9. Austin: Kontakte

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Es war eine scheiß Idee gewesen, mit Raphael, Silas, Charlie und Boris feiern zu gehen.

Warum? Ganz einfach: Sie machten die ganze Zeit nur rum und konnten nicht mal mehr richtig tanzen.

Irgendwann verschwanden Charlie und Boris auch, weil es Charlie zu laut wurde und Raphaels und Silas' Lippen klebten aneinander. Sie wussten wahrscheinlich nicht mal mehr, dass ich existierte oder irgendetwas anderes in diesem Raum oder auf dieser Erde außer ihnen.

Ich konnte mich nicht mal betrinken, weil das einzige, wovon ich benommen werden konnte, Blut war, viel zu viel Blut und ohne drei Menschen abzuschlachten, würde ich das jetzt auf die Schnelle nicht bekommen. Ich war aber kein Fan vom Morden, weshalb ich es sein ließ und mich stattdessen nur an die Bar setzte, um die Jungs und Mädels abzuchecken. Es waren schon ein paar gutaussehende dabei, aber ich war einfach nicht in Stimmung.

Das alles verschlimmerte sich auch noch, als einer an meine Seite krachte und sein Getränk über meinem Shirt und meiner Hose verteilte.

Geschockt sah ich ihn an.

Er wirkte schon etwas angetrunken, aber noch nüchtern genug, um zu begreifen, was er da getan hatte.
„Oh scheiße, sorry!" Er griff nach Servietten und drückte sie auf meine Hose, um sie zu trocknen, aber das Reiben dabei brachte eine andere Wirkung mit sich.

„Schon gut" Ich schob ihn knurrend weg und kümmerte mich selbst um meine Hose.

„Das tut mir echt leid, Mann"

Seufzend sah ich ihn zum ersten Mal richtig an, erkannte braune Haare, braune Augen und einen schuldbewussten Blick.

„Jetzt scheiß dir mal nicht ins Hemd", gab ich zurück.
Ich war richtig sauer, doch das verwandelte sich schnell in Verwirrung, als er mich sehr genau musterte.
„Sag mal, kennen wir uns?"

Ich stöhnte genervt. „Wenn das ein Anmachspruch werden soll, muss ich dich enttäuschen. Du hast meine Stimmung für den Abend schon versaut, so gut du auch aussiehst"

Er schüttle hektisch den Kopf. „Nein, Mann, du bist doch Elijah?" Es klang fragend aber auch so, als sei er sich da ziemlich sicher.

„Woher kennst du diesen Namen?", fragte ich. Plötzlich war mir alles andere egal und ich konzernierte mich nur noch auf ihn.

„Naja, ein Freund von mir und ich haben uns über dich informiert..."
„Wer?", unterbrach ich ihn.

„Jaylin O'Cara"

Jaylin. Das war doch Rolli?

„Und was habt ihr rausgefunden?"

Wahrscheinlich wusste er mehr über mein Leben als ich selbst. „Nicht viel. Dass du 2000 verschwunden bist, mehr nicht. Wir wurden unterbrochen, bevor wir mehr rausfinden konnten"

„Gibt es mehr herauszufinden?", fragte ich sofort.

Er zog verwirrt die Augenbrauen hoch. „Du bist seltsam, weißt du das?"

Ich seufzte. „Du hast keine Ahnung, wie seltsam ich bin."
Ich hielt ihm die Hand hin. „Nenn mich bitte Austin"

Er legte verwirrt den Kopf schief, schlug aber ein und stellte sich als „Chad" vor.

Er erzählte mir die Dinge, die er über Elijah herausgefunden hatte, wofür wir raus an die frische Luft gingen.

„...Was könnte in dem Krankenhausbericht stehen?", fragte ich nachdenklich.

Chad zuckte mit den Schultern. „Kein Plan, Kumpel, aber wenn du willst, finde ich es raus"

Ich nickte sofort. „Was willst du dafür?"

Er lachte leicht. „Gar nichts. Ich bin selbst neugierig. Du siehst keinen Tag älter aus als auf dem Foto, das Jay mir gezeigt hat..."

Ich nickte nur, blieb still.

„Verrätst du mir, welche Creme du benutzt?" Als er mich das fragte, sah ich ihn verwirrt an und lachte dann leicht.
„Gar keine, Chad. Und mach dir keine Sorgen, du bist noch jung und hübsch"

Er lachte ebenfalls etwas. „Danke für das Kompliment, aber ewig werde ich nicht 23 bleiben"

Naja, nicht so wie ich immer 20 blieben werde vielleicht...

Ich unterhielt mich etwas mit Chad und wir tauschten Nummern aus.

Als sich die Tür kurz öffnete und ich dadurch Silas und Raphael sah, die sich an der Bar die Kante gaben, wusste ich, dass es Zeit war zu gehen. Wer weiß, was Raphael anstellen würde, wenn er erstmal richtig dicht war.

„Soll ich dir helfen, sie nachhause zu bringen?", fragte Chad mich mit kritischem Blick auf meine Freunde.

Ich seufzte. „Das ist nett, aber nicht nötig. Du bist ja hier, um zu feiern und nicht, um mir zu helfen. Trotzdem danke" Ich lächelte leicht, er zog nur die Augenbrauen hoch und ging an mir vorbei wieder rein, direkt zu Silas uns Raphael. Schließlich half er mir dann doch, die beiden nachhause zu bringen, beinahe so als sei ihm meine Aussage von vorhin egal.

Es war schwer, überhaupt voranzukommem, weil sie kaum mehr laufen konnten und die ganze Zeit rummachen wollten, wobei sie bei jedem zweiten Schritt beinahe hinflogen, obwohl wir sie stützten.

„Deine Freunde sind noch schlimmer als meine", presste Chad angestrengt hervor.
„Glaub mir, das ist noch gar nichts", meinte ich und schleppte sie weiter.

Als wir zuhause ankamen, brachte ich Raphael in sein Zimmer und Chad kam mit Silas hinterher. Wir warfen die beiden aufs Bett und sie pennten sofort eng aneinander gekuschelt ein.

„Sind sie zusammen?", wollte Chad wissen.
Ich nickte und schob ihn aus dem Zimmer, ehe ich die Tür schloss.
Chad nickte verstehend. „Süß"

Ich zog die Augenbrauen hoch, während ich ihn fragend ansah.
Er lachte als er den Blick bemerkte. „Meine kleine Schwester liebt Schwule. Sie will immer, dass ich selbst einer bin, aber damit kann ich leider nicht dienen", meinte er leicht lachend.

Ich schmunzelte. „Schon mal probiert? Ich stehe auch auf beides"
Er schüttelte den Kopf. „Ich muss es nicht probieren, um zu wissen, dass es mir nicht gefallen würde. Ich denke, meine Freundin wäre davon auch nicht so begeistert, wenn ich plötzlich mit einem Typen ankommen würde"

Ich klopfte ihm amüsiert auf die Schulter. „Du bist echt korrekt, Mann."

Ich bot ihm ein Bier an und stellte mich beim Rausholen so vor den Kühlschrank, dass er das Blut nicht sah.

„Trinkst du keins?", fragte er mich, bevor er einen Schluck nahm.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich trinke nicht"
„Oh okay", meinte er. „Das wäre meiner Freundin und meinen Eltern auch lieber", grinste er.

„Trinkst du viel?"

Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr. Früher zu Schulzeiten schon, aber seit ich als Pfleger arbeite, muss ich immer abrufbereit stehen, deshalb übertreibe ich da nicht mehr so. Ich kenne meine Grenzen. Vorhin da bin ich nur blöd gestolpert. Tut mir übrigens echt leid mit deiner Hose. Ich bezahle die Reinigung natürlich" Er lächelte mich schief an. Sein Fauxpas schien ihm unangenehm zu sein.

Ich winkte ab. „Das wird nicht nötig sein. Mach dir keinen Kopf, sowas kann jedem Mal passieren. Du hast einfach nur einen sehr schlechten Tag bei mir erwischt."

Wir unterhielten uns etwas und irgendwie kam das Thema dann von seinem Job zu Jaylin.

„Wieso sitzt er eigentlich im Rollstuhl?" Ich war neugierig.

Chad seufzte. „Das darf ich dir nicht sagen. Aber frag ihn doch selbst mal. Ich kann dir seine Nummer geben. Er wird sich ohnehin mit dir treffen wollen, wenn ich ihm erzähle, dass ich dich getroffen habe"

Ich nickte einverstanden und er gab mit Jaylins Nummer. Mit einem viel zu breiten und nicht nachvollziehbaren Grinsen speicherte ich sie ein.

„Also ich geh dann mal. Muss morgen früh raus"
Ich verabschiedete mich von Chad mit einer kurzen Umarmung und schloss dann hinter ihm die Tür.

Die Party hatte sich ja doch noch dem Guten zugewendet... Ich meine, ich habe die Nummern von zwei attraktiven Typen klargemacht. Das war doch ein Erfolg... Mal sehen, was jetzt noch mit ihnen auf mich zukommen würde

Only mortal (Boyxboy)Where stories live. Discover now