Aufregung

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"Oh mein Gott.", schreit Steph durch die halbe Mensa und ich kneife ihr in den Arm, damit sie sich wieder beruhigt. "Das ist ja wie in einem Film! Einem Film über einen sexy Boxlehrer, der mit seiner Schülerin schläft." Ich schnappe entsetzt nach Luft. "Bist du total bescheuert? Schrei hier nicht so rum und wir haben nicht meinander geschlafen, sondern uns geküsst.", stelle ich klar. "Können wir über etwas anderes reden?", fragt Jasper, der uns gegenüber sitzt und den wir in den vergangenen Minuten komplett vergessen haben. "Nein, auf gar keinen Fall.", schimpft Steph. "Darüber möchte ich die nächsten Jahre noch sprechen.", grinst sie und klimpert mit den Wimpern.

"Ok, also schön. Dann fasse ich jetzt mal als jemand, der keinen glühenden Uterus hat, zusammen: Julie schließt einen Packt mit den gefährlichsten Menschen in der Umgebung, um ihrem Bruder zu helfen. Sie muss das tun, was diese Typen von ihr verlangen - nämlich ihr Leben aufs Spiel setzen - und als der Anführer von denen sie küsst, entsteht auf einmal eine wunderschöne Romanze?" Er verzieht angewidert das Gesicht und Steph wirft ihn mit ihrem Apfel ab. "Du bist nur eifersüchtig.", knurrt sie. "So ganz unrecht hat Jasper da ja nicht. Ich weiß auch, dass das irgendwie bescheuert ist, aber die letzten Wochen hat sich so viel zwischen uns verändert. Außerdem tue ich das nicht nur, weil ich es muss. Es geht um Milos Schwester und ich will ihr helfen. Sie ist schwanger und muss beschützt werden.", rechtfertige ich die Situation. "Was soll's.", seufzt Jasper und hebt die Hände. "Es ist ganz egal, was ich sage, ihr hört sowieso nicht auf mich. Fakt ist, dass der Plan von denen purer Wahnsinn ist." Steph runzelt die Stirn. "Warum bist du so? Die anderen sind doch da, um sie zu beschützen. Und danach kann sie mit diesem Schönling in den Sonnenuntergang reiten.", schwärmt sie. "Ich bin so... ach leckt mich.", schmollt er. "Du bist so...?", äfft Steph ihn nach.

"Es ist komisch für mich, ok? Julie ist eine meiner zwei wunderschönen, besten Freundinnen und bisher konnte ich jedes Arschloch hier an der Schule von ihr fernhalten. Ich will einfach nicht, dass er sie verletzt." Schmunzelnd sehe ich zu Jasper. "Oh Jasper, du bist der süßeste Beschützer auf Erden." "Einer muss ja auf dich aufpassen, jetzt wo Etienne weg ist.", murmelt er. "Nein, Julie kann auf sich selbst aufpassen. Außerdem hatte sie ein paar Dates von denen du nichts weißt.", zickt Steph ihn von der Seite an. Warum ist sie jetzt so? Jasper sieht ungläubig von ihr zu mir und wieder zurück. "Leute, können wir das lassen? Ich möchte nicht mit euch diskutieren, bevor ich wieder zu den Blinders fahre." "Na schön," murmelt Steph und verdreht die Augen. Dann beißt sie genervt in ihre Karotte.

Da wir heute noch ein Projekt in der Schule hatten, habe ich erst um 18 Uhr Schulschluss und Mat holt mich direkt von der Schule ab. Ich steige unter besorgten Blicken meiner Freunde in den schwarzen Van und schnalle mich an. "Hey.", sage ich. Mat startet den Wagen und sieht angespannt aus. "Hey.", sagt er knapp. Irgendwie hatte ich mir eine fröhlichere Begrüßung erhofft, doch ich begründe das mit der heutigen Situation. Als wir losfahren, mustere ich ihn so unauffällig wie möglich. Er trägt seinen schwarzen Kapuzenpullover und dazu eine dunkelblaue Jeans. Seine Outfits sind immer schlicht, doch er sieht jedes Mal viel zu gut darin aus.

"Dein Kumpel Jasper geht mir mit seinen Blicken ziemlich auf den Sack.", sagt er, als wir das Schulgelände verlassen. "Er will mich nur beschützen.", grinse ich. Ein lachendes Schnauben ist zu hören und er schüttelt den Kopf. "Dieser Kerl könnte dich nicht einmal vor einem anderen Mädels beschützen." Wieso ist er so in Angriffslaune? "Er ist ein guter Freund und immer für mich da. Wo liegt das Problem?", frage ich angenervt. Erst setzt er an, um etwas zu sagen, doch dann lässt er es bleiben. "Wie auch immer. Bist du nervös?", fragt er. "Ein bisschen.", gestehe ich. "Wir werden jetzt zu Milos Schwester fahren und alles vorbereiten. In sechs Stunden sollte alles gelaufen sein. Dann kannst du deinen eigenen Weg gehen." Jetzt mal ehrlich: Was ist mit ihm los? Diente der Kuss nur zu seiner Unterhaltung? "Wie schön.", knurre ich.

"Wir sind da.", verkündet Mat als wir vor einem weißen Haus halten. Wir sind in einer ruhigeren Gegend angekommen. Eine, die zwar nicht zu den besten Gegenden gehört, aber dennoch wenig Straftaten aufweist. "Es tut mir Leid, dass ich gerade so ein Arsch war. Ich bin ziemlich nervös." gesteht er und spielt an dem Lenkrad herum. "Ist schon ok, kann ich verstehen.", antworte ich.

"Du musst Julie sein. Ich bin Charlotte.", sagt Milos Schwester, als sie uns hereinbittet. Sie ist so groß wie ich, ungefähr 1,63 m und sieht Milo ziemlich ähnlich. Sie ist sehr hübsch und lächelt freundlich, unter ihrem weißen, lockeren Kleid zeichnet sich ein Babybauch ab. Wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer, in dem Milo und die anderen bereits Platz genommen haben.

"Wir müssen noch ein paar Dinge besprechen, geh du mit Julie solange in die Küche.", weist Milo seine Schwester an. Sie nickt und legt mir ihre Hand an den Rücken. Dann drehen wir uns um und gehen. "Willst du einen Kaffee?", fragt sie, als wir die Küche betreten. "Gerne.", antworte ich. Ich setze mich auf einen Hocker am Küchentresen und sehe mich um. "Das ist ein wunderschönes Haus.", staune ich. "Danke.", lächelt Charlotte stolz.

Matthew - My Guardian and Guilt / Abgeschlossen.Där berättelser lever. Upptäck nu