13. Rasierschaum und Prügeleien

6.5K 315 153
                                    

(POV. Karma)

Terasaka lief wie ein Stier auf mich zu und holte zum Schlag aus. Er war also wirklich so dumm, wie er aussah.

Ich wich im letzten Moment aus und er rannte mit voller Wucht gegen die Wand. Stöhnend rieb er sich am Kopf. Um ihm das Aufstehen zu erleichtern, packte ich seinen Kragen und schlug ihm ins Gesicht. Er taumelte kurz und fasste sich an die Nase.

Einige meiner Mitschüler schnappten nach Luft, als sie sahen, dass er Nasenbluten hatte. Ich sah es erst, als ich das Blut an meinem Handrücken bemerkte. Das lenkte mich genug ab, um nicht zu sehen, wie Terasaka die Faust hob.

,,Nimm das, Arschloch", knurrte er.

Das nächste was ich spürte war ein beißender Schmerz an meinem Wangenknochen, und wie die Wucht meinen Kopf zur Seite warf. Und er haute direkt noch ein zweites Mal auf die Stelle.

Als er das dritte Mal ansetzte, diesmal mit der anderen Faust, duckte ich mich unter ihm hindurch und boxte mit meinem Ellebogen direkt in seinen Bauch, um von dem Ziehen an meiner Wange durchzuatmen. Er krümmte sich vor Schmerz.

Ich gab ihm keine Zeit sich wieder zu fassen, da ich seine Schultern packte und ihm mehrmals hart mein Knie in den Bauch rammte. Seine röchelnden Geräusche waren wie Musik in meinen Ohren.

Allerdings fing er plötzlich an genervt herumzubrüllen und wand sich aus meinem Griff. Ich stieß ihn so zu Boden und lachte leise.

Terasaka eignete sich einfach fürs Prügeln, sein Körper hielt so viel aus...

Er machte Anstalten wieder aufzustehen, doch gerade, als ich wieder auf ihn losgehen wollte, wurde ich gepackt und von ihm weggerissen. So wie letztens, als Nagisa und ich uns gestritten hatten, allerdings hielten mich dieses Mal nicht nur zwei Personen fest.

Itona stellte sich vor mich und versperrte mir mit gleichgültiger Miene den Weg. ,,Ihr habt echt Nerven, das in unserem Zimmer zu klären."

Hinter ihm erkannte ich Nagisa, der sich neben Terasaka hockte und ihm ein Taschentuch hinhielt. ,,Alles okay?"
Eifersucht drehte meinen Magen um. Wieso fragte mich das keiner? Meine Wange tat auch weh.

Terasaka nickte und nahm das Taschentuch entgegen, um die Blutung zu stoppen. Dann stand er schwankend auf und fasste sich ans Auge, da, wo ich ihn getroffen hatte. Er war immer noch voller Rasierschaum.

,,Was ist los Terasaka? Stimmt was nicht?"
Meine Stimme hörte sich holperig an. Den Spott hörte man aber trotzdem raus, was mir auch schon genügte.

Ich mochte es nicht, zu sehen wie Nagisa Terasaka ansah und berührte. Er sollte mich ansehen und mich anfassen. Nur mich.

Terasaka, erfolgreich provoziert, bewegte sich mit wütender Miene auf mich zu und ich lachte vergnügt.

Ganz genau! Komm her!

Itona drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme. ,,Vergiss es, Trottel."
Bevor der etwas erwidern konnte, erklang plötzlich Isogais Stimme durch den Raum: ,,Terasaka, Karma! Hey!"

Mittlerweile stand der Rest der Klasse auf dem Flur und starrte uns an. Ich hielt inne und merkte, wie mich auch die anderen langsam losließen.

,,Leute, das hier ist die letzte Klassenfahrt vor unserem Abschluss, bevor wir in die Oberschule kommen", sagte Isogai ernst. ,,Können wir nicht einfach die Zeit genießen, wie eine ganz normale Klasse? Wieso muss das jetzt sein?"

Die Mädchen musterten unseren Klassensprecher ehrfürchtig. Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete meine Arme, an denen nun auch Rasierschaum war.

,,Tu ich doch... Terasaka sah eben so aus, als bräuchte er meine Hilfe beim rasieren", sagte ich und rubbelte mir den Schaum vom Ärmel. Nakamura verkniff sich ein Schmunzeln.

Isogai seufzte und rieb seine Stirn. Wahrscheinlich hatte er auch einen Kater. ,,Am besten machen wir das ganze einfach sauber, bevor ein Lehrer kommt. Wenn wir alle zusammenarbeiten, geht das bestimmt ganz schnell. Also, wer hilft mit?"

Zu meiner Überraschung meldeten sich erstaunlich viele freiwillig. Isogai hatte einfach das Talent, Leute dazu zu bringen, im Team zu arbeiten... Manchmal beneidete ich ihn. Irgendwie.

(POV. Nagisa)

Die Entschuldigungen waren wie erwartet ausgeblieben, auch wenn sich die Situation beruhigte.

Terasakas Nasenbluten hörte schnell auf und ich verließ den Raum, um nach Karma zu sehen. Isogai hatte ihn verdonnert mitzuhelfen. Ich glaube ich war der einzige gewesen, der mitbekommen hatte, wie Karma abgehauen war.

Und so ging ein wenig durch die Gänge und suchte nach ihm. Schon bald fand ich ihn zwischen zwei Automaten vor. Er lehnte an der Wand, schlürfte eine Erdbeermilch und starrte zu Boden.

,,Uhm, hey", begrüßte ich ihn vorsichtig.
Er sah auf. ,,Oh, hey."
Ich musterte matt sein Gesicht. Sein linker Wangenknochen hatte eine leicht blaue Farbe angenommen. ,,Du solltest das kühlen", stellte ich fest.

,,Es geht schon wieder", sagte er abwesend.
,,Nein wirklich, das sieht echt nicht gut aus... Komm mit."
Ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her Richtung Küche. Er folgte mir widerstrebend, ließ allerdings nicht los.

In der Küche gab uns einer der Aushelfenden ein Coolpack. Ich nahm es dankend an und wir setzten uns auf eine Couch im Aufenthaltsraum. Dort ließ ich seine Hand los und kühlte vorsichtig seine Wange.

Dabei herrschte eine lange Stille. Karma mied meinen Blick und nippte stumm an seiner Erdbeermilch.
,,Bist du sauer?", fragte er irgendwann. Seine Stimme klang leiser als sonst.
,,Du meinst wegen vorhin?", wollte ich wissen.

Das habe ich gerade wieder vergessen... Ungläubig rieb ich mir die Schläfe. Warum lenkt er mich immer so schnell ab?

,,Nein", entschied ich schließlich. ,,Aber ich finde, dass Isogai recht hat. Wir sollten die gemeinsame Zeit genießen, so lange wir noch können."
Karma schwieg.

Ich seufzte. ,,Was ist eigentlich passiert? Wer war das mit der Matratze?"
Seine Augen blitzten belustigt auf. ,,Maehara und Nakamura, schätze ich. Ich habe sie überredet, irgendwas an seinem Bett zu machen."

,,Manipuliert."
,,Nein, überredet. Sie mussten ja nicht. Aber gib es zu, du fandest es auch lustig. Er hat es verdient, weil er uns vor der ganzen Klasse bloßgestellt hat."

Da ist schon was Wahres dran... Aber das war trotzdem echt gemein.
Ich schüttelte den Kopf. ,,Du hast ihn ja auch provoziert, Karma..."

Lachend schnappte er sich das Coolpack. ,,Jaa. Bei einem Idioten wie ihm macht das besonders Spaß."
Er stand auf. ,,Ich hab Hunger. Das Mittagessen hat schon angefangen, kommst du mit?"

Ich nickte und wir gingen in den Speisesaal. Zum Glück war unsere Putzstrafe vorbei, so konnten wir den Rest des Tages mit unseren Freunden verbringen.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now