47. Was wünschst du dir?

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(POV. Karma)

Schweigend nahm ich seine Hand und zog ihn hinter mir her ins Wohnzimmer.
,,Wohin gehst du, Karma?", fragte er mich verwundert.
,,Wirst du schon sehen", antwortete ich.

Bei der Glastür angekommen, drehte ich den Schlüssel im Schloss um und spürte direkt wie mir die kühle Luft von draußen entgegenkam. Grillen zirpten von den Gebüschen her. Ich seufzte entspannt.

,,Hier. Zieh die Hausschuhe an, sonst wird dir kalt", erklärte ich Nagisa und deutete auf eine offene Kommode. Er tat es mir gleich und schlüpfte in die Schuhe.

Dann lief er mit neugierigem Blick hinter mir her in den Garten. Wir gingen vorbei an der Lounge, hörten dem leisen Rascheln des Grases zu und als daraus ein Knirschen wurde, blieb ich stehen.

,,Achtung. Hier sind Trittsteine, sie führen durch eine kleine Wasserstelle", warnte ich Nagisa vor und tastete vorsichtig mit den Füßen nach genug Halt. ,,Und pass auf, manche wackeln."
Der Bach war ganz schwach im Licht des Sichelmondes zu erkennen.

Ich war schon oft im Dunkeln hierher gekommen. Der Nervenkitzel bestand darin, dass man jederzeit ausrutschen und ins kalte Wasser fallen könnte. Vor ein paar Jahren war mir genau dieser Fehler passiert.

Es war eine wirkliche Herausforderung gewesen, klatschnass, mitten in der Nacht, und dazu unbemerkt an meinen Eltern vorbeizukommen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatten sie es auch dennoch bemerkt, aber nichts gesagt.

Endlich erkannte ich die kleine Anhöhe vor uns. Ich steuerte darauf zu und merkte, wie Nagisas Hand meine fester drückte.
,,Komm her", sagte ich und zog ihn zu mir ins Gras.

Er setzte sich zögernd. Meine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt und ich erkannte, wie er sich umschaute.
,,Was ist das hier für ein Ort?", fragte er neugierig.
,,Der... Garten?", kicherte ich. ,,Das ist der Vorteil an großen Grundstücken."

Mein Blick richtete sich in den Himmel und ich lächelte. Heute war es nicht bewölkt, man konnte die Sterne sehen. Ich lehnte mich im Gras zurück und legte meinen Kopf auf meine Hände.

,,Du kennst dich hier aber gut aus", bemerkte Nagisa.
,,Mhm. Meistens komme ich nachts wenn ich nicht schlafen kann. Oder wenn meine Eltern da sind und ich keine Lust auf sie habe", antwortete ich. Er kicherte leise und folgte meinem Blick in den Nachthimmel.

Das leise Plätschern vom Bach, der erfrischende Wind der durch unsere Haare wehte und das Zirpen der Grillen war unglaublich entspannend. Ich musste seufzen.

Warum bin ich nicht viel früher mit Nagisa hergekommen?

,,Wenn jetzt eine Sternschnuppe vorbeiziehen würde, was würdest du dir wünschen?", fragte er auf einmal und legte sich ebenfalls ins Gras.
Ich sah ihn an. ,,Bringt es nicht Unglück, wenn ich es dir verrate?"

,,Keine Ahnung. Aber mich interessiert es."
,,Hmm, eine einigermaßen gute Zukunft, vielleicht? Darüber müsste ich eigentlich länger nachdenken. Und du?"
,,Weiß ich nicht... Eigentlich bin ich momentan ziemlich glücklich mit dem was ich hab."

Ich nickte gedankenverloren. ,,Und wie wäre es, wenn wir nochmal ins All fliegen? Zu zweit, so wie letztes Mal."
,,Das klingt gut", lachte er. Er hatte wohl nicht gemerkt, dass ich das ernst meinte. ,,-Oh, guck mal!",

Sein Finger deutete auf ein Gebüsch nahe der Mauer, die den Garten einrahmte. Ein paar leuchtende Punkte schwirrten durch die Luft. Glühwürmchen.

Ein Grinsen huschte über meine Lippen. Kitschiger ging es wohl nicht, was? Oder... doch – fehlte nur noch das "ich liebe dich" und ich würde mich umbringen.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now