine Haare haben etwas abbekommen, aber es hält sich in Grenzen, genau wie bei mir.

"Diese Wetter-Apps sind purer Müll", sage ich genervt und streiche mir die Haare aus dem Gesicht, aber Taehyung lacht nur, als würde ihm das ganze überhaupt nichts ausmachen. Im Gegensatz zu mir muss er den Regen lieben, aber als ich ihn ansehe, kommt mir der Verdacht, dass das nicht alles ist. Dieses Lachen, das Strahlen in den Augen, es ist nicht nur die Liebe zum Regen, sondern auch eine unausgesprochene Herausforderung an mich und bevor ich realisiere was er damit meinen könnte, hat er sich auch schon aus meinem Griff befreit.

"Taehyung!", rufe ich als er trotz des noch stärker gewordenen Regens einfach raus rennt, das Gesicht gen Himmel hebt und lacht wie ein Kind, das sich zum ersten mal seinen Eltern widersetzt hat. "Taehyung, du wirst dich erkälten wenn du so weiter machst!", versuche ich es weiter, aber er ignoriert meine Worte einfach.

Stattdessen dreht er sich zu mir um, das Lächeln immer noch so strahlend wie zu Anfang und er sieht mich mit einem Blick an, der mir all die Worte raubt. Ich wusste nicht, dass Menschen in der Lage sind nur mit den Augen zu kommunizieren, ganz ohne irgendetwas zu sagen, aber jetzt weiß ich es. Er sagt nichts, alles was er tut ist mich anzusehen während das Lächeln auf seinen Lippen verschwindet und er sie leicht öffnet.

Ich weiß was er vor hat, jetzt weiß ich es, seine Augen verraten ihn. Sein weißes Hemd klebt an seinem Körper, genau wie die Haare, die ihm in nassen Strähnen ins Gesicht hängen. Er wusste, dass es mich schwach machen würde ihn so zu sehen, weil ich es ihm gesagt habe als er mich gefragt hat. Ich habe ihm gesagt, dass ich es Sexy finde wenn Frauen vom Regen durchnässt sind, aber ich hätte niemals erwartet das er sich noch daran erinnern würde. Es war ja nur etwas was ich so dahin gesagt habe.

Aber vor allem habe ich niemals damit gerechnet das er all meine Vorstellungen übertreffen würde.

Es sind nicht nur die Klamotten, die durch den Regen so eng an seinem Körper liegen, dass ich sogar seine Muskeln darunter erkennen kann oder seine von der Kälte geröteten Lippen. Es ist auch dieser Ausdruck, der mich beinahe anfleht zu ihm zu gehen. Er ist keine Frau, aber denoch reagiert mein Körper auf ihn als ich einen Schritt nach vorne mache.

Sein Blick lässt meinen nicht los und mit jedem Schritt den ich mache, mit jedem Meter den ich hinter mir lasse, will ich ihn mehr, bis ich mich nicht länger zurück halten kann als ich bei ihm ankomme. Mit meinen Händen umschließe ich sein Gesicht, ignoriere den überraschten Ausdruck in seinen Augen und lege meine Lippen auf seine, mit so viel Verlangen, wie ich es noch nie verspürt habe.











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Das war's mit der Lesenacht, ich hoffe sie hat euch gefallen ☻❤

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