12. Putzen

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(POV. Karma)

Genervt fegte ich den Boden in unserem Zimmer. Das alles kotzte mich so an.

Der Tag war bis jetzt eigentlich wie erwartet verlaufen: langweilig und anstrengend. Das einzige, was meine Laune etwas gebessert hatte, waren die Begegnungen mit Nagisa, dieser Mijagi, und mit Isogais Gruppe.

Ich hatte sie dazu überreden können, irgendwas an Terasakas Matratze zu machen. Nichts großes, einfach nur etwas, das ihn ein wenig in den Wahnsinn treiben würde. Ein nasses Bett würde da völlig ausreichen.

Und Maehara und Nakamura waren zum Glück meiner Meinung. Schließlich hatte er nicht nur mich, sondern auch sie gedemütigt. Jetzt stellte ich mir immer wieder seine idiotische Miene vor, wenn er checkte, dass er besser die Klappe gehalten hätte und es hob meine Laune automatisch.

Nicht mehr lange und dann sind sie zurück. Ich frag mich, was die anderen so angestellt haben...

,,Karma, kannst du den mal kurz nehmen? Ich fühl mich nicht so gut..."
Sugino hielt mir einen Lappen hin und atmete schwer aus.

,,Was ist los?", fragte ich.
Er fasste sich an den den Bauch. ,,Mir ist schlecht und mein Kopf pocht wie so... keine Ahnung, Mann. Hast du keine Kopfschmerzen? Du hast doch mehr getrunken als ich.."

Ich nahm ihm den Lappen aus der Hand. ,,Nein. Ich glaube ich vertrage Alkohol ganz gut."
Er nickte langsam und starrte konzentriert zu Boden. Ich musterte ihn aufmerksam.

Ob Nagisa auch so einen Kater hat? Er verträgt es wohl auch ni-

Plötzlich riss Sugino die Augen auf und rannte los. Ich starrte die Tür an, durch die er vor einer Sekunde verschwunden war und sprintete hinter ihm her. ,,Äh! Sugino?"
Er steuerte offensichtlich die Toiletten an.

Verdammt. Echt jetzt?

Gerade als ich um die Ecke bog, prallte ich mit jemandem zusammen und wir fielen zu Boden. Ein vertrauter Duft umhüllte mich und ich hob den Kopf. Unter mir lag Nagisa. Röte schoss ihm ins Gesicht.

,,Na?", meinte ich spontan und rappelte mich auf. ,,Sorry für's umtackeln. Bist du okay?"
Ich bot ihm meine Hand an und er nahm sie, um ebenfalls aufzustehen. ,,Ja, alles gut, haha..."

Irgendwie ist er einfach dafür gemacht, umgerannt zu werden. Oder unter mir zu liegen...

,,War das gerade Sugino?", fragte er und sah in die Richtung, in die dieser verschwunden war. Da war ja was.
,,Ja, ihm geht es gerade nicht gut. Ich denke, ich muss ihm hinterher. Also dann, bis gleich."

Ich wandte mich ab und setzte meinen Weg fort. Hinter mir hörte ich Schritte und sah über die Schulter Nagisa mitlaufen.

,,Ich komme mit. Ich sollte euch eigentlich holen, weil die anderen jetzt gleich wiederkommen", erklärte er und ich nickte.
Als wir am WC ankamen, hörte ich Sugino keuchen und husten. Er hockte vor einer Toilette in einer Kabine und erbrach sich.

,,Sugino..." Nagisa schaute ihn mitfühlend an, doch bevor er auf Sugino zugehen konnte, schüttelte der heftig den Kopf. ,,Alles okay, mir ist nur-"
Wieder erbrach er sich. Nagisa und ich sahen uns hilflos an.

,,Ich könnte Koro-Sensei holen", schlug er vor. Ich nickte zustimmend. Das war die einzige Möglichkeit. Im schlimmsten Fall würden sonst noch welche aus der Klasse etwas mitbekommen. Und sie würden wissen wollen, was mit Sugino los ist. Koro-Sensei wusste als einziger Bescheid.

Nagisa holte sein Handy raus und rief unseren Lehrer an. Dann erklärte er ihm das Problem und im nächsten Moment stand Koro-Sensei auch schon neben uns.

Er hatte sein typisches "Ich weiß, ich sehe nicht so aus, aber ich bin auf jeden Fall ein Mensch" - Outfit an. Die Perücke und die Nase waren so offensichtlich fake, dass man durchdrehen könnte.

,,Danke für eure Hilfe. Ihr könnt mir den Rest überlassen", sagte Koro-Sensei freundlich. ,,Achso, ich hoffe ihr wisst jetzt, was Alkohol bewirken kann und lernt daraus", fügte er noch hinzu.

...danke...

Wir wünschten Sugino noch eine gute Besserung, dann ließen wir ihn mit Koro-Sensei alleine.

Schweigend gingen wir den Gang entlang. Nagisa sah gedankenverloren zu Boden. Bei jedem Schritt, schienen die Zöpfe seiner Frisur ein wenig auf und ab zu hüpfen. Ich streckte die Hand aus und berührte sie. Sie waren weich wie immer und glänzten in einem schönen Blau.

Er hielt inne und sah mich verdutzt an. ,,Was machst du da?"
Ich blieb ebenfalls stehen. ,,Ich weiß nicht", sagte ich wahrheitsgemäß. ,,Irgendwie mag ich deine Haare. Sie sind schön."

Er hob die Augenbrauen. ,,Findest du? Mir gefallen sie gar nicht. Wenn ich älter bin und von Zuhause wegziehen kann, schneide ich sie ab."
,,So ein Jammer. Sie stehen dir."

Ich schob meinen Zeigefinger unter einen der Zöpfe, um ihn anzuheben. ,,Außerdem könntest du dann Kleider anziehen und reiche Typen klären.... Dann hast du ausgesorgt", fügte ich hinzu und grinste ihn frech an.

,,Aber ich hab doch dich...", sagte er und stellte sich auf die Zehnspitzen, um mir tief in die Augen zu sehen. Erneut begann mein Bauch zu kribbeln und je näher er mir kam, desto stärker wurde es.

Sein Mund war leicht geöffnet.
,,Ach ja?", fragte ich und ließ seine Haare los. Er nickte verträumt. Dabei kam er meinem Gesicht näher, aber da mir das dann doch etwas zu lange dauerte, beugte ich mich nach vorne und küsste ihn.

Er lächelte und strich mit seiner Zunge zart über meine Lippen. Ich ging sofort darauf ein und spürte schon bald wie sich seine Hand an meinem Oberteil festkrallte.

Mir war durchaus bewusst, dass wir mitten im Gang eines Hotels standen und jeden Moment ein Gast um die Ecke kommen, und uns so eng umschlungen sehen könnte. Und es war mir so egal. Das Risiko machte das ganze ja sogar noch aufregender.

Nagisas Hände glitten von meiner Brust meinen Bauch herunter, dann an der Hüfte hinab zu meinem Hintern, in den er reinkniff. Ich keuchte auf und sah ihn grinsen.

Whoa. Ist wohl seine Rache für heute Mittag, huh?

,,KARMAAAA!"
Eine lauter Ausruf ließ uns beide zusammenfahren und wir schossen auseinander. Für einen Moment sah ich mich perplex um.
,,KARMA AKABANE!", hörte ich die Stimme wieder schreien. Dann prustete ich los.

Es war ohne Zweifel Terasaka, der so kreischte. Schien so, als hätten Maehara und Nakamura echt durchgezogen, was auch immer sie getan hatten.

Nagisa warf mir einen fragenden Blick zu. ,,Ist das Terasaka?"
Ich nickte. Er folgte mir, als ich in die Richtung ging, aus der seine Stimme gekommen war.

,,Sag nicht, du hast wieder irgendwas gemacht", flehte Nagisa.
,,Ich nicht", versprach ich und grinste. Wir kamen an Terasakas Zimmer an. Dort standen schon ein paar andere E-Klässler, die verwundert in den Raum linsten.

Ich drängte mich zwischen ihnen hindurch und staunte nicht schlecht; die anderen hatten ganze Arbeit geleistet.

Terasaka stand auf seiner Matratze und war von Kopf bis Fuß mit Rasierschaum bedeckt. Sein Bett war ebenfalls voll damit. Wahrscheinlich hatte er sich nach dem Ausflug auf das Bett geschmissen und den Rasierschaum bis dahin noch nicht bemerkt....

Meine Mundwinkel verkrampften sich. Gerade war er dabei, sich den Schaum aus dem Gesicht zu wischen, als er mich entdeckte und wütend inne hielt.
,,Karma, du Bastard! Ich mach dich fertig!", brüllte er und ging auf mich los.

Vorfreudig schob ich die Hände in meine Hosentaschen, beugte mich ein wenig zu ihm vor und verfolgte im Augenwinkel, wie sich Nagisa zügig in Sicherheit brachte.

Komm doch! Das wird lustig!

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now