50. Sayonara, Koro-Sensei ❤

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(POV. Nagisa)

Ich umklammerte zitternd den Griff des grünen Messers. Die gelblichen Funken, welche gerade noch den Himmel und die Gestalten meiner Mitschüler mit warmen Licht erhellt hatten, waren in die Luft gestiegen und erloschen. Jetzt war alles um uns herum dunkