46. Fünfzig Messerstiche

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(POV. Nagisa)

Ihre eng umschlungenen Körper verdecken ihre entblößte Haut, als sie miteinander rummachen. Ich stehe regungslos da und starre sie an. Goldene Pupillen huschen in meine Richtung und er küsst sie energischer. Als wolle er mich provozieren.

Ihre Haare sind offen, statt in den üblichen geflochtenen Zöpfen und ihre Brille liegt auf dem kahlen Beton. Zwischen der Kleidung, die achtlos zu Boden geschmissen wurde.

Ihre Zungen – wie sie hungrig miteinander spielen und es darauf anlegen, ich kann sie genau sehen, und es erhitzt meinen Körper mit einer Mordlust, die mir selbst Angst macht.

Stirb. Stirb, stirb, stirb...!

Es ist, als wäre ich angekettet und müsste zusehen wie mein eigener Körper von selbst das Messer anhebt und auf sie zugeht. Das Messer ist einfach da, in meiner Hand.

Mit Genugtuung ramme ich die Klinge in ihre Körper. Sie gleitet ohne Widerstand hindurch, wie durch Wasser. Dabei starre ich in goldene Augen und glaube Spott in Karmas Blick zu sehen. Ansonsten bleibt er völlig gefühlskalt.

Blut quillt aus den frischen Wunden, als ich immer wieder auf die beiden einsteche. Obwohl es sich anfühlt, als würde das Ganze in Sekundenschnelle passieren, ist alles in erdrückend langsamer Geschwindigkeit.

Okudas Haare sehen aus, als schweben sie in der Luft, während sie in Zeitlupe mit Karma zu Boden gleitet. Ohne von seinen Lippen abzulassen, ohne zu schreien, ohne sich zu wehren. Blut spritzt in die Luft, auf den Boden und in mein Gesicht. Ich schmecke den eisernen Geschmack auf der Zunge.

Ich habe aufgehört mitzuzählen. Sind es dreißig? Vierzig? Vielleicht sogar über fünfzig Messerstiche?

Der Geruch von frischem Blut dringt durch die Luft. Ich beobachte, wie das tiefe Rot langsam über den kahlen Boden fließt, sich mit dem des Anderen vermischt, und meine Knie und meine Hände befleckt.

Okuda bewegt sich nicht mehr. Ich kann sehen, wie die Wärme aus ihrem Körper weicht. Wie kann Karmas Blick nur so tot sein, aber mich gleichzeitig so verspotten?

,,Jetzt hast du es getan", sagt er, ohne dass sich seine Lippen bewegen. ,,Glückwunsch, Nagisa-Chan."

Ich höre die hasserfüllten Worte nur in meinem Kopf. Als wären es meine Gedanken. Noch lauter, als das Messer was bei seiner vertrauten Stimme in der Luft verharrt und mit einem Scheppern zu Boden fällt.

Der Blick des Rothaarigen brennt sich durch meinen Körper. ,,Wir wussten doch beide, dass du zu mehr als meiner Befriedigung einfach nicht taugst, stimmts? Und jetzt nicht einmal mehr das. Kurz will ich deine Haare nicht, komm wieder wenn sie lang sind wie die von Okuda", zischt seine Stimme.

Und dann wird sein Blick glasig. Wie der des Mädchens, welches immer noch eng umschlungen mit ihm in der gewaltigen Blutlache liegt.

,,Karma? Bist du tot?", frage ich langsam. Ich spüre, wie sich meine Mundwinkel heben. Das will ich gar nicht. ,,Du bist doch noch am Leben oder, Karma? Du bist doch nicht gestorben?"

Während ich spreche, durchfährt ein eigenartiges Zittern meinen Rücken und meine Brust, und lässt meine Stimme beben. Ich richte mich auf, wobei mir ein raues Husten den den Atem raubt.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now