⊶8⊷

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Taehyung Pov

Hastig krame ich alle Geldscheine, die ich in meinem Portemonnaie habe raus und klatsche sie auf den Tresen. Der Kellner starrt mich verwirrt über die viel zu große Summe an und eigentlich kann ich es mir auch nicht wirklich leisten so viel Trinkgeld zu geben für ein Essen, das wir nicht mal bekommen haben, weil Hoseok ja nach seinem Anfall oder was auch immer das war, einfach aufgestanden und gegangen ist. Aber wenn ich länger hier stehen bleibe um auf mein Wechselgeld zu warten, dann ist er weg noch bevor ich ihn fragen kann was das alles gerade war.

Ich stecke das Portemonnaie zurück in die Innentasche meiner Jacke und laufe los. Normalerweise wäre mir das alles wohl ziemlich peinlich gewesen und Blicken lassen werde ich mich in diesem Restaurant sicher auch nicht mehr, aber gerade ist mir Hoseok, so dumm es auch klingt, wo er mich vor kurzem noch umbringen wollte, wichtiger. Langsam glaube ich nämlich wirklich, dass er sie nicht mehr alle hat.

"Hoseok!" Fast renne ich einen Mann um, der gerade dabei ist das Restaurant zu betreten, aber ich entschuldige mich bevor ich an ihm vorbei laufe und auch schon Hoseok sehe, der sich gerade das Jackett seines Anzuges abstreift und einfach auch den Boden wirft als wäre es ein benutztes Taschentuch.

Ein Experte bin ich nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass alleine die Jacke mehr Wert ist als mein gesamtes Studium, denn bei dem Auto und den Sachen, die er sonst so trägt würde mich das nicht wundern. Seiner Jacke folgt auch bald die Krawatte und obwohl ich kurz mit dem Gedanken spiele beides aufzuheben, lasse ich sie liegen. Das ist sein Geld, es kann mir egal sein ob er es weg wirft und vielleicht findet es jemand und erkennt den Wert um es dann weiter zu verkaufen.

Fast schon fürchte ich er hätte den Plan sich ganz auszuziehen, meine Hand umschließt sogar bereits das Handy in meiner Hosentasche, bereit wirklich die Polizei zu rufen falls er das vor hat, aber er scheint es bei dem Jackett und der Krawatte zu belassen.

"Hoseok!", rufe ich erneut, aber er ignoriert mich weiterhin.

Schnellen Schrittes laufe ich ihm hinterher und habe ihn auch schon bald aufgeholt. Er scheint nicht sonderlich überrascht oder verwirrt über die Tatsache, dass ich ihn ganz offensichtlich verfolge, im Gegenteil. Er wirkt wie die Ruhe selbst, während er durch die Gegend starrt und den Park ansteuert, der sich direkt gegenüber vom Restaurant befindet.

Er lächelt nicht, auch wirkt er nicht sonderlich freundlich und trotzdem auch nicht unfreundlich. Ich brauche eine Weile bis ich dahinter komme, aber als ich sehe, wie er die Blumen auf der Wiese anstarrt bevor er seine Ärmel hochkrempelt und die obersten Knöpfe seines Hemdes öffnet, da fällt es mir ein. Der Gesichtsausdruck, die Augen, ja sogar die nach unten gerichteten Mundwinkel erinnern mich an den Tag, als ich ihn auf der Brücke traf.

"Wieso nennst du mich Hoseok?", fragt er und die Stimme überrascht mich. Sie ist nicht wie vorhin, wo sie weich und fast schon melodisch war, obwohl er nur redete. Ich würde diese Art zu reden nicht unangenehm nennen, aber seine Stimme klingt dieses Mal tiefer, rauer und kühler.

Noch verwirrter als ich es ohnehin schon bin starre ich auf ihn hinunter, versuche zu erkennen ob das irgendein Scherz ist, den ich nicht verstehe, aber es scheint nichts in der Art zu sein. Das ist scheinbar sein voller ernst und es ist mehr als komisch, vor allem weil er so verdammt ruhig ist, das genaue Gegenteil zu dem, was damals auf dem Parkplatz der Uni passiert ist.

Ich bleibe wachsam, wer weiß wann seine Stimmung schwankt und er doch bodenlose Wut mir gegenüber empfindet, obwohl ich ihm den Ring gegeben und er sich vorhin sogar dafür entschuldigt hat. Noch dazu versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös ich bin, denn die ganze Situation verunsichert und verwirrt mich.

"Das ist dein Name, das hast du mir gesagt, also warum soll ich dich nicht so nennen?" Ich würde es ja verstehen, wenn er der Meinung wäre es ist unhöflich ihn mit dem Vornamen anzusprechen, aber er war ja der erste, der das 'Du' verwendet hat, also tue ich es auch. So viel älter als ich ist er dem Aussehen nach sowieso nicht.

Aber statt einem nicken oder sonst etwas in der Art ernte ich nur ein verächtliches Seufzen. "Vollidiot", murmelt er gerade noch so laut, dass ich es hören kann. Mit einer Beleidigung habe ich nicht gerechnet, dementsprechend verzögert kommt auch meine Reaktion.

"Wie bitte?", frage ich immer noch perplex von seinem Verhalten, aber es scheint nicht nur ein Ausrutscher gewesen zu sein.

"Sprichst du kein Koreanisch?" Er schlingt die Arme um die Knie und sieht mich an, mit einem Ausdruck, der vermuten lässt die Frage wäre ihm ernst, aber ich glaube wirklich er will mich zum Narren halten.

"Natürlich spreche ich Koreanisch." Ich hatte wirklich von Anfang an das Gefühl mit diesem Typen stimmt irgendetwas nicht und mit jeder Minute, die ich hier bei ihm stehe verstärkt sich diese Vermutung.

Erst möchte er von einer Brücke springen, dann möchte er vor einem Sturz gerettet werden. Vollkommen überraschend taucht er an meiner Uni auf, würgt mich und entschuldigt sich dann wenige Tage später dafür nur um mich dann zu beleidigen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen hier sitzt eine Frau vor mir.

"Dann sage ich dir jetzt eine Sache um es klar zu stellen." Der Wind streicht ihm die Haare aus dem Gesicht und gewährt auch mehr Einblick auf seine Brust, aber im Moment sind es mehr seine Augen, die mich fesseln und die seinen Worten Nachdruck verleihen. "Mein Name ist nicht Hoseok, verwechsle mich nie wieder mit diesem Trottel. Ich heiße Min Yoongi."

Faces |Vkook|Où les histoires vivent. Découvrez maintenant