⊶60⊷

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Jungkook Pov

"Nein!", schreit er und klammert sich so fest an mich, dass ich mitgezogen werde. Die Männer fluchen und erheben die Hand gegen ihn, sie schlagen ihm ein mal sogar mitten ins Gesicht, so fest das er für einen ganz kurzen Moment aufhört zu Weinen, aber er lässt mich nicht los.

Wir haben bereits so oft darüber gesprochen dieses Loch, in dem wir bereits Wochen ausharren, zu verlassen. Wir haben Pläne geschmiedet, geguckt ob es irgendeinen anderen Ausweg außer durch diese fest verschlossene, schwere Mettalltür gibt, aber kaum hat sich bei uns Hoffnung gebildet, wurde sie immer schnell im Keim erstickt.

Hier gibt es keine Fenster und die einzige Glühbirne im Raum wird nur ein einziges mal am Tag für zwei Stunden an geschaltet. Es ist unmöglich hier unten ein Gefühl von Zeit zu haben, deswegen weiß ich nicht wie lange wir bereits hier sind. Alles was ich weiß ist, dass ich 37 Mal geschlafen habe, also nehme ich an das es 37 Tage sind, mehr als einen Monat und erst jetzt kommen die Männer um meinen Bruder von hier weg zu bringen.

Durch die Tür dringt helles Licht in den Raum, es muss Tag sein und das obwohl Yeongsu und ich bis eben noch auf den dünnen Matratzen geschlafen haben, die man uns mit dem Bezug einer Bettdecke und einem Rucksack als Kissen vor unserer Ankunft in den kleinen Raum gestellt hat. Sie rissen uns voneinander los, sagten dass es für Yeongsu zurück zu unseren Eltern geht, dass sie ihn sehen wollen, aber er weigert sich.

Immer wieder tritt er um sich, bis sie ihn los lassen und er zu mir läuft. Er schließt mich in die Arme, legt mir eine Hand auf den Rücken, die andere an den Hinterkopf und dreht ihnen seinen eigenen Rücken zu als sie mit dem Schläger in der Hand auf uns zu kommen. Yeongsu stöhnt vor Schmerz auf als das Holz mit voller Wucht auf seinen Rücken trifft, aber er lockert seinen Griff kein bisschen.

Mir ist unglaublich heiß und mein ganzes Gesicht ist Nass von den Tränen, aber ich versuche ihn denoch von mir weg zu drücken und schüttle verzweifelt den Kopf. "Hau ab, ich brauche dich hier nicht. Geh mit ihnen!"

All die Male, die wir uns ausgemalt haben wie es sein würde wieder zurück nach Hause zu kehren, in unseren normalen Betten zu schlafen, wieder das Licht zu sehen und in der Nacht nicht mehr frieren zu müssen, das alles kann für ihn wieder wahr werden. Wieso weigert er sich jetzt? Wieso ergreift er nicht sie Chance und verschwindet von hier?

"Ich werde dich nicht alleine lassen", sagt er sanft, als wäre ich derjenige der Schmerzen hätte, aber ich schüttle wieder nur den Kopf und schlage mit meiner Faust gegen seine Brust.

"Bitte Geh!", schreie ich als ihn der Schläger erneut trifft, dieses mal näher am Nacken. Für einen kurzen Moment lockert sich sein Griff, aber kaum greifen die Männer nach ihm, hat er mich wieder in seinen Armen und sinkt mit mir auf die Knie als er sich nicht länger auf den Beinen halten kann.

"Keine Angst", sagt er beruhigend und streicht mir über den Hinterkopf. "Ich werde dich beschützen."

Für einen Moment nehme ich überhaupt nichts mehr wahr. Nicht die Schreie der Männer, nicht das Geräusch des lauten Motors irgendwo draußen oder das laute klopfen meines eigenen Herzen. Ich denke nur über das nach, was ich jetzt tun kann um ihn zum gehen zu bewegen. Bevor das hier alles passiert ist, habe ich Yeongsu nur für einen Angeber gehalten, einen Arroganten Jungen, der sich für etwas besseres hält, nur weil er das Glück hatte vor mir geboren worden zu sein, aber so ist es nicht. Er hat gerade die Chance zu gehen, alles was er dafür tun muss ist mich hier zu lassen, aber er weigert sich.

Er ist ein besserer großer Bruder als ich es je gewesen wäre, aber ich kann nicht zulassen das er auch nur eine Sekunde länger hier verbringt. Ich schließe die Augen, atme einmal tief durch und lass die Arme locker neben meinen Körper fallen. "Yeongsu", sage ich laut genug, dass er es auch über den ganzen Krach hören kann, aber ohne zu schreien. "Wenn wir beide hier bleiben, wird sich nichts ändern, aber wenn du gehst, dann kannst du wieder kommen und mich holen."

Das muss er. Wenn wir beide hier bleiben, wird man uns irgendwann vergessen. Die Männer werden verschwinden und uns hier lassen, wir werden verhungern, oder was viel wahrscheinlicher ist vorher sogar verdursten. Aber wenn er jetzt geht, wenn er den Menschen dort draußen sagt das ich noch hier bin, dann wird man mich holen. Ich glaube das er das schaffen wird.

"Jungkook...", fängt er an, aber ich schüttle den Kopf und löse mich ein wenig von ihm, nur so weit das ich ihm ins Gesicht sehen kann ohne das ich seine Umarmung verlasse.

"Ich weiß, dass du mich retten wirst, Hyung, also geh bitte und sag Mama und Papa das ich sie vermisse." Die Männer nutzen die Chance, packen Yeongsu in dem Moment der Ablenkung und ziehen ihn von mir weg. Er schreit, versucht erneut sich zu wehren, aber dieses mal sind sie stärker. "Sag ihnen, dass ich bald wieder bei ihnen bin", rufe ich ihm zu bevor die Tür ins Schloss fällt und ich alleine in der Dunkelheit zurückgelassen werde.

Faces |Vkook|Where stories live. Discover now