16. Der Schlüssel

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(POV. Nagisa)

,,Und warum hast du das dann zugelassen? Warum bist du einfach gegangen?"
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht loszuheulen. Karma sagte nichts. Das machte mich nur noch frustrierter, so sehr, dass ich gegen seinen Bauch schlug. ,,Huh??"

Gereizt packte er meine Schulter. In der Erwartung, er würde jetzt zurückschlagen, zuckte ich zurück, als er mir näher kam, aber alles was er tat, war mich zu sich zu ziehen und zu umarmen. Ich versteifte mich.

,,Versteh doch, Nagisa. Wenn du Kayano-Chan immer mehr Hoffnungen machst, ist das Risiko höher, dass ihr nie wieder normale Freunde sein könnt. Und ich nehme an, das willst du nicht. Außerdem gehörst du mir. Nur mir. Und sie soll das endlich wissen."

,,Wieso glaubst du, ich wäre dein Eigentum?", keifte ich heiser.
,,Weil es stimmt", sagte er nüchtern und küsste mich auf die Stirn. Ich wand mich mich trotzig aus seinem Griff.

,,Tut mir leid, okay?", seufzte er und wischte eine gnadenlose Träne von meiner Wange. ,,Ich war sauer. Ich wollte, dass du endlich siehst, was sie für dich empfindet."

Diesmal wehrte ich mich nicht mehr, als er mich in seine Arme zog. Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und seufzte. ,,Bist... du eifersüchtig, oder so? Ich habe doch kaum was mit ihr zutun..."

Er zuckte mit den Schultern. Also ja. ,,Komm, lass uns verschwinden."
Er ließ mich los und drehte sich um. Ich folgte ihm und ging neben ihm her in Richtung Strandhaus.

Seine Hände vergruben sich in den Taschen des Kimonos und er starrte zu Boden. ,,Sie wird schon darüber hinwegkommen. Du kannst ja nichts dafür, dass sie es falsch verstanden hat. Du hast sie nicht absichtlich verletzt."

Aber ich habe sie verletzt.

Ich schluckte den Gedanken herunter und trat dichter an Karma heran, streckte die Fingerspitzen aus und ließ sie in seine Kimonotasche gleiten.

In der Tasche berührte ich schüchtern seine Hand. Sie verkrampfte sich für einen Moment und ich dachte, er würde sie zurück ziehen, aber zu meiner Überraschung verschränkte er meine Finger mit seinen.

Ein warmes Kribbeln durchströmte meinen Körper und ich hatte das Gefühl, in meinen Magen sei ein Kanister Sprudelwasser gekippt worden. Auch über Karmas Lippen huschte ein kleines Lächeln.

(POV. Karma)

Nagisas warme Hand drückte meine fester und ließ mein Gesicht warm werden. Eigentlich war ich nicht wirklich der Typ für Pärchensachen. Allein dieses Wort... Pärchensachen. Ugh.

Aber bei ihm... war das gar nicht mal so übel... Im Gegenteil, eigentlich.

Er schmiegte seinen Kopf an meine Schulter und mir fiel eine weitere Träne an seiner Wange auf. Ich hob die Augenbrauen und wischte sie mit dem Finger weg. ,,Jetzt hör endlich auf zu heulen. Ich weiß ja, dass ich heiß bin, aber deshalb musst du ja nicht so flennen", stichelte ich und kicherte.

Er schüttelte den Kopf. ,,Du weißt ganz genau, warum ich heule. Außerdem habe ich Angst, dass sie mich jetzt hasst. Und dir habe ich immer noch nicht ganz vergeben."

,,Pffff. Sie hasst dich nicht. Als ob sie das könnte. Und ich bereue nicht, dass ich sie dir überlassen habe. Sie hat mich genervt, wahrscheinlich hätte ich sie provoziert oder so. Du bist da empathischer als ich."

Nach dem Kompliment wurde er rot und lächelte leicht. ,,Naja... Ich heule aber auch, weil... ich glücklich bin. Irgendwie", gab er verlegen zu.
Ich lachte auf. ,,Du bist so seltsam, Nagisa."

Er murrte etwas unverständliches. Dennoch, in gewisser Weise schmeichelten mir seine Worte. Und vor allem war ich froh, dass er sich beruhigt hatte.

Die Steine knirschten unter unseren Füßen, als eine Stille folgte. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte. Nach einer Weile hob er tatsächlich den Kopf und sah mich an.
,,Magst du Kayano nicht?", fragte er.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt