Meine Welt

6.6K 191 3
                                    

"Guten Morgen.", weckt mich eine raue Stimme. Ich drehe mich knurrend zur Seite. "Wow, okay. Du bist kein Morgenmensch.", lacht er. „ich muss jetzt los.", erklärt Mat. Langsam öffne ich meine Augen und sehe sein Gesicht dicht vor mir. Er ist bereits vollständig angezogen. Wie spät ist es wohl? "Wohin?", flüstere ich müde. "Ich muss etwas erledigen. Erzähle es dir später genau." Ich richte mich ein wenig auf und er küsst mich auf den Mund. "Du glaubst gar nicht, wie gerne ich noch hier bleiben würde.", sagt er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. "Dann bleib einfach.", sage ich und setze meinen unschuldigen Blick auf. "Tu das nicht, du weißt nicht, was ich mit dir anstellen will, wenn du mich so ansiehst." Sofort reiße ich meine Augen auf und bin hellwach. Er hingegen lacht und geht in Richtung Tür.

Dann bleibt er abrupt stehen. "Was machst du heute Abend?", fragt er. "Nichts, wieso?", sein Blick lässt nichts gutes verheißen. "Gut, dann zeige ich dir heute Abend meine Welt. Zieh dir am besten dunkle Kleidung an. Jeans und Shirt oder so.", sagt er und verlässt dann mein Zimmer. Er hinterlässt eine menge Fragen, aber auch ein breites Grinsen auf meinem Gesicht.

"Und wo will er mit dir hin?", fragt Steph, als wir uns in die Schlange vor der Essensausgabe einreihen. "Ich habe keine Ahnung.", gestehe ich. "Aber ihr seid jetzt so ganz fest zusammen, ja?", hakt sie nach. "Ja, wir sind so ganz fest zusammen.", lächle ich stolz. "Ich fasse es nicht, meine Beste Freundin und der Drogendealer." Wütend sehe ich sie an. "Gehts vielleicht noch lauter?", zische ich. "Ach, komm schon. Mindestens die Hälfte der Schüler hier kriegt ihren Stoff von deinem Liebsten." Irgendwie ärgert es mich, dass sie sich so darüber lustig macht, aber sie hat ja auch recht. Mat und die anderen haben ziemlich viel Einfluss hier.

Ich quetsche mich gerade in meine schwarze Jeans, als mein Handy aufleuchtet. "Shit.", murmle ich. Hoffentlich ist das nicht Mat, denn ich bin noch gar nicht fertig. Schnell ziehe ich mir das Shirt über und schaue dann auf das Display. Zum Glück ist es nur eine Nachricht von Steph: Eine Aubergine und ein Zwinkersmiley. Ich habe wirklich tolle Freunde. "Du blöde Kuh.", lache ich und mache mich weiter fertig. Kurz nachdem ich die Mascara beiseite gelegt habe, klingelt es an der Tür. Ich öffne die Haustür und zu meiner Überraschung stehen Mat, Milo, Parker und Vince vor mir. "Hey.", sage ich. Sie umarmen mich der Reihe nach und ich ersticke fast in Aftershave. Dann kommt Mat auf mich zu und küsst mich. "Bist du bereit, mit uns feiern zu gehen?", fragt er und lächelt. "Feiern gehen? Ich habe morgen Schule.", sage ich entsetzt. "Ich dachte, du bist eine von uns, was ist da schon Schule?", lacht Parker. Ich kneife die Lippen aufeinander und schließe die Tür hinter mir. "Na gut, dann los."

"Shotgun, vorne.", sagt Milo und geht lässig zum Wagen. "Fick dich.", ruft Vince und rennt an ihm vorbei. "Du Pisser, ich hab Shotgun gesagt.", beschwert sich Milo. "Und wenn ich vorne sitzen will?", frage ich und alle sehen mich an. "Vergiss es.", brummen Milo und Vince unisono. Ich sehe schmollend zu Mat, der aber nur laut lacht und mit dem Autoschlüssel spielt. "Einigt euch, sonst fahre ich ohne euch.", sagt er beim Einsteigen. So kommt es, dass ich hinten eingequetscht zwischen Parker und Vince sitze, während Milo sich seinen Platz vorne erkämpft hat. "Schnall dich an.", fordert Mat mich auf und ich suche eine Ewigkeit nach meinem Gurt. Dann geht es los und wir fahren ungefähr eine halbe Stunde aus der Stadt heraus. "Wo geht es denn nun hin?", frage ich durch die laute Musik. Milo nimmt gerade einen Schluck aus einer Flasche, die mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt ist. Er dreht sich um und reicht sie mir. "Niemals, das sieht aus wie Scheibenwischwasser.", verweigere ich die Flasche. "Los.", sagt er eindringlich. Genervt nehme ich die Flasche und trinke einen Schluck. Die Flüssigkeit brennt sich ihren Weg und mir wird ziemlich warm. "Was zum Teufel ist das?", fluche ich und die anderen Lachen. "Selbst gebrannt.", erklärt Milo. "Wir nennen es Blue Dragon.", sagt Parker und ich verstehe sofort, warum.

Als wir endlich an einer alten Fabrik halten, springen die anderen aus dem Wagen und machen sich auf den Weg rein. Mat bleibt mit mir weiter hinten und legt den Arm um mich. "Hier feiern unsere Leute.", erklärt er. "Eure Leute?", frage ich. "Klar, glaubst du, die Blinders bestehen nur aus uns? Wir haben Freunde, Verwandte und Member, die im Hintergrund arbeiten. Hier kommen alle zusammen." Sein Blick schweift voller Stolz über das große Gebäude. Dann treten wir ein.

Drinnen ist das Licht sehr gedämpft und ich muss mich erst einmal daran gewöhnen. Laute Musik dröhnt von überall und die Einrichtung ist sehr industriell. Eine Barfrau begrüßt uns sofort. "Mat, ist das etwa deine Süße?", fragt sie freundlich. Sie ist um die 40, hat schwarze lockige Haare und jede Menge Tattoos. "Ich bin Julie.", stelle ich mich vor. "Stella.", sagt sie und reicht mir die Hand, während sie Mat einen verschwörerischen Blick zuwirft. Er legt mir eine Hand auf die Schulter und begrüßt sie ebenfalls. "Heute ist gut was los.", erzählt sie uns. "Was wollt ihr trinken?" Mat bestellt für uns zwei Gin Tonic und lehnt sich gegen die Bar. Er nimmt mich in den Arm und beobachtet die Menschenmenge. Immer wieder kommen Leute vorbei, die ihn begrüßen. Einige sehen mich an, andere nicht. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll und bleibe einfach stumm. Stella reicht uns die Getränke und wir stoßen an. Der Gin Tonic ist ziemlich stark und ich verziehe das Gesicht. "Stella meint es immer gut mit uns.", lacht Mat.

"Nimm die anderen nicht so ernst. Sie begrüßen dich nicht, weil sie denken....", doch er bricht ab. "Was denken sie?", frage ich verwirrt. "Sie denken, du wärst einfach meine nächtliche Begleitung.", erklärt er so sensibel wie möglich. "Deine nächste Bettgeschichte also.", wiederhole ich seine Worte. "Ja, aber sie werden alle schnell wissen, dass du meine Freundin bist.", versucht er mich aufzumuntern. Dann legt er mir eine Hand in den Rücken und schiebt mich vom Tresen weg. Wir kämpfen uns durch die Menschenmenge, bis wir an einem großen Tisch ankommen.

Matthew - My Guardian and Guilt / Abgeschlossen.Onde as histórias ganham vida. Descobre agora