57. Ja... lieber nicht

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(POV. Karma)

Jeder Schritt, den ich diese verdammte Treppe herunter lief, schien mich zu provozieren. Ich verstand es wirklich nicht. Mein Leben lang hatte ich nach Stolz oder Anerkennung im Blick meiner Eltern gesucht.

Nie hatte ich was derartiges bekommen. Und aus heiterem Himmel interessierte sich meine Mutter für mich, oder eher für Nagisa und mich? Was war bitte ihr scheiß Problem?

,,Karmaaa", unterbrach Dad meinen Gedankengang und brachte mich zurück ins Hier und Jetzt. ,,Komm schon."
Ein paar Sekunden lang starrte ich ihn einfach nur an.

Ernsthaft? Dafür musste ich runter kommen? Um ihm beim Kochen zu helfen?

,,Na los", grinste er, als er meine Miene sah.
Ja, haha. Wie amüsant. Ich hasste es so sehr, herumkommandiert zu werden. Dennoch war er mein Vater, also hatte ich keine andere Wahl, als ihm an der Herdplatte Gesellschaft zu leisten.

,,Was soll das alles?", fragte ich grimmig.
,,Ich weiß nicht wovon du sprichst", antwortete er gelassen.
,,Natürlich weißt du das", zischte ich.
Er grinste. ,,Hast du Besuch?"

,,Weich nicht meiner Frage aus, das nervt."
,,Ja, ja. Es ist deine Mum. Was soll man machen, so ist sie eben."
,,Hat sie dir gesagt, dass du mich ablenken sollst? Damit sie allein mit ihm reden kann?"

Sein Blick war mir Antwort genug.
,,Warum interessiert sie das so? Und wieso hilfst du ihr überhaupt?", giftete ich ihn an.
,,Ich helfe ihr nicht. Sie hat mich bestochen."
,,Mit was?"

Er deutete auf zwei Flaschen Edelwein in einer der Gepäcktaschen. Ich fluchte innerlich. Alkohol war für ihn wirklich alles, oder?

,,Seit wann läuft das eigentlich, zwischen dir und diesem Jungen?", erkundigte er sich.
,,Das interessiert dich doch eh nicht", rutschte es mir heraus und ich beobachtete aus dem Augenwinkel seine Reaktion.

Er hob die Augenbrauen, klatschte mir die Frühlingszwiebeln ins Gesicht, die er gerade schnitt und lächelte mich gezwungen an. ,,Haha."
Ich schätzte, dass er sich insgeheim etwas schuldig fühlte. Was meine Worte nur noch bestätigte.

,,Ich würde nicht fragen, wenn es mich nicht interessieren würde", sagte er schließlich.
Ich verkniff mir einen weiteren Kommentar. ,,Wir sind seit der Klassenfahrt zusammen."

,,Oh? Der kleine Ausflug?"
,,Ja, aber wir... mochten uns schon immer, glaube ich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns den ersten Schritt wagen würde."

Als ich seinen Blick sah, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Oh.
Ich hätte das nicht so formulieren dürfen. Das klang doch viel zu weich. Gespräche über Gefühle waren nichts, was ich mit ihm besprechen sollte. Er verachtete sowas.

,,Ah", sagte er abweisend.
,,Wieso willst du das wissen?", wechselte ich das Thema.
,,Nur so. Aber es überrascht mich nicht, dass er kein Mädchen ist."

Klar. Du kennst mich ja auch so gut. Und du bist auch so intelligent.

,,Der Junge hat was Interessantes", sprach er weiter.
Ich horchte auf. ,,Und was?"
,,Seine Aura. Ich fand ihn am Anfang irgendwie enttäuschend, aber jetzt verstehe ich, was du an ihm findest. Sehr interessant."

Er versteht es...?

Ich musste unfreiwillig lächeln. Auch wenn ich es nie zugeben würde, machte mich glücklich, dass er über Nagisa nachgedacht hatte. ,,Ich weiß."

Eine lange Stille entstand. Das war das Problem an unserer Beziehung. Wir redeten nicht viel miteinander. Eigentlich waren wir wie zwei Fremde, die zufällig im gleichen Haus wohnten.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now