Geschäfte (Mat POV)

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Mat POV

Wir gehen die dunklen Straßen entlang zu der Kneipe, in die wir immer nach dem Diner gehen. Sie gehört dem Vater eines Members, der schon einiges an Geld an uns verdient hat. Ich blase den Rauch meiner Zigarette aus und schaue in den klaren Nachthimmel. Hätte ich sie zu ihrer Verabredung bringen sollen?

Aber nein, sie wollte eindeutig nichts mehr mit mir machen. Ich habe genau gespürt, wie sie auf mich reagiert hat. Am liebsten hätte ich sie sofort an Ort und Stelle genommen - so wie ich es mir schon oft ausgemalt habe. Ich war so ruhig und zurückhaltend, als ich bei ihr übernachtet habe. Ich hatte ihr einiges zu erklären und musste darauf hoffen, dass sie meine Entschuldigung annimmt, deswegen wollte ich sie nicht bedrängen. Doch jetzt ist alles geklärt... und sie gibt mir trotzdem einen Korb. Natürlich ist das kein guter Grund, um eingeschnappt zu sein, aber diese Spannung zwischen uns geht jetzt schon eine Weile so und ich habe mich seit der Sache beim Straßenkampf nicht mehr mit einer anderen getroffen. 

„Bro, hast du mir zugehört?", fragt Milo und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich versuche aus den letzten Sekunden zu filtern, was er gesagt haben könnte, doch ich habe wirklich rein gar nichts mitbekommen. „Sorry. Was hast du gesagt?" Genervt legt er den Kopf in den Nacken und fährt sich durchs Haar. „Lass mich raten: In Gedanken hast du die Kleine gerade auf dem Tresen gevögelt." Die anderen Lachen und drehen sich zu mir um. Ich strafe sie mit einem finsteren Blick ab, doch eigentlich frage ich mich, wie Milo meine Gedanken erraten konnte. "Bullshit.", murmle ich.

„Jaja, ich habe deine Blicke genau gesehen. Und ihre übrigens auch. Wieso seid ihr nicht zusammen verschwunden?", fragt er mit provokantem Unterton. „Sie hat keine Zeit." Wieso antworte ich diesem Hund überhaupt? „Gut für uns, dann bleibst du uns noch ein paar Stunden erhalten, bis du die nächste kennenlernst." Er legt mir seinen Arm um die Schultern, doch ich gehe einfach weiter und ignoriere seine Aussage. „Was denn? Seid ihr jetzt etwa zusammen oder sowas?", fragt er skeptisch. Ich habe wirklich keine Ahnung. Irgendwas sind wir wohl... und wenn Julie sich mit einem Typen treffen würde, würde ich ausrasten. Ich würde ihn aus der Stadt jagen, aber nicht bevor ich ihm nicht mindestens die Nase gebrochen habe.

Hoffentlich trifft sie sich auch wirklich nur mit diesem schwulen Bruno und seiner Alibi-Freundin. Fuck, ich hätte sie doch bringen sollen. Vielleicht wollte sie deshalb nicht mit mir mitkommen? „Erde an Mat." Milo winkt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum, bis ich sie wegschlage. „Was ist nur los mit dir?" Ich atme tief ein und beschleunige meinen Schritt. „Nichts. Lass uns einfach etwas trinken."

„Wenn wir also 30 Prozent an Jack und die anderen abgeben, können wir ihre Fahrzeuge zur Überführung nutzen.", beendet Emre seinen Monolog. So ist es oft: Wir gehen raus, um etwas zu trinken und am Ende geht es nur um die Geschäfte. "Er träumt wohl von 30 Prozent.", knurrt Milo und stellt sein Glas unsanft auf den Tisch ab. "12 Prozent. Wenn er mehr will, soll er persönlich vorbei kommen und mir erklären, wofür.", entscheide ich. Emre will etwas sagen, lässt es dann aber doch sein. Er und dieser Jack sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Es fällt ihm manchmal schwer zu unterscheiden, was Gang-Sache und was privat ist. "Also gut.", brummt er und nimmt einen großen Schluck Whiskey. 

Ich komme gerade von der Toilette, als Emre mich im Flur abfängt. "Bro, können wir kurz reden?" Sein Blick ist nachdenklich und er spielt mit seinen Händen an seinem Hoodie herum. "Klar, was gibt's?", antworte ich und lehne mich gegen die Wand. Ich weiß sowieso schon, was jetzt kommt. "Es geht nochmal um Jack. Du weißt genau, dass sie ein hohes Risiko tragen und 30 Prozent von der Endsumme nicht viel ist. Wieso also nur 12 Prozent?" Ich sehe hinter ihm den Flur entlang, um zu prüfen, ob jemand um die Ecke kommt. Dann lege ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckt kurz zusammen, bleibt aber starr vor mir stehen. "Hör zu. Ich weiß, was Jack für dich bedeutet. Er war früher ein sehr guter Freund von dir und das Verantwortungsgefühl kann ich gut verstehen, wirklich. Aber wir haben in letzter Zeit nicht sonderlich viele Geschäfte gemacht, weil die Russen uns sabotiert haben. Wir können das Geld also gut gebrauchen und Jacks Risiko ist gar nicht mal so hoch, schließlich sitzt nicht er in einem der Wagen. Wir könnte sie geklaut haben oder so einen scheiß, dann würde ihn niemand mit uns in Verbindung bringen."

Nachdenklich fährt er sich mit zwei Fingern über seinen Nasenrücken. Emre ist einer von den guten, das steht fest. Er will das beste für seinen alten Freund Jack, doch er sieht nicht, dass der bloß unsere Kohle will. Jack ist ein mieses Arschloch, dass schon oft vorgeschlagen hat, mit uns Geschäfte zu machen. Ich habe es immer abgelehnt, denn seine Art verändert sich schlagartig, wenn Emre nicht im Raum ist. Für mich ist er ein Schleimbeutel ohne Rückgrat.

"Also gut. Tut mir Leid, wenn ich dich damit nochmal genervt habe...", seufzt er. Ich klopfe ihm auf den Arm und nicke. "Kein Problem, wir können über alles reden. Das weißt du doch." Doch Emre sieht weiterhin unzufrieden aus. "Ist alles in Ordnung bei dir?" Gedankenverloren sieht er mich an, dann zuckt er zusammen und nickt. "Ja... ja, alles gut." Er wendet sich schließlich von mir ab und geht den Flur entlang, zurück zu den anderen. 

Irgendwas ist mit ihm - und das gefällt mir gar nicht. Ich bleibe noch kurz an der Wand gelehnt stehen und atme durch. Der heutige Tag geht mir sowas von auf die Nerven. Freunde und Frauen können manchmal so anstrengend sein. Ich hole mein Handy hervor und checke meine neuen Nachrichten. Nichts von Julie. Langsam fange ich an durchzudrehen...

Matthew - My Guardian and Guilt / Abgeschlossen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt