Kapitel 60 | Wandern, zelten und reden

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Während mein Rucksack nur mit Essen und Trinken, wie Wechselkleidung und Badesachen gefüllt ist, hat Leo ein Zelt, ein Schlafsack und ein Kissen in und an dem Rucksack befestigt.

Es muss wahnsinnig schwer sein, doch er lässt sich nichts anmerken. Auch als wir den Berg hochgehen, er keucht nicht mal vor Anstrengung, während ich wie eine Bekloppte schwitze. Da hilft nicht mal der Wind, um meine erhitzte Haut zu kühlen.

„Und den Hunden geht es gut, wenn sie bis morgen alleine daheim bleiben?", frage ich und lasse mir von Leo auf den höhergelegten Stein helfen.

„Es wird ihnen gut gehen. Es gibt eine Tür nach draußen, die nur durch einen Chip geöffnet werden kann.", sagt Leo, schaut kurz zu mir nach hinten, ehe er wieder vor schaut und weiter geht. Ich folge ihm und denke an Lexie und Luis.

Ich habe Angst um die beiden. Was ist wenn ein Bär kommt und die beiden angreift? Die schlimmsten Szenarien breiten sich in meinem Kopf aus.

„Mach dir keine Gedanken, princesa. Den beiden wird es gut gehen, versprochen.", sagt Leo.

„Warst du schon öfter hier wandern?", frage ich, nachdem wir in den Wald gelaufen und von Schatten umgeben sind. Leo zieht mich an der Hand näher an sich heran.

„Ja. Hier bekomme ich Abstand von meiner Familie. Hier finde ich auch mal Ruhe.", erzählt Leo. Ich bin hin und hergerissen, ob ich Leo fragen soll, was das mit den Bildern auf sich hatte. Doch dann beschließe ich, doch nochmal nachzufragen.

„Die Frau auf dem Bild, war das deine mamá? Und war das Kleinkind dein Bruder?", frage ich Leo und warte auf Leos Antwort. Ich schaue zu ihm hoch, um seine Reaktion besser einschätzen zu können. Seine Gesichtszüge verhärten sich und er kaut auf seiner Unterlippe herum.

„Ja, das waren sie.", antwortet Leo. Ich merke ihm an, das er gar nicht von ihnen erzählen möchte. Doch eine Frage muss ich ihm noch stellen.

„Leben sie noch? Ich frage nur, weil ich sie nicht auf dem Anwesen gesehen habe."

„Sie leben nicht auf dem Anwesen. Er hat mich und das reicht ihm.", sagt Leo und geht weiter. Verdammt, was soll das den jetzt wieder heißen? Mehr Fragen kommen in mir auf. Leben sie also wo anders in Mexiko?

„Erzählst du mir irgendwann, was passiert ist? Wir sollten uns nichts verheimlichen, Leo. Selbst wenn es die Vergangenheit ist. Wir müssen zusammenhalten. Ich habe nur noch dich, Leo.", sagt ich und bleibe stehen. Leo bleibt ebenfalls stehen, stellt sich vor mich und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

„Ich will dich schützen, princesa. Dazu gehört auch meine Vergangenheit."

„Aber ich will dich kennenlernen. Ich kenne dich überhaupt nicht. Ich weiß nichts über dich, außer, dass du verdammt gut mit deiner Zunge und deinen Finger umgehen kannst.", sage ich.

Zu spät bemerke ich, was ich da eigentlich gesagt habe. Auf Leos Lippen bildet sich ein breites Lächeln und er tritt näher an mich heran. Ich lege meine Hände an seine Taille und kralle mich in sein Shirt.

„Das freut mich zu hören, princesa.", raunt Leo und küsst mich kurz. „Aber du hast recht. Wir kennen uns nicht. Wir sind gleich da, bauen das Zelt auf und dann können wir reden." Ich strecke mich Leo entgegen und küsse ihn bevor ich nicke.

„Gut, dann sollten wir uns auf den Weg machen. Ich habe Lust zu reden." Leo lacht auf und lässt sich von mir weiter ziehen. Schweigend laufen wir den Waldweg entlang, bis Leo mich ins Gebüsch zieht.

Irritiert folge ich ihm durchs Dickicht und muss aufpassen, dass ich nicht stolpere.

„Wohin gehst du?", frage ich Leo und bleibe an eine Wurzel hängen. Ich stolpere und bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden mache, presst mich Leo an sich. Ich bedanke mich bei ihm und richte mich auf.

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now