29. Austin: Heißer Kaffee

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Wir saßen mit den anderen am Frühstückstisch. Boris hing noch halb schlafend an Charlie, der seinen Freund doch eiskalt fütterte, weil der nicht die Kraft fand, sich zu bewegen und Raphael und Silas waren auch ziemlich langsam unterwegs.

Ich lachte. „Kann es sein, dass ihr einfach zu alt seid, um noch feiern zu gehen?"

Boris' Blick schoss hoch zu mir, voller Panik. „Nein, ich bin nicht alt! Ich bin sicherlich nicht alt. Charlie sag ihm, dass ich nicht alt bin!"

„Beruhig dich, man, so war das doch gar nicht gemeint", ergriff Jay schützend Partei für mich.

Boris stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

„Schatz, hör auf, so viel auf dein Alter zu geben..." Als Charlie versuchte, Boris zu beruhigen, sprang der energisch auf und stampfte aus dem Raum.

„Was soll das denn?", fragte Raphael verwirrt.

Silas seufzte. „Schon okay, ich regle das" Er schlürfte beinahe in Zeitlupe hinter Boris her.

Charlie würde nicht darüber sprechen und Kian war zu müde, um sich Sorgen zu machen, also tat ich es auch nicht. Silas würde das schon hinbekommen.

Das Einzige, worum ich mich grade sorgte, war Jays Rollstuhl, der noch im Club stand.

„Jay, ich rufe nachher Chad an, damit er dich abholt und bringe dann deinen Rollstuhl hinterher, okay? Ich hab dich gestern heim getragen und den Rollstuhl im Club gelassen"

Jay nickte seufzend. „Ist okay"

Er war enttäuscht wegen der ausgebliebenen Heilung, aber mir zu Liebe versuchte er es nicht zu zeigen.

Ich war mit meinem Blutshake schon lange fertig, während Charlie gerade dabei war, Boris' Sachen wegzuräumen und Raphael zu Silas' Kaffee griff, um ihm leer zu trinken. Dabei war er aber geschickt genug(oder einfach zu dumm, um die Tasse nicht richtig zu greifen), ihn umzustoßen, sodass der heiße Kaffee sich über den Tisch verteilte und an der Kante, an der Jay saß, heruntertropfte.

Ich stand schnell auf und wollte ihn dort wegbringen, da ihn der Kaffee nur verbrühte, aber er war schneller als ich, zischte ein „Verdammte Scheiße!" und rannte in die Küche.

Mein Körper schien auf der Stellte fest zu gefrieren, ich starrte auf den Platz, an dem Jay eben noch gegessen hatte.

„Ist das gerade echt passiert?", hörte ich Raphaels müde Stimme.

Mein Mund stand offen, ich konnte nur nicken.

Charlie sah mich ungläubig an, aber auch sehr wütend. „Wie konntest du das tun? Du sollst keine Menschen heilen, vor allem nicht so offensichtlich! Wenn das jemand herausfindet, wirst du zum Versuchskaninchen, ist dir das klar? Man, wieso hörst du denn nie auf mich?!"
Charlie hatte recht, das wusste ich. Aber ich war im Moment einfach nicht dazu in der Lage, über mögliche Konsequenzen für mich nachzudenken. Es war nicht wichtig. Wichtig war, dass Jay, mein Jayjay, gerade in die Küche gerannt war. Dass er sich verbrüht hatte und es gespürt hatte. Dass er seine Beine gespürt hatte.

Ohne Charlies Anschuldigungen weiter Gehör zu schenken, eilte ich Jay hinterher in die Küche.

Er hatte sich die Hose ausgezogen, die mit dem Kaffee voll war und trocknete sich die Oberschenkel ab. Er zischte immer wieder schmerzerfüllt, aber lächelte im selben Moment glücklich.

Ich machte kurzen Prozess, indem ich mich vor ihn kniete, mir die Handflächen ausschnitt und mein Blut auf seine leichten Verbrennungen gab.

Jays Reaktion konnte ich dabei nicht beobachten, ich hörte nur ein ziemlich unmännliches Quietschen von ihm, das ich ehrlich gesagt versuchte zu verdrängen, und wischte dann mit einem Tuch mein Blut von seinen geheilten Oberschenkeln.

Only mortal (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt