58. Jaylin: Gene

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„Jenkins?", fragte Chad aus großen Augen.

Wir saßen zum Abendessen mit den anderen Bewohnern des Hauses am Tisch und Chad hatte den Nachnamen von Boris und Silas erfahren.

Beide nickten etwas verwirrt.

„Du wirkst, als kennst du den Namen", stellte Raphael fest.

Chad nickte schnell. „Du bist Silas Jenkins", haucht er dann, Silas mit dem Blick fixierend. „Darf ich dich anfassen?"

Okay so langsam drehte er wohl durch.

„Nein!", sagte Raphael schneidend.

Chad schluckte, konnte den Blick nicht von Silas nehmen. „Du bist eine Legende. Ich sitze mit einer Legende am Tisch. Eigentlich" Er sah sich um „Eigentlich seid ihr alle Legenden. Charlie, einer der ältesten Vampire, der Stärkste, aber auch der Gefährlichste. Kian, der Prinz, das Gefährtenkind. Boris, der Junge, der in die Zukunft sieht und Silas... Der Silas Jenkins." Er lachte leicht über die Situation, was aber irgendwie keiner nachvollziehen konnte.

Ich legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich glaube, du bist verwirrt, Chad. Vielleicht solltest du dich ein bisschen hinlegen"

Chad schüttelte den Kopf. „Du versteht das nicht. Ich... Seit ich klein bin, ist die Rede von Silas Jenkins. Er sollte einmal unser Anführer werden im Krieg gegen die Vampire. Er war die Geheimwaffe, die wir hatten, um zu gewinnen."

„Wir?", fragte Austin genauso verwirrt wie ich.

Chad nickte, aber seine Begeisterung ging merklich zurück, als er seufzte: „Ich komme aus einer Jägerfamilie"

Charlie begann sofort in dem Moment, als Chad das sagte, zu knurren und Chad hob abwehrend die Hände. „Keine Sorge, ich bin ungefährlich. Ich hab von Geburt an nicht die Fähigkeit, Kräfte auszubilden, also bin ich harmlos. Ich kann nur kämpfen wie ein Mensch, also bin ich harmlos. Und  ich hab nicht vor, jemanden umzubringen"

Ich hörte ein Schnauben von Charlie. „Der Einzige, der hier umgebracht worden wäre, bist du, Jäger" Er knurrte das letzte Wort voller Verachtung.

„Hei!", beschwerte sich Chad. „Du teilst dir mit einem Jäger das Bett, also tu mal nicht so, als wären wir das einzig Böse, okay?"

Charlie verschränkte die Arme. „Das ist was anders. Boris wurde nie zum Jäger ausgebildet. Er kann ja nicht mal kämpfen. Das Einzige, was er kann, ist nachts rumheulen"

Als ich sah, wie Boris die Zähne fest zusammenpresste und die Lippen gleich mit, wusste ich, was er mit seinen Beschwerden über Charlies Benehmen gemeint hatte. So hatte ich ihn - zumindest gegenüber Boris - nie erlebt.

„Wie wär's, wenn du mal ein bisschen aufpasst, was du sagst?" Ich sah Charlie fest an.

Er kniff die Augen zusammen, beugte sich zu mir vor. „Was? Denkst du, nur weil du plötzlich laufen kannst, hättest du eine Chance gegen mich? Es wäre mir ein Vergnügen, wenn du es versuchst. Dann reiße ich dich in zwei Stücke und wir sehen, wie weit du noch läufst"

„Charlie, das reicht!", schritt Austin ein. „Fass ihn an, dann haben wir zwei ein ernsthaftes Problem. Und jetzt komm mit!"

Austin stand auf und sah Charlie auffordernd an.

Der blieb sitzen, kam mir gerade mehr wie trotziges Kind vor als ein erwachsener Mann.

„Geh mit ihm." Als Raphael/ Kian (wie auch immer der Typ jetzt hieß) das sagte und Charlie auffordernd ansah, verdrehte er die Augen, machte aber, was er gesagt hatte.

Kurz danach waren wir Charlie und seine schlechte Laune los. Ich hoffte nur, er würde Austin nichts tun...

Chad erklärte uns, was er für Geschichten über die Jenkins-Familie gehört hatte und, dass Silas und Boris stolz sein sollten, aus dieser Blutlinie von mächtigen Jägern zu stammen.

Boris brachte das zum Schnauben. „Ich hab die meiste Zeit versucht, das einfach loszuwerden, wenn ich ehrlich bin. Jäger zu sein ist nichts für mich. Das war es nie. Charlie hat mir irgendwie geholfen, es erträglich zu machen, aber so halte ich das nicht mehr aus. Ich sehe nicht mal mehr was. Das einzige, wovon ich Träume sind Schreie, so... markerschütternd, als wären es die letzten vor dem Tod..."

„Wen hörst du schreien?", fragte Silas alarmiert.

Boris sah konzentriert auf die Tischplatte, als versuchte er, die Stimmen zu identifizieren.

Als er den Blick hob, sah er Silas an. „Alle. Aber am lautesten Jaylin und dich"

Silas und ich sahen uns an. Wir schluckten und blicken wieder zu Boris. „Weißt du mehr?"

Er schüttelte den Kopf, knurrte frustriert. „Schaut, was bringt mir diese Kraft? Das Einzige, was es nützt, ist, dass es mir scheiße geht und ihr jetzt Angst habt. Toll, echt." Boris stand auf, ging nach oben.

Silas und Raphael begannen sich über einen Traum zu unterhalten, den Boris vor 5 Jahren gehabt hatte, doch ich kapierte das nicht wirklich und wandte mich daher an Chad. „Ich wusste nicht, dass du ein Jäger bist.

„Bin ich ja nicht. Dale war es" Er sah mich mit einem leichten Lächeln an. Der Ausdruck in seinen Augen war traurig, aber auch stolz.
Dale war sein kleiner Bruder, der seit 2 Jahren in Koma lag.
Somit erklärte sich zumindest, wieso Chad nie darüber geredet hatte. Es war nichts Menschliches passiert.

„Willst du darüber reden?", fragte ich ihn einfühlsam, da ich ja nun involviert war.

Er zuckte mit den Schultern. „Es gibt nicht so viel zu sagen. Dale hatte einen Auftrag, ist aber nicht mehr zurückgekommen. Ich habe mir lange Zeit Vorwürfe gemacht, weil ich keine Kräfte habe und die ganze Verantwortung bei ihm lag, aber ich weiß auch, dass ich nichts dafür kann, dass ich das Gen einfach nicht geerbt habe. Dafür tue ich mein Bestes, um Anderen zu helfen. Leuten wie dir" Er lächelte mich an und tätschelte meine Hand. „Du bist selbst wie ein kleiner Bruder für mich geworden, Jaylin. Versprich mir, dass du nicht zulässt, dass dir was passiert. Pass auf dich auf."
Er sah mich bittend an.

Ich war gerührt, stimmte mit einem Nicken zu.

Oh ich hatte keine Ahnung davon, dass ich mein Wort bewusst brechen würde...








Wer hätte gedacht, dass Chad ein Jägerlein is?🙊

Es neigt sich dem Ende zu, Leute aaaahhhh!!!!

Only mortal (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt