Kapitel 6 | Das Hochzeitskleid

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„Wenn ihr das Brautkleid habt, ruft mich bitte. Ich möchte es sehen." Und das Spiel beginnt von vorne.

Ich ziehe ein Kleid nach dem anderen an. Weite Kleider, enge Kleider. Kleider aus Spitze, aus Seide.

Es ist wirklich alles dabei und keines dieser schicken Kleider ist schlicht. Deshalb fällt mir die Wahl schwer. Es soll sich ja schon irgendwie lohnen, wenn ich schon zu dieser Ehe gezwungen werde.

Letztendlich entscheide ich mich für ein Kleid mit langen Ärmel und Carmen-Ausschnitt. Das Oberteil und die Ärmel besehen aus Spitze und an einzelnen Stellen wurde Glitzer eingearbeitet. Der Rock ist in Ball Gown geschnitten und besteht aus Tüll. Auch hier sind Stickereien reingearbeitet worden und mit Glitzer verziert. Es ist wunderschön.

„Alexa, hol bitte Señor Salvador.", sagt Sylvana und klatscht freudig in die Hände. Alexa macht sich sofort auf den Weg und kommt nur wenig Später mit Salvador zurück.

„Perfekt. Einfach nur perfekt." Salvador geht um mich rum und schaut mich anzüglich an.

„Sylvana. Zeig mir bitte den Schmuck!", befiehlt Salvador. Sylvana schaut in Kästen hinein und kommt mit Halsbänder, Ketten, Ohrringe, Armreife und sogar Diademen zu uns zurück. Salvador sucht für mich den Schmuck aus und Sylvana nickt zustimmend.

„Eine ausgezeichnete Wahl, Señor Salvador.", lobt Sylvana und legt mir den Schmuck an. Zum Schluss kommt das Diadem auf meinen Kopf, wie der Schleier. Ich betrachte mich im Spiegel und bin überwältigt.

„Ich bedauere es, dass ich Valentina vor ein paar Jahren zur Frau genommen habe. Am liebsten würde ich dich nehmen. Aber du bist Leonardos Frau." Salvador kommt auf mich zu, stellt sich ganz nah an mich und nimmt eine Haarsträhne zwischen seine Finger.

Er bedrängt mich und ich kann ihm nicht entkommen. Ich bekomme Angst und wage es nicht, ihm in die Augen zu schauen.

„Vielleicht tu ich es trotzdem." Salvador zieht sich zurück und sieht Sylvana an.

„Macht sie für die Verlobungsfeier fertig. Sie soll perfekt aussehen." Und schon ist Salvador wieder verschwunden.

„Gut muchachas (Mädels). Ihr habt Señor Salvador gehört! Machen wir uns ans Werk!" Sylvana klatscht in die Hände. Mir wird bei dem Ausziehen des Kleides und des Schmucks geholfen und dann werde ich in ein Bad gezogen.

Es ist geräumig und hat viele Fenster, durch die Licht kommen und das Zimmer erhellen. Eine Frau geht zu einem offenen Schrank und holt zwei Handtücher heraus und hängt sie über die Türen der Dusche, in die mindestens vier Leute reinpassen würden.

Wer brauch bitte so viel Platz zum Duschen? Dasselbe gilt für die Badewanne. Sie sieht aus wie ein kleiner Pool. Die Frau räuspert sich und sieht mich auffordernd an. Und ich schaue fragend zurück.

„Ab in die Dusche, chica (Mädchen)! Hopphopp!", fordert sie mich auf und verlässt dann das Bad. Ich ziehe meine Unterwäsche langsam aus und steige dann unter die Dusche.

Als ich den Hebel hochdrücke, prasselt das Wasser auf mich nieder. Es ist schön warm und ich erlaube mir, die Temperatur noch ein Stück höher zu schalten. In dem Haus meiner Eltern habe ich immer kalt geduscht, weil wir kein Geld hatten, warmes Wasser zu bezahlen. Doch jetzt ist es mir egal, denn Salvador Ramirez hat genügend Geld.

„Mädchen! Komm aus der Dusche raus! Wir wollen weitermachen!", ruft die Frau von vorhin durch die Tür. Ich bin froh, dass sie mir Privatsphäre gibt. Ich kann es nämlich nicht leiden, wenn ich vor anderen nackt bin.

Es ist mir unangenehm, weil ich eher groß und schlank bin und wenig kurven habe. Dafür beneide ich viele Frauen, die schöne Kurven hat. Wie diese Valentina. Sie ist groß und kurvig.

„Un momento, por favor (Einen Moment bitte)!", rufe ich und schäume mir schnell den Körper und die Haare ein. Dann spüle ich alles ab.

Gerade als ich mich in das Handtuch eingewickelt habe, wird die Tür geöffnet. Sylvana kommt auf mich zu und zieht mich wieder in den Raum. Die ganzen Kleider stehen nicht mehr da. Nur noch das rote Kleid für heute Abend und das Hochzeitkleid.

„So, Mädchen, wir beginnen mit dem Ganzkörperwaxing. Leg dich bitte hier drauf!", fordert mich Sylvana auf und zeigt auf einen Stuhl den man in die liegende Position stellen kann.

Ganzkörperwaxing? Wofür brauch ich das denn? Ich habe nur ein paar Härchen an den Beinen, Axeln. Meinen Intimbereich rasiere ich mir gar nicht. Wofür auch. Ich habe immer eine Unterhose an und zeige mich nicht.

Zögernd lege ich mich auf die Liege und betrachte Sylvana wie sie einen Spachtel nimmt und in einem Gefäß herumrührt. Dann entfernt sie den Spachtel aus dem Gefäß und schmiert mir eine pinke Masse auf das rechte Bein.

Durch die Wärme bekomme ich eine leichte Gänsehaut. Doch dann reißt sie die feste Masse von meinem Bein. Ich zucke zusammen und muss meinen Schmerzensschrei unterdrücken.

So lasse mir unter großen Schmerzen Bein-, Achsel- und Intimbehaarung entfernen.

Nun sitze ich auf einem Stuhl und bekomme meine Fuß- und Fingernägel in einen zarten rosa Ton lackiert.

Währenddessen werde ich geschminkt und meine Haare frisiert. Sylvana beäugt das Ganze mit wachsamen Augen, ehe sie wieder in die Hände klatscht.

„Hier. Zieh diesen Slip an!", fordert mich eine blonde Frau auf. Ich glaube Sylvana hat sie Letiticia genannt. Ich nehme den dunkelroten Slip an mich und ziehe ihn mir über die Beine.

„Zieh bitte den Mantel aus.", sagt sie und wartet. Doch ich mache nichts, ich stehe da und schaue sie nur an. Warum gibt sie mir nicht erst einen BH? Ich möchte ihn ungerne meine kleinen Brüste präsentieren.

„Zieh bitte den Mantel aus.", wiederholt sie ungeduldig und sieht mich schlecht gelaunt an.

„Bekomme ich keinen BH?", frage ich vorsichtig.

„Nein, bekommst du nicht, chica (Mädchen). Unter das Kleid wird kein BH angezogen. Los, zieh den Mantel aus!", erklärt sie mir und schaut mir erwartungsvoll an.

Unwohl, dass ich mich wieder entblößen muss, lege ich den Mantel ab und lasse mir von ihr in das Kleid helfen. Sie schließt es an meinem Rücken und tritt vor mich. Sylvana kommt zu uns und klatscht begeistert in die Hände.

 „Perfekt! Bianca! Die Schuhe! Angelina! Der Schmuck!", ruft sie und schon kommen die beiden Frauen auf mich zu.

Bianca stellt mir ein rotes Paar vor die Füße. Ich bücke mich und nehme die Schuhe in die Hand. Mit dem Paar gehe ich zu einem Stuhl und setze mich, damit ich die Schuhe anziehen kann. Sie passen wie angegossen.

„Ich zieh dir jetzt den Schmuck an!", sagt die andere Frau und tritt hinter mich. Sie legt mir eine goldene Kette um mit roten Steinen und verschließt sie. Dann schließ sie den Verschluss eines ebenso schönen Armbandes um mein rechtes Handgelenk.

„Hier. Das ist der Verlobungsring.", sagt Sylvana und tritt vor mich. Sie öffnet eine blaue Schachtel.

Der Ring ist protzig und passt nicht zu mir. Der Diamant ist fast so breit wie mein Finger und in einem strahlend weiß. Das Gestell ist aus Silber. Ich bin mir sicher das dieser Ring den Gästen heute imponieren soll. Er ist nämlich kaum zu übersehen.

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l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now