.VI. 19 Jahre zuvor

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Jeremy hatte Colben erfolgreich abgewimmelt.

Er fand ihn heiß, natürlich, und er hatte ihn auch gerne, aber für richtigen Sex mit ihm war er einfach noch nicht bereit. Warum? Weil es sein erstes Mal mit einem Jungen sein würde. Er wollte nichts falsch machen oder Schmerzen haben.

Zwar war Col immer sehr enttäuscht, wenn Jeremy abblockte, aber er akzeptierte es immer und versuchte Jer das Gefühl zu geben, dass es in Ordnung war, wenn er noch Zeit brauchte.

In Gedanken darin versunken lief Jeremy in die Umkleide der Schwimmhalle. Er wollte trainieren, um Elijah beim nächsten Training eine beeindruckende Show bieten zu können und somit keine Angriffsfläche mehr, aber etwas anderes passierte.

Schon als Jeremy durch die Umkleide ging und sich einen Platz suchte, hörte er seltsame Laute. Er dachte zu Anfang, es sei einfach nur ein schneller Atem, wie man ihn nach dem Sport nun mal hatte, doch es wurde intensiver und Jeremy identifizierte es als Stöhnen. Er wartete auf die weibliche Stimme, doch sie kam nicht.

Natürlich war Jer neugierig, was hier los war und er spähte um die Ecke der Umkleide.
Ihm stockte der Atem, als er sah, was da gerade passierte.

Elijah stand an der Wand gegenüber, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und entlud sich gerade mit einem lauten Stöhnen im Mund eines Typen, ehe er diesen auf die Beine zog und ihn hart küsste.

Als der Typ zu seinem Hals überging und Elijah gerade dabei war, ihm die Haare zu kraulen, schweifte sein Blick durch die Umkleide und traf Jeremys.

Sie starrten sich einen Augenblick an, bis Elijah den Typen energisch von sich schob, seine Hose hochzog und wie angewurzelt dastand.

Als der Kerl sich verwirrt umsah, erkannte Jeremy ihn. Darvin.

„Oh", meinte der aus großen Augen und kratzte sich verlegen im Nacken. „Also äh..."

„Ach halt's Maul!", unterbrach Elijah ihn, schob in zur Seite und ging direkt auf Jeremy zu.

An den Schultern drückte er ihn an die kalten Fließen in seinem Rücken. „Ein Wort zu irgendwem und ich mache dich fertig..."

„Das ist doch nicht nötig, Elijah..." Darvin versuchte seinen Gespielen zu beruhigen, doch dieser knurrte ihn aggressiv an. „Ich habe gesagt, du sollst die Fresse halten!"
Dann wandte er sich wieder an Jeremy. „Ich meins ernst. Du wirst deine Körperteile einzeln suchen können"

Jeremy schluckte hart, noch immer verstört von dem sich ihm eben dargebotenen Bild.

Elijah sah sehr wütend aus, aber Jeremy bildete sich ein, etwas Verletzliches in seinem Blick zu sehen. Und das bewies, wie absurd diese gesamte Situation eigentlich war.

„Sorry, ich versteh dich nicht", sagte Jeremy.
Elijah sah verwirrt aus, bis Jerry weiter sprach. „Vielleicht solltest du weniger Schwänze lutschen"

Elijah war so geschockt von dieser Aussage und lächerlicher weise auch irgendwie beeindruckt, dass er Jeremy losließ und einen Schritt zurückging. Er schluckte hart, sein Blick sprang zu Darvin und dann wieder zu Jeremy.

„Hör zu", es war schwer für sein impulsives Gemüt, in einer Lage wie dieser die Ruhe zu bewahren. „Ich werde mich nicht als Schwuchtel darstellen lassen. Außerdem wird dir eh keiner glauben. Wenn du jemandem etwas sagst, dann werde ich einfach behaupten, du tust es, weil du dich in mich verliebt hast oder so. Ich lasse mir da schon was einfallen, keine Sorge"

Jeremy zog die Augenbrauen hoch. „Du hast recht", meinte er. „Wieso solltest du denn schwul sein, nur weil Darvin es dir besser besorgen kann als Alina. Ist ja nicht deine Schuld, dass du einfach mehr auf Schwänze stehst. Willkommen im Club"

Der Angesprochene knurrte frustriert. „Ich stehe nicht auf Schwänze, okay? Ich bin nicht so wie ihr."

