Kapitel 12 | Verhältnisse und Demütigung

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„Bitte rückt ein bisschen mehr zusammen!", ruft José und fuchtelt mit seinen Händen wild durch die Luft.

Leonardo kommt der Aufforderung nach und schlingt den Arm fester um meine Taille. Ich werde näher an ihn gedrückt. Sein Geruch steigt mir in die Nase.

Dieses Mal haftet kein weiblicher Duft an ihm, wie gestern. Sein Geruch ist maskulin und da liegt noch etwas Anderes in der Luft.

Mein Kopf ist wie benebelt. Am liebsten würde ich meine Nase an seinem Hals verstecken und tief einatmen.

Als ich merke was ich da denke, reiße ich die Augen auf. Warum denke ich sowas? Ich darf ihn nicht gut finden! Leonardo ist kein guter Mensch, da bin ich mir sicher.

„Gut so. Bleibt genauso stehen." José stoppt in seiner Bewegung und lächelt. Seine Augen fixieren mich und er lächelt mich herzlich an.

„Darling, lächele mal für mich! Du schaust wie ein verschrecktes corzo (Reh). Ich bin mir sicher, dass du ein bezauberndes Lächeln hast." Und automatisch verziehen sich meine Lippen zu einem leichten Lippen.

Zu einem schüchternen, aber ehrlichen Lächeln. José beginnt ein Foto nach dem anderen zu knipsen, kommt näher, kniet sich hin.

José ist vollkommen in seinem Element.Wie lange er wohl schon für Salvador arbeitet? Dealt er auch für den Mafiaboss? Er sieht dafür eigentlich zu lieb aus. Außerdem wirkt er nicht sonderlich männlich.

„José, wir essen erstmal was und dann machen wir weiter!", sagt Salvador und legt seinen Arm um Valentina.

Sie schmiegt sich an ihn. Wirft aber Leonardo schmachtende Blicke zu. Ich fühle mich dabei fehl am Platz.

Claro, jefe (Natürlich, Boss)." Die Hochzeitgesellschaft löst sich auf und gehen zu ihren Autos, um zum Anwesen zu fahren.

Wir bleiben stehen, wo wir sind, und wie wir stehen. Leonardo hat immer noch seinen Arm um meine Taille gelegt und drückt mich an ihn. Er macht auch keine Anstalten sich von mir zu lösen.

Erst als eine schwarze Limousine vorfährt und vor uns hält löst sich mein frisch getrauter Ehemann von mir und geht zur Wagentür und öffnet sie.

Dann schaut er mich aus seinen grauen Augen an und streckt die Hand nach mir aus. Überfordert schaue ich abwechselnd seine Hand und sein Gesicht an. Genervt atmet er aus.

„Ich beiße nicht, Frau. Komm jetzt her.", befiehlt er. Sofort lege ich meine Hand in seine.

Leonardo zieht mich an sich und schiebt mich zum Auto. Ich hebe das Kleid an und steige verunsichert in die Limousine ein. Ich setze mich ans Fenster und schaue hinaus.

Als sich Leonardo neben mich setzt schaue ich ihn zögerlich an, ehe ich mich traue den Mund aufzumachen.

„Leonardo...", setze ich an, doch da kommt Salvador in das Auto gestiegen, gefolgt von Valentina. Ich schließe wieder meinen Mund.

„Und Apríl... Bereit für die Hochzeitsnacht? Rodrigo hat mir erzählt, dass du noch unberührt bist.", sagt Salvador mit einem schmierigen Lächeln und zündet sich eine Zigarre mit einem Streichholz an, die er aus seiner Anzugjacke genommen hat.

Hilfesuchend schaue ich zu Leonardo, der nur genervt schnaubt. Liegt seine schlechte Laune etwa an mir? Beschämt schaue ich auf meine Hände und unterdrücke meine Tränen.

Das Kichern von Valentina lässt mich den Blick heben. Sie schaut zu mir und hat ihre Hand in Salvadors Schritt, während er seinen Kopf an ihrem Hals versteckt an und sie liebkost. Es ist mir unangenehm, bei diesem Intimen Moment dabei zu sein und nicht entkommen zu können.

„Ich freue mich auf später, Baby.", raunt Valentina und sieht Leonardo dabei an.

„Ich mich auch.", antwortet Salvador. Ob er weiß, dass Valentina und Leonardo ein Verhältnis haben?

Unsere Blicke treffen sich und er wiederholt seine Worte. Dann wendet er sich wieder seiner jungen Frau zu und widmet sich ihrem Hals und ihre üppigen Brüste, um die ich sie beneide.

„Hört auf ihr Beiden. Ihr könnt später ficken!", knurrt Leonardo und spannt sich neben mir an. Salvador lacht auf und löst sich von Valentina.

„Stell dich nicht so an, Junge! Ist ja nicht so, als hättest du nicht gestern erst gefickt.", sagt Leonardos Vater und wendet sich seiner Frau zu und leckt ihr über den zierlichen Hals.

Sie schaut mich dabei siegessicher an. Und ich zähle nur eins und eins zusammen. Sie und Leonardo haben wirklich auf der Verlobungsfeier miteinander geschlafen.

Es sollte mich nicht stören. Leonardo bedeutet mir nichts. Ich werde ihn niemals Lieben können. Dennoch fühle ich mich gedemütigt. Denn hier betrügen sich alle gegenseitig.

„Aber da war sie nicht anwesend.", knurrt Leonardo und betont das 'sie' besonders. Wieder schmerzt meine Brust.

„Stimmt. Du hast sie bei Camillo gelassen." Die Stimmung schlägt prompt um. Ich schaue auf. Erst Leonardo, dann Salvador.

Die beiden Männer schauen sich kalten Augen an und scheinen durch die Augen zu kommunizieren. Salvador wendet sich mir zu.

„Halte dich von Camillo fern. Das sage ich dir nur einmal, Apríl."

.·.'.·.

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now