Freundschaft

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"Da bist du ja endlich.", schreit Steph mir entgegen, als ich das Café betrete. Heute morgen erwarteten mich viele Anrufe in Abwesenheit und diverse Nachrichten von Steph, die sich schreckliche Sorgen gemacht hat. Ich rief sie zurück und wir verbredeten uns zum Brunch in dem Café, in dem ihre Schwester arbeitet. Das Café liegt auf meinem Schulweg und ich hole mir des Öfteren einen Kaffee bei Sofia ab. Sie ist genauso quirlig wie Steph und genauso hübsch mit ihren blonden Powerlocken und ihren braunen Knopfaugen. Ich kenne niemandem, dem das Septum so gut steht, wie ihr.

Als ich an den Tisch komme, springt Steph auf und umarmt mich so fest wie noch nie. "Steph, ich lebe noch. Du kannst mich loslassen.", schmunzle ich. "Die anderen kommen auch noch, keine Sorge. Und dann kannst du uns ganz genau erzählen, was los ist. Und zwar alles.", sagt sie in einem vorwurfsvollen Ton. Wir bestellen schon mal Kaffee für alle bei Sofia, die mich ebenfalls herzlich begrüßt. Wenige Minuten später kommen Jasper, Lenny und Vito dazu. "Du hättest wirklich nicht alle aus ihrem verkaterten Schlaf holen müssen.", sage ich. "Nichts da, ich habe gestern nur gekifft und nicht getrunken, damit ich heute fit bin für deine Story.", sagt Jasper und gähnt.

"Wo soll ich anfangen... Zu aller erst: Ich wollte euch wirklich nichts verheimlichen. Ihr seid meine besten Freunde und wisst mehr über mich, als meine Familie. Mir war es ganz einfach unangenehm und ich wollte nicht, dass ihr ein schlechtes Bild von Etienne oder mir bekommt. Es fing alles damit an, dass Etienne verschwunden ist...", und so leite ich meine Erzählung ein. Ich lasse kein Detail aus, auch wenn es mir schwer fällt. Die anderen hören mir gebannt zu ohne mich zu unterbrechen, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

"Heilige Scheiße, ich brauche Alkohol und keinen Kaffee.", sagt Steph mit weit aufgerissenen Augen. "Wieso hast du niemanden von uns gefragt, ob wir dir helfen? Finanziell meine ich, oder auch mit diesem... Hotch.", fragt Lenny. "Hitch.", korrigiere ich schmunzelnd. "Wo sollten wir denn 10.000 € hernehmen? Außerdem wäre damit nicht garantiert gewesen, dass dieser Hitch wirklich verschwindet. Ich hatte keine andere Wahl, als mich auf die Blinders einzulassen.", rechtfertige ich mich. "Schön und gut, aber jetzt nutzen sie dich als Köder für irgendwelche Perverslinge?", fragt Steph angewidert. "Nein, das war eine einmalige Sache, weil sie etwas herausfinden wollten. Und so schlimm war es nun auch wieder nicht.", lüge ich.

Nach dem Brunch müssen Steph und ich in die selbe Richtung, während die Jungs zum Training gehen."Pass auf dich auf, Kleine.", sagt Jasper ernst und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Er ist ein mieser Frauenheld, aber manchmal kommt da so etwas wie Beschützerinstinkt in ihm hoch. Steph hakt sich bei mir unter. "Es tut mir so Leid, dass Etienne dich mit all dem allein gelassen hat.", sagt sie nachdenklich. "Da kannst du nichts für.", beschwichtige ich sie. "Ich glaube auch nicht, dass er das mit Absicht gemacht hat." "Ich hoffe es für ihn. Sollte er hier jemals wieder auftauchen, werde ich ihm... ich werde ihm in die Eier treten!", schimpft sie und wir müssen lachen. "Aber jetzt mal zu einem anderen Thema: Ist dieser Anführer wirklich so heiß?", fragt sie und grinst mich schelmisch dabei an. Ich merke, dass ich rot werde und schaue zu Boden. "Er ist ziemlich heiß, aber das weiß er auch."

"Musst du morgen wieder arbeiten?", fragt Steph, als wir an der Kreuzung, wo sich unsere Wege trennen, stehenbleiben. "Nein. Da ich ja gestern schlecht bei der Arbeit und auf der Party gleichzeitig sein konnte, habe ich ab heute keinen Job mehr. Sabine hat mir vorhin geschrieben.", seufze ich. Steph hält mir ihre Zigarettenschachtel hin und ich nehme eine. "Scheiße. Was sagen denn die sexy Blinders dazu? Die sind schließlich Schuld daran.", sagt sie und zieht an ihrer Zigarette. "Ich denke, denen ist das scheißegal. Ich habe etwas Zeit, um mir einen neuen Job zu suchen, die Miete für den kommenden Monat ist zum Glück gesichert.", sage ich und zucke mit den Achseln. "Vielleicht gehe ich trotzdem nochmal in das Diner und bettle Sabine auf Knien an, wieder dort arbeiten zu dürfen."

Matthew - My Guardian and Guilt / Abgeschlossen.Where stories live. Discover now