Kapitel 61 | Lektion

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„Haben deine Tattoos Bedeutungen?", frage ich Leo und lege seinen rechten Arm auf meinen Schoß. Ich fahre über die Tätowierung, über die Schneeweiße Schlange, welche von rote, gelbe und orangene Rosen umgeben ist. Dann fahre ich über das andere Tattoo. Es ist die Taschenuhr, die in blau, gelb und weißen Blumen gebettet ist.

Bilder von der Nacht kommen mir in den Sinn, als ich Leo und Valentina gesehen habe. Die Erinnerung quält mich, mein Magen zieht sich zusammen.

„Das haben sie.", sagt Leo und streicht über genau diese Tattoos die ihn verraten haben. Ich hebe meinen Kopf an und schaue Leo von der Seite ins Gesicht. Er wirkt etwas in Gedanken versunken.

„Erzählst du mir die Bedeutungen?", frage ich sachte nach. Sofort mache ich mich darauf gefasst, dass Leo ablehnt und sich bei dieser Frage verschließt, genau wie bei seiner Vergangenheit.

„Ja.", sagt Leo und streicht über die Schlange. Ich lehne mich etwas zurück, damit ich ihn ansehen kann, während er mir die Bedeutung erzählt.

„Die Schlange ist das Erkennungszeichen des Ramírez-Kartell. Wir schleichen uns an, fixieren unser Ziel und rammen unsere Giftzähne in unsere Beute, wenn sie unachtsam ist.", sagt Leo und jagt mir einen gewaltigen Schauer über den Rücken.

„Jeder männliche Nachkomme aus meiner Familie bekommt mach einem Initiationsritual die Schlange gestochen. Jeder eine andere. Manche Frauen haben sich auch eine Schlange tätowieren lassen.", erklärt Leo.

„Muss ich mir die Schlange auch tätowieren lassen?", frage ich mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme. Auf keinen Fall möchte ich eine Schlange für immer in meiner Haut haben. Sie wird mich immer daran erinnern, was ich jetzt bin und zu wem ich gehöre.

„Nein, princesa. Nur wenn du möchtest. Ich bin der letzte, der dich dazu zwingt, dir eine Schlange für immer in die Haut stechen zu lassen." Erleichtert atme ich aus. Ich habe gar nicht gemerkt, das ich die Luft angehalten habe.

„Was ist das für ein Ritual gewesen? Erzählst du mir davon?", frage ich nach. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht weiß, weder über Leo noch über seine Familie.

„Jeder der bei uns dabei sein will, muss seine Treue schwören, er muss jemanden umbringen. Eiskalt und ohne zu zögern. Zögerst du zu lange, bist du nicht dabei." Mir läuft wieder ein Schauer über den Rücken, als mir bewusst wird, dass diese Hände, die mich so viel gutes fühlen lassen haben, auch Leben nehmen können. Leo muss schon dutzende Menschen umgebracht haben.

Hat er auch seine Frau mit seinen Händen umgebracht? Wird er mich auch irgendwann umbringen, weil ich ihm zu viel Arbeit bin? Verdammt woher kommen nur plötzlich diese Gedanken? Es gibt keinen Grund Angst zu haben.

Leo ist gut zu mir. Wovor ich Angst haben sollte ist Valentina. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es bei dem einen Versucht belässt. Sie erscheint mir nicht als solche Person.

Dafür ist sie viel zu vernarrt in meinen Ehemann. Sie will ihn, ist besessen von ihm, sonst würde sie mich nicht tot sehen wollen.

„Wie alt warst du, als du das Initiationsritual gemacht hast.", frage ich vorsichtig. Ob er sehr jung gewesen ist? Hat mein Bruder auch dieses Ritual gemacht? Hat mein Bruder Menschen auf dem Gewissen?
Ich denke nur daran und mir wird eiskalt.

„Ich war 15 Jahre alt." Ich reiße meine Augen weit auf.

„15 Jahre?! Das ist doch viel zu jung. Du warst noch ein Kind!" Entsetzt schüttel ich den Kopf. „Für meine Kinder wünsche ich mir das nicht.", rutscht es aus mir heraus. Für ein paar Sekunden ist es still zwischen uns, ehe Leo meine Hand in seine nimmt und sie mit meiner verschenkt.

„Du hättest gerne Kinder gehabt, nicht wahr?", sagt Leo. Ich senke meinen Kopf, schaue auf unsere Hände und dann auf den See hinaus.

„Es ist besser, wenn wir niemals Kinder haben. Und es wurde bei mir auch nicht vorbestimmt. Lass uns nicht mehr darüber reden. Wir haben gemeinsam besprochen, dass Kinder nicht zu uns passen.", sage ich und lächele Leo gequält an.

„Es wird auch ohne Kinder funktionieren. Wie haben uns und das reicht doch vollkommen.", sagt Leo.

„Doch für wie lange? Seit der Verlobung ist mein Leben an deiner Seite nicht leicht, Leo. Ständig wird mir gedroht. Ich wurde umgebracht, Leo. Valentina wird es wieder versuchen."

„Das werde ich nicht zulassen."

„Nein, Leo. Du wirst nicht immer in meiner Nähe sein. Und genau da wird Valentina zuschlagen. Irendwann werde ich sterben und ich weiß nicht, wem ich die Schuld für mein Leid zuschieben soll. Dir, weil du mit Valentina geschlafen hast und sie dich für sich alleine haben will oder auf meinen Bruder, der sich eurer Meinung nach falsch verhalten hat." Ich stehe ruckartig auf und laufe hin und her.

„Du hast mir mal gesagt, dass Geld bei euch keine Rolle spielt! Warum bin ich dann überhaupt hier? Ihr hättet es vergessen können. Und ich hätte dann noch ein schönes Leben, ohne Drohungen und Gewalt. Ich müsste dann nicht ständig Angst haben zu sterben. Aber nein... Geld spielt anscheind schon eine Rolle."
Leo erhebt sich ebenfalls und nähert sich mir. Er will mich an sich ziehen, doch ich schlage seine Hand weg.

„Princesa... Komm schon, beruhig dich wieder.", sagt Leo streckt wieder seine Hand nach mir aus, die ich aber wieder wegschlage.

„Beruhigen? Ich habe gerade gut Lust dich anzuschreien und dir eine zu verpassen.", rege ich mich auf.

Verdammt, wie konnte es nur so weit kommen, dass ich mich ausgerechnet an diesem schönen Ort aufrege und mir darüber bewusst werde, was mir alles angetan wurde.

„Ich will eine Erklärung, Leo! Geld spielt keine Rolle bei euch, warum bin ich dann hier?", frage ich mach und verschränke meine Arme vor der Brust. Abwartend schaue ich meinen Ehemann an.

„Weil dieses Kartell Ware verloren hat. Ware im Wert von 168.000 Dollar. Es geht nicht wirklich um das Geld, sondern nur um die Ware, die die Polizei gesichert hat."

„Was für eine Ware?", möchte ich wissen.

„Ein Zeuge."

„Ein Zeuge? Und der war 168.000 Wert? Rodrigo hat nichts von einem Zeugen erwähnt.", sage ich.

„Er wusste ja auch nichts davon. Und der Deal hätte uns 168.000 und noch mehr gewinn gemacht. Und diesen Deal hat dein Bruder wegen seiner schlampigen Arbeit platzen lassen. Mein Vater hat deinem Bruder eine Lektion erteil, indem er dich ihm weggenommen hat."

.·.'.·.

Hallo ihr Lieben!

Einen wunderschönen
guten Morgen 🌞

Meinung?

...

Wir kennen uns ja doch recht lange...

Deshalb möchte ich ab und zu oder in jedem Kapitel euch ein paar Fragen stellen, um euch kennenzulernen.
Mir könnte ihr auch Fragen stellen, die ich im nächsten Kapitel beantworten werde.

Erste Fragen an euch:

> Was für Genre lest ihr so
außerhalb von Wattpad?

> Habt ihr vielleicht Empfehlungen?

> Wer ist euer Lieblings Autor/in?

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt