29. Sushi Time

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(POV. Nagisa)
 
,,Wollen wir einen kleinen Umweg machen?", fragte Karma auf dem Rückweg und zeigte in Richtung Park. ,,Jetzt wo noch gutes Wetter ist. In den Nachrichten stand, es soll später regnen."

Ich nickte. ,,Sicher."
Das Wetter war wirklich schön. Die Sonne schien (noch – ich sah in der Ferne tatsächlich schon eine dunkle Wolke) und erhellte den Park mit warmen Licht. Wir plauderten entspannt und ich beobachtete dabei die Umgebung.

Manche der entgegenkommenden Passanten starrten auf unsere verschränkten Hände und runzelten die Stirn, als sie begriffen, dass wir vom selben Geschlecht waren.

Karma bekam das ebenfalls mit. Und dann begann er, unsere Hände beim Laufen hin und her zu schwingen, damit unsere Beziehung noch offensichtlicher wurde. Er wollte wohl, dass sie sich aufregten. Ich schmunzelte verlegen.

Typisch Karma.

Der Duft von Essen machte auf sich aufmerksam und ich blieb stehen. Karma merkte es ebenfalls und schaute sich um.
,,Hast du Hunger?", fragten wir gleichzeitig und kicherten.

,,Da ist ein Sushi Restaurant", sagte er und deutete auf die gegenüberliegende Straße. ,,Wenn du willst, können wir aber auch selbst welches machen. Ich habe alles dafür Zuhause. Natürlich nur reeein zufällig."

Ich lachte. ,,Du bist süß, danke."
Er drückte meine Hand fester und sah woanders hin. Ich folgte ihm und dachte an die bevorstehende "Pyjamaparty". Schon bald schweiften meine Gedanken zu meinem Versprechen.

,,Hey, Karma", begann ich leise.
Er sah auf. ,,Hm?"
,,Ähm, wegen des Kleides... Naja, wenn ich es schon anziehen muss, dann bitte erst heute Abend. Und auch nur in deinem Zimmer, mit zugezogenen Vorhängen. Ich will auf keinen Fall, das mich jemand sieht."

Seine Augen blitzten kurz auf, dann wurden sie ausdruckslos und er lächelte. ,,Gut. Wenn du willst."
Ich sah ihn misstrauisch an.

Was soll dieser Blick?

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Karma hatte wirklich alles für Sushi Zuhause und ich liebte ihn dafür.
,,Soll ich den Reis waschen?", bot ich an. Er nickte und holte frischen Lachs aus der Tiefkühltruhe.

,,Schade eigentlich", sagte er und betrachtete den Fisch.
,,Was?", fragte ich.
Er grinste mich an und stellte die Tüten ab. ,,Wenn ich doch nur Tintenfisch genommen hätte... Dann könnten wir am Montag Koro-Sensei etwas mitnehmen. Ich frage mich, wie er darauf reagiert."

,,Warum habe ich das nicht erwartet?", fragte ich und schüttelte seufzend den Kopf.
,,Weil ich unvorhersehbar bin?", fragte er dramatisch. Ich musste lachen.

Oh, ja...

Als der Reis gegahrt war, füllten wir ihn in die Schüssel, um ihn abkühlen zu lassen.
,,Der braucht jetzt so ne halbe Stunde, wollen wir solange noch zocken?", schlug Karma vor. Ich stimmte zu und stellte uns einen Wecker.

Im Wohnzimmer setzten wir uns auf die Couch und starteten die Playstation. Da Karma kaum Spiele hatte, die nicht ab 16 oder nur für Einzelspieler waren, entschieden wir uns für Fifa.

[Tut mir leid, ich kenne mich da wirklich überhaupt nicht aus. Habe das erstbeste Spiel genommen, welches ich wenigstens ein bisschen kenne... Gomen'nasai!]

,,Eigentlich müsstest du wissen wie es geht", sagte Karma, als er die Konsole einschaltete. ,,In der ersten Klasse haben wir ja immer gespielt. Das ist wie Fahrrad fahren, du verlernst es nie."

Ich saß schweigend daneben und sah ihm zu. Er sah so gut aus, wenn er sich konzentrierte... Ich lehnte mich in seine Richtung, bis meine Schulter gegen seine kam und tat so, als würde ich mich unglaublich für die Konsole interessieren.

Die Ausrede war noch nicht einmal so schlecht. Ich selbst hatte ja leider nichts dergleichen wie eine PS4, Nintendos und Konsolen Zuhause. Ganz egal wie sehr ich meine Mutter darum bat.

Sie sagte dann meistens Dinge wie "Mädchen in deinem Alter spielen keine Videospiele" oder "Sowas hält dich nur vom Lernen ab". Deshalb hatte es mir auch immer gefallen, mit Karma abzuhängen. Bei ihm konnte ich tun was ich will. Vor allem, weil er immer ziemlich gelassen war.

Ich erinnerte mich sogar noch daran, dass ich einmal bei ihm geschlafen hatte und mitten in der Nacht aufgewacht war. Wegen Hunger. Als ich ihn dann geweckt hatte, hatte er mir tatsächlich noch etwas gekocht.

Er konnte gut kochen. Selbst im Halbschlaf. Komischerweise war es dann aber auch meine erste und letzte Pyjamaparty mit ihm gewesen, denn mit der Zeit hatten wir uns immer mehr voneinander distanziert...

Karmas Stimme riss mich aus der Erinnerung: ,,Hey, träumst du?"
Ich sah verwirrt auf und schüttelte dann den Kopf. ,,Sorry, was?"

,,Hier", sagte er nur und drückte mir die Konsole in die Hand. ,,Ich habe gerade gesagt, dass ich fertig bin. Und du warst nicht mehr ansprechbar."
Ich lachte verlegen. ,,Tut mir leid, ich war in Gedanken. Also, wie ging das nochmal?"

Er seufzte auf. ,,Echt jetzt? Okay, setz dich vor mich. Ich zeige dir, wie du sie halten musst", meinte er und schob seine Beine auseinander. So war genug Platz für mich dazwischen.

Ich sah ihn unschlüssig an. Ich soll mich zwischen seine Beine setzen?
Beim Gedanken daran wurde mir ganz heiß.

,,Nagisaa, komm jetzt", sagte er genervt und zog mich an der Taille mit einem Ruck, der mich kurz aufkeuchen ließ, vor seinen Schoß und schlang die Arme um mich.

Ich errötete noch mehr und sah zu, wie er kichernd meinen Bauch streichelte und sich an mich drückte. So blieb mir keine andere Wahl, als mich an ihm anzulehnen.
,,Also", fing er an und nahm meine Hände, die immer noch die Konsole festhielten.

,,Halt sie so. Die Zeigefinger kommen nach da oben, die Mittelfinger nach hinten und die Daumen nach vorne. Dann kannst du immer zwischen den Tasten hin und her switchen."

Er zeigte mir die Schalter und schob meine Finger an die richtigen Plätze. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren.

Und auf nichts anderes.

... Wie zum Beispiel auf seine warme Brust, an der ich lehnte, oder seiner Wange, die fast gegen meine kam, als er sich von hinten über meine Schulter beugte, oder seinen Lippen, die sich beim Sprechen verführerisch bewegten und sich zu einem Lächeln verzogen, als er mich ansah...

Selbstverständlich konzentrierte ich mich nur auf die Erklärung. Was sonst?!

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now