„Was bist du dann? Teilzeitschwul?" Jeremy bemerkte, wie sich Elijahs Hände zu Fäusten ballten. Aber mittlerweile war er die Schläge gewohnt.

„Ich will mit diesem Scheiß nichts zu tun haben", knurrte Elijah.

Jeremy schüttelte den Kopf und lief langsam auf die explosive Ladung zu. „Wovor hast du Angst, Elijah? Davor, deine scheiß Fake-Freunde zu verlieren? Was bringen sie dir, wenn sie nicht echt sind? Sie kennen wahrscheinlich nicht mal dein richtiges Ich."

„Das tut keiner. Spiel dich nicht so auf, als wüsstest du, wer ich bin", knurrte Elijah als Antwort auf Jeremys Aussage.

„Weiß ich tatsächlich nicht", gab Jer ehrlich zurück. „Aber ich würde dein wahres Ich gern kennen lernen. Ohne diesen aufgesetzten Badboy-Scheiß, und ohne dass du dich verpflichtet fühlst, einen auf cool zu machen. Ich kann nicht glauben, dass du nur diese hübsche Hülle bist, Elijah. Du weißt wahrscheinlich selbst nicht mal, was sich hinter deiner Show verbirgt"

Elijah schüttelte wortlos den Kopf, ging an Jeremy vorbei, packte seine Sachen, zog sich Shorts über die Badehose und ging ohne die anderen beiden Anwesenden noch weiter zu beachten aus der Umkleide.

Jer und Darvin sahen ihm hinterher, erwarteten etwas, eine Reaktion, einen Satz, einen Blick, doch wurden enttäuscht.

Erst als Elijah weg war, wagte Jer es, tief durchzuatmen. „Wieso ist er so?", fragte er Darvin.

Er musste ihn besser kennen als viele andere, immerhin hatte er seinen Lümmel schon mal im Mund gehabt. Das letzte Mal vor etwa 5 Minuten.

Darvin seufzte. „Er hat es nicht leicht. Ich würde es dir echt gerne erklären, aber er hat es mir im Vertrauen erzählt und wenn er sich schon mal jemandem öffnet, will ich ihm nicht das Gefühl geben, dass das ein Fehler war."

Jeremy nickte verstehend. „Okay. Danke trotzdem. Du bist, glaube ich, sein einzig wahrer Freund"

Darvin zuckte mit den Schultern. „Ich kann auch nichts dafür, dass ich ihn so gern hab. Ich weiß, in der Schule ist er ein Arschloch, aber Privat ist er ganz anders. Man kann sich nur in ihn verlieben. Weißt du, es gibt diesen Spruch: Jedes Mädchen will nur einen Badboy, der für sie gut ist. Tja, ist bei uns auch nicht anders. Ich wäre echt gern der Junge für ihn, für den er den Mut aufbringen kann, er selbst zu sein, aber ich bin es nicht und das ist auch okay so. Vielleicht bist du es"

Jeremy verkniff sich sein Lachen. „Klar. Weil er mich auch so gern hat"

Ungläubig sah Darvin Jer an. „Na wenn du das noch nicht bemerkt hast, frage ich mich wie du dein Abi schaffen willst. Er steht doch schon seit Jahren auf dich. Und diese Sache mit dir und dem großen BMW-Fahrer macht ihn schon seit Wochen rasend. Er redet von kaum was anderem als dir. Er beschwert sich zwar meistens nur, aber das beweist trotzdem, dass seine Gedanken nur um dich kreisen. Er mag dich. Deshalb ist er immer so gemein zu dir. Er hat Angst davor, dass du ihn zurückweist und was passiert, wenn jemand bemerkt, dass sein Lächeln, wenn er dich ansieht nicht spöttisch, sondern total verträumt ist. Du musst ihm einfach beweisen, dass du es wert bist, dass er aus seinem Schutzkokon raus kriecht."

Only mortal (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt