32. Jaylin: Tränen

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Wie ich ihn gebeten hatte, ließ Austin mich alleine.

Statt ihm klopfte aber nach ein paar Stunden jemand anders.

„Ja?", frage ich leise und kraftlos. Ich musste dehydriert sein, so viel wie ich dieser Zeit geweint hatte.

Die Tür öffnete sich und Boris kam rein. „Hei Süßer", lächelte er.

Ich nickte nur. „Was gibt's?"
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wenn die anderen nicht wussten, was ich verloren hatte, konnte ich selbst so tun, als sei es niemals passiert.

„Ich wollte mit dir reden. Austin geht es mies und als sein bester Freund bin ich dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es ihm wieder besser geht. Ich weiß, du willst nicht reden, aber dein Leben geht nicht nur dich was an, Jaylin. Nicht mehr. Austin, er... für ihn ist das alles mehr als für dich und es macht ihn fertig, dass du ihn von dir wegstößt. Er will für dich da sein. Aber du musst ihn auch lassen."

Ich schüttelte den Kopf. „Warum sollte er das wollen? Ich habe ihm nicht zu bieten. Das einzige, was er mit mir haben wird, ist Stress und Sorgen. Das hat er nicht verdient"
Ich war überrascht von meinen eigenen Worten, aber wusste irgendwie, dass ich sie genauso meinte. Es war so. Austin lag mir am Herzen und vor allem nach letzter Nacht war ich mir sicher, dass das zwischen uns zu mehr bestimmt war. Es hatte sich fast schon magisch angefühlt, ihm so nahe zu sein wie es nur ging. Aber das hatte sich für die Zukunft mit meiner zurückkehrenden Lähmung erledigt.

„Er hat geweint, Jaylin. Ich hab ihn bisher noch nie weinen sehen. Vor allem nicht so. Er ist richtig verzweifelt und das, weil er glaubt, dass du ihn verstoßen wirst und er dir nicht ausreicht. Willst du ihm wirklich dieses Gefühl geben?"

Ich schüttelte energisch den Kopf und rutschte im Bett weiter zurück, sodass ich relativ aufrecht saß. „Natürlich nicht. Aber es bringt auch nichts, uns etwas vorzumachen. Austin ist doch nicht der Typ für feste Bindungen, vor allem nicht für solche dieser Art."

Er wusste genau, was ich damit meinte. Wir alle wussten das. Man musste mich doch nur ansehen und es wurde offensichtlich, dass ich Austin nicht das geben konnte, was er auf kurz oder lang brauchte. Er war ja auch nur ein Mann mit Bedürfnissen.

„Das lass doch seine Sorge sein.", schlug Boris vor.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Ich werde mich noch mehr hassen, wenn ich ihn da auch noch miteinbeziehe. Ich sollte einfach aus seinem Leben verschwinden. Dann kann es ihm nur besser gehen"

„Du wirst ihm das Herz brechen", sagte Boris vorwurfsvoll, alarmiert. Flehend, es nicht zu tun.

Ich ballte die Hände zu Fäusten. „Lieber einmal richtig brechen, als über Jahre langsam quälen und foltern. Er wird über mich hinwegkommen. In 5 Jahren bin ich nur der behinderte Junge für ihn, mit dem er mal was hatte. Er wird sich nicht mal mehr an meinen Namen erinnern."

„Und das willst du?" Boris klang ungläubig und er sah auch so aus.

„Das ist das beste für ihn"

Er schüttelte den Kopf und ging einen Schritt auf mich so. So langsam wurde er echt pissig.

„Nein, das ist das einfachste für dich. Somit kannst du deine schlechten Gefühle irgendwie damit überdecken, dass du dir einbildest, etwas gutes für Austin getan zu haben. Aber so ist es nicht... Und... Es gibt da so eine Sache..."

Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
Was sollte denn jetzt die Andeutung?

„Welche Sache?"

Boris setzte sich auf die Bettkante neben mir. „Ich habe in den Aufzeichnungen meiner Familie von Vampirjägern etwas gefunden, das auf eine Energiequelle anspielt, die einem die Erfüllung der Wünsche verspricht, wenn man sie nur findet. Das ist genau das, was wir brauchen."

Only mortal (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt