Kapitel 26 | Rosalie und Rosslyn

38.8K 1K 54
                                    

„Lass das mal nicht meinen Papá hören.", meldet sich eine weitere weibliche Stimme zu Wort. Rosslyn und ich drehen uns beide zu der Stimme um und sehen eine junge Frau auf uns zukommen.

Sie hat den Kleiderrock in der Hand und hält ihn weiter hoch, damit der Saum nicht auf dem Boden schleift. Als sie bei uns ist, setzt sie sich auf die andere Seite von Rosslyn.

„Hey... ich bin Rosalie. Das bis jetzt jüngste Kind von Salvador. Wir konnten noch nicht miteinander reden.", sagt Rosalie und lehnt sich auf der Bank zurück.

„Isabela ist zwar nicht meine Mutter, aber ich wollte mich nochmal für ihr unverschämtes Verhalten bei dir entschuldigen Rosslyn.", sagt Rosalie und ihre Hand auf Rosslyns Hand.

„Schon gut. Sie hat ja irgendwie recht.", meint Rosslyn und schluchzt auf.

„Oh nein, das hat sie nicht. Süße, hör bitte auf zu weinen.", sagt Rosalie und legt Rosslyn eine Arm um die Schulter.

„Doch. Ich halte Aaron seit zwei Jahren hin. Dieser Antrag war ja nicht der erste von ihm.", gesteht Rosslyn und wischt sich die Tränen von den Wangen.

„Ach Süße. Mach dir nicht so viele Gedanken wegen einer Hochzeit. Ich meine, ihr könnt euch doch verloben. Das ist doch auch eine gute Idee. Und wenn du soweit bist, dann heiratet ihr.", schlägt Rosalie vor.

„Nein, auf keinen Fall! Wenn ich mit Aaron verlobt bin, dann muss ich ihn so schnell es geht heiraten. Dafür wird Isabela sorgen.", sagt Rosslyn und wirkt niedergeschlagen.

„Aber ich darf mich gar nicht aufregen. Dich hat es ja schlimmer getroffen als mich Apríl.", sagt Rosslyn und schaut zu mir. Mir rutscht mein Herz in die Hose. Mein Magen krampft sich zusammen.

„Ihr wisst es?", frage ich und streiche über den weißen Stoff.

„Alle wissen es, Apríl. Mein Papá hat ja groß angekündigt gehabt, dass er ein Mädchen gefunden hat. Auch Adrián und Pedro haben von dir geredet. Ich will gar nicht wiederholen, was die beiden über dich und deine Körper gesagt haben. Die beiden sind Schweine.", sagt Rosalie und scheint ernsthaft wütend auf ihre Halbbrüder zu sein.

„Nach langen hin und her, hat sich Leonardo für dich entschieden. Nicolas wollte dich auch nehmen. Nur zu spät. Mein lieber Bruder war schneller.", sagt Rosalie.

„Was ich durchaus toll finde. Meine ganzen Geschwister gründen Familien. Ich bin von den Ramírez-Frauen die einzige, die noch nicht verheiratet wurde. Alle sind älter als ich. Du bist in meinem Alter. Nun, ich hatte Rosslyn, aber dich sehe ich zu selten Süße. Ich habe niemanden mit dem ich reden kann.", sagt Rosalie.

„Es tut mir leid, dass du von meinem Papá aus deinem Umfeld gerissen wurdest. Du vermisst sicherlich deinen Bruder." Ich schaue zu Rosalie und schaue sie für ein paar Sekunden an. Sie ist mit Nicolas die erste Person vom Ramírez-Clan die nett zu mir ist.

„Ja. Ich vermisse Rodrigo sehr. Ich habe ihn seit der Verlobungsfeier nicht mehr gesehen. Ich habe Angst, dass er mich alleine gelassen hat.", sage ich und schaue Rosslyn und Rosalie an.

Ihre Blicke sind mitfühlend auf mich gerichtet. Rosslyn schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und nimmt meine Hand in ihre, so wie Rosalie es zuvor bei ihr gemacht hat.

„Er tut mir weh, wenn er sich einfach von mir abwendet. Er weiß ganz genau, dass ich es nur ihm zuliebe gemacht habe. Es ist ein Dilemma.", sage ich verzweifelt.

„Dilemma?", fragt Rosslyn nach. Ich nicke und beginne zu erzählen.

„Hätte mein Bruder nicht zugeschlagen, dann hätten mich deine Brüder vergewaltigt. Hätte ich mich geweigert, dann hätte Salvador meinen Bruder umgebracht. Vielleicht hat er das ja auch gemacht."

„Nein. Das glaube ich nicht. Wie wär's... wollen wir mal zu dir nach Hause fahren und deinen Bruder besuchen?", schlägt Rosalie vor. Ich lasse mir ihren Vorschlag durch den Kopf gehen und Stimme zu.

„Das wäre eine tolle Idee. Können wir dann auch in die Stadt. Ich brauche Klamotten.", sage ich und schaue die beiden bittend an. Bei nicken und wir werden in friedliches Schweigen gehüllt.

„Manchmal frage ich mich, wie es wäre ein normales Leben zu haben. Keine Angst zu haben, dass einer aus der Familie getötet wird. Oder das hier die Polizei auftaucht und meine Familie ins Gefängnis muss. Ich möchte so gerne studieren wie du Rosslyn. Ich will reisen, die ganze Welt sehen!" Rosalie seufzt.

„Aber das ist nur Wunschdenken. Es wird nicht mehr lang dauern und ich werde einen fremden Mann heiraten. Mit ihm eine Familie gründen. Irgendwie mit ihm zurecht kommen. Wie du Apríl. Doch wir müssen das Beste aus unserem Leben machen, chicas. Uns bleibt keine andere Wahl.", meint Rosalie.

„Denkst du dein Vater erlaubt uns, wenn wir zu Apríl Bruder gehen und dann noch in die Stadt?", fragt Rosslyn an Rosalie gewandt.

„Ich bin Papás Liebling. Er muss es uns einfach erlauben!", sagt Rosalie und steht auf.

„Kommt ihr zwei. Wir gehen kurz rein und machen uns frisch. Dann gehen wir zu unserer Familie und zeigen ihnen, dass sie uns nichts anhaben können." Rosalie packt mein und Rosslyns Handgelenke und zieht uns auf die Beine.

Gemeinsam gehen wir rein und stellen uns im Bad vor den großen Spiegel der von der einen Wand zu anderen geht. Auf der Abladefläche steht Schminke.

Rosalie nimmt sich Abschminktücher und wendet sich Rosslyn zu. Sie wischt die schwarzen Linien unter Rosslyns Augen weg und schminkt sie nochmal neu. Mein Make-up frischt sie ebenfalls auf.

Als sie auch mit ihrem Make-up fertig ist, gehen wir wieder zur Familie zurück und setzen uns an den Tisch.

„Ich hole mir mal Alkohol. Wollt ihr auch etwas?", fragt Rosalie.

„Liebend gerne, Rosalie.", sagt Rosslyn und lehnt sich zurück.

„Apríl?"

„Nein Danke, Rosalie. Ich bleibe bei Wasser.", lehne ich ab und nehme mir ein frisches Glas und schütte Wasser hinein. Nachdem ich die Falsche zugeschraubt habe, nehme ich das Glas in die Hand und setze es an die Lippen. Mit kräftigen Schlucken leere ich das Glas und stelle es dann wieder auf den Tisch ab.

Neben mir wird der Stuhl zurückgeschoben und Rosalie setzt sich mit einer Weinfalsche und zwei Weingläsern neben mich.
Sie schenkt in beide Gläser mehr als die Hälfte ein und reicht Rosslyn das andere.

Ein lautes schnaufen ist zu hören. Ich sehe auf, direkt zu Isabela, die verächtlich zu Rosslyn und Rosalie schaut.

„Auf einen schönen Abend, Mädels.", sagt Rosslyn und lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hebt ihr volles Weinglas und ich schenke mir schnell noch etwas Wasser in mein Glas ein. Dann hebe ich ebenfalls mein Glas und stoße mit Rosalie und Rosslyn an.

„Auf einen schönen Abend.", sage ich und trinke einen kleinen Schluck von meinem Wasser. Rosalie und Rosslyn dagegen kippen mehr als die Hälfte des Glases in ihren Rachen.

Als beide das Glas abgestellt haben, lehnt sich Rosalie zurück und rülpst. Und zwar laut. Wir schauen uns an und fangen an zu lachen.

„Rosalie!", mahnt Angelina, Rosalies Mutter und schaut uns streng an.

„Bleib ruhig Angelina. Sie hat doch nur gerülpst.", sagt Salvador, der aus der Dunkelheit zu uns tritt.

.·.'.·.

Meinung zu Rosalie und Rosslyn?
Ich liebe die beiden und
ich habe noch einiges mit
den beiden vor! 💛

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt