56. Jaylin: Folgen

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„War doch klar, dass er es nicht einfach so erzählt, nachdem er 19 Jahre gelogen hat, um zu verschweigen was bei deinem Tod passiert ist" Boris schlug Austin auf den Kopf, der sich zu spät wegduckte und den Schlag dadurch voll abbekam.

„Ja tut mir leid, dass ich Hoffnung hatte, okay? Du könntest es auch mal mit Aufmunterung versuchen. Wozu bist du eigentlich mein bester Freund?"

Boris lachte. „Ich bin für die Wahrheit zuständig und Jaylin dafür, um dich danach zu trösten. Und wie ihr letztens im Bad gestöhnt habt, macht er seine Arbeit ja ganz gut."

Ich wurde schlagartig rot und drückte mein Gesicht in Austins Schulter, um es irgendwie zu verstecken. Erfolglos.

„Ich hätte da mal eine Frage und ich erwarte eine konkrete Antwort" Boris setzte sich vor uns auf den Couchtisch.
Wir sahen ihn auffordernd an und er fragte in voller Ernsthaftigkeit: „Wer von euch fickt wen?"

„Gott, Boris!", schrie Austin empört aus.

Ich versuchte, mein Gesicht noch weiter hinter Austin zu verstecken, aber nur, damit keiner sah, wie sehr ich lachen musste.

Boris war einfach cool. Er sagte, was er dachte und er machte aus keinem seiner Gedanken einen Hehl.

„Hei, du hast gerade selbst gesagt, dass ich dein bester Freund bin, dann muss ich sowas doch wissen!", erläuterte Boris, als sei Austin komplett zurückgeblieben.
Er schüttelte missbilligend den Kopf, während er mir an den Kopf fasste und darüber strich.

„Das geht dich nichts an, du neugieriges Kind"

„Ha!", lachte Boris ironisch. „Ich bin älter als dein Loverboy. Du bist ein kleiner Pädo, wenn wir jetzt schon so anfangen wollen!"

Als ich zurück zu Boris sah, erkannte ich, dass er tadelnd mit dem Zeigefinger vor Austins Gesicht herumwackelte und dieser ihm die Hand weg schlug.
„Hast du eigentlich nichts zu tun? Dich von Charlie ficken lassen zum Beispiel?"
Austin meinte es nicht so böse, wie es klang, aber trotzdem huschte ein Schauer über Boris' Gesicht.

Ich kam komplett hinter Austin hervor und sah Boris besorgt an. „Was ist denn los?"

Er zuckte seufzend mit den Schultern. „Charlie ist sauer. Er hat sich total angestellt, wegen dem Wunsch. Ich habe ihm erzählt, dass Raphaels Auferstehung, nachdem Silas ihn abgestochen hat, sein Wunsch war, damit er versteht, dass das nichts schlimmes nach sich ziehen muss, aber seitdem ist er total in sich gekehrt und lässt mich gar nicht mehr an sich ran. Er ist so wie früher. Kalt und abweisend, verletzend"

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen konnte, immerhin kannte ich Charlie ja noch nicht so lange. Es wunderte mich ohnehin, wie er mit Boris zusammenpasste und Austin kam auch nicht dazu, seine Meinung mitzuteilen, da Boris schon weiter redete. Dabei veränderte er aber die Position, sodass er seine Ellbogen auf den Knien an stützte, sich die Haare raufte und dadurch noch verzweifelter wirkte.
„Immer, wenn er mich anschaut, fühle ich mich wie ein Stück Dreck. Ich weiß, dass er mich liebt, aber es sieht einfach nicht mehr so aus und... Es tut irgendwie weh zu wissen, dass er auch nur im selben Haus ist. Ich bin erleichtert, wenn er seine Termine hat und habe Angst, wenn er zurückkommt. Wir schlafen zwar immer noch im selben Bett, aber er dreht mir immer den Rücken zu und wenn ich kuscheln will, dann drückt er mich weg."
Boris strich sich mit dem Finger über ein Auge, übersah, wie ungläubig ich ihn anblickte.
„Ich fühle mich scheiße, wenn ich nur an ihn denke. Einerseits liebe ich ihn unglaublich. Er ist einfach alles für mich, aber andererseits würde ich alles dafür tun, damit ich ihn nicht mehr lieben muss. Ihr versteht das nicht, ihr seid frisch zusammen und noch total happy verknallt. Aber ich fühlte mich so, als hätte er mir das Herz gebrochen. Und er tut es immer wieder, nur durch einzelne Blicke. Am schlimmsten ist es eigentlich, dass er gar nicht mehr mit mir redet. Wenn, dann nur, um mir zu sagen, dass ich ihn in Ruhe lassen soll und ihn nerve. Ich.. ich fühle mich so..."
Er schniefte, vergrub das Gesicht in den Händen. Dann begann er zu weinen.

Austin und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu, ehe wir auseinander rutschten, Boris zwischen uns zogen und versuchten ihn zu trösten.
Als er das bemerkte, brachen alle Dämme bei ihm, er begann zu schluchzen und weinte sich bei uns aus, in dem Wissen, dass wir für ihn da waren.

„Vielleicht liebt er mich ja auch gar nicht mehr. Oder er hat einen anderen. Deshalb wollte er nicht, dass ich unsterblich bin. Er will mich loswerden"

„Schh, das ist nicht war. Charlie liebt dich, nur dich", sagte Austin sofort, zog Boris an seine Brust, der sich in seinem Pullover festklammerte und einfach fallen ließ.

Austin und ich sahen uns hilflos an, leidend, weil es Boris schlecht ging und alle Worte der Welt keine Besserung garantierten.
Boris war mein Freund geworden, ich wollte für ihn da sein, aber wusste nicht wie. Deshalb war ich erleichtert, als Silas die Treppen runterpolterte.

Er kam ins Zimmer, sah Boris besorgt an und setzte sich dahin, wo sein Cousin eben noch gesessen hatte. „Was ist denn los?" Er strich über Boris' Knie.

„Charlie hasst mich", weinte Boris verzweifelt.

Ihn so zu sehen machte mich echt fertig. Er hatte so viel für mich getan, mehr als man erwarten konnte. Er hatte mir ein glückliches Leben ermöglicht, mit dem Mann, den ich liebte. Er war so oft für mich da gewesen und hatte mir Tipps zu allen möglichen Themen gegeben.

Boris liebte seinen Charlie, er war für immer an ihn gebunden und das konnte er nun nicht mehr ändern, egal wie weh es tat.

Vielleicht war das der Preis, den er bezahlen musste. Jede Sekunde im Glück, musste mit Schmerz vergolten werden.

Dadurch fragte ich mich, was mein Wunsch für ein Schicksal nach sich ziehen würde. Ich hatte ja nicht so einen weltbewegenden gehabt wie Boris.

Ich hatte gesagt: „Ich wünsche mir, dass ich wieder laufen kann"

Was sollte da schon schief gehen?

Die Antwort war leicht: Einfach alles, denn mein Wunsch war verschwendet.

Only mortal (Boyxboy)Where stories live. Discover now