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Hope

Ich ertrug diesen Anblick kaum. Auch wenn Mr. Richert sich aufrappelte und mich musterte, als wäre er die Unschuld in Person. Er hatte so eben zwei menschliche Zeugen, die ihn hinter Gitter bringen könnten. Allen voraus, seine arme Frau.

"Du elendes Schwein!"

Ich bemerkte plötzlich die Anspannung von Adam, der vor einer Millisekunde noch neben mir stand. Jetzt geht er wütend auf seinen Vater los, um ihn zu schlagen wie es aussieht. Die Rufe von Mrs. Richert bringen nichts.

Ich sehe genauso schockiert zu ihm rüber wie sie. Die Venen auf seinen Unterarmen sind deutlich zu sehen, weil er seine Fäuste sehr anspannt. Selbst an seinem Hals sind Venen zu sehen. Sein Gesicht ist rot vor Wut.

Ich will etwas sagen. Ich will ihn abhalten. Doch viel Zeit bleibt mir nicht zum Nachdenken. Er schlägt auf seinen Vater ein, der noch versucht sich zu wehren, jedoch wenig Chance gegen seine Sohn hat.

Ich muss doch irgendwas tun.

Genau dasselbe muss Mrs. Richert gedacht haben, weil sie nach Adam schreit. Sie schreit ihn nicht an. Sie schreit auf diese Art, als würde sie ihn anflehen. Und dann sieht sie mich an.

Ihre Augen sind Tränen gefüllt. Ihre Lippen zittern. Ich habe das Gefühl, dass sie mich stumm anfleht etwas zu machen. Und ich habe so viel Mitleid mit dieser Frau, dass ich nicht weiter nachdenke und mich zu Adam und seinen Vater stürze.

Es ist gefährlich. Vor allem, weil die Fäuste nur so fliegen. Aber ich bin fest entschlossen, ihn weg zu zerren.

Ich schaffe es jedoch nicht ganz.

Meine Arme lege ich um seinen Bauch und ziehe ihn weg, aber er bleibt stur und schlägt weiter gegen das Gesicht von Mr. Richert, der aussieht als wäre er mit dem Gesicht in einen Schredder gefallen.

Fast gebe ich auf, weil er so stark ist. Bis ich die Arme fest um seinen Bauch schlinge und meinen eigenen Körper fest an seinen drücke. Ich umarme ihn von hinten und bekomme die Rückschläge zu spüren, die mir nichts ausmachen. In diesem Moment macht mir nichts aus, weil ich für ihn da bin.

Sein Körper rüttelt sich von den Schlägen und ich weiß, er sollte aufhören. Ich sollte nach ihm rufen. Ich sollte ihm sagen das es falsch ist und ihn hindern, weiter zu machen.

Ich mache nichts anderes als ihn fest zu umschlingen und meine Wange an seinen Rücken zu legen.

"Hör bitte auf Adam" flehe ich leise.

Und trotzdem hat er es gehört. Mein Herz macht einen Sprung, als ich kein Rütteln mehr spüre. Er hat endlich aufgehört. Ich sehe seinen Vater an, den er noch an der Schulter festhält, wie eine leere Puppe. Er sieht komplett zerstört aus, was er auch ist.

Adam lässt ihn los und er sackt zu Boden. Dann dreht er sich zu mir und ich lasse ihn los. Er legt die Arme sofort um mich und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.

Sein Gesichtsausdruck hat mir nicht gefallen. Es hat mich erschrocken, wie fertig Adam aussah. Es macht mir sorgen, Adam in so einem Zustand zu sehen und deshalb lege ich die Arme fester um ihn und stütze ihn somit.

"Ich will hier raus" nuschelt er unverständlich und leise in meine Haare hinein.

Er richtet sich auf und sieht mich mit leeren Augen an und ich bin kurz davor in Tränen auszubrechen. Es bricht mein Herz ihn so zu sehen. Ich will ihm all den Schmerz am liebsten nehmen, wenn es ginge.

Dann wendet er sich ab und rennt zu seiner Mutter, die schniefend auf dem Boden hockt. Sie hat das Gesicht in die Hände gelegt und weint.

"Wir müssen hier weg." sagt Adam und hockt sich zu seiner Mutter.

Difference between Badboy and FuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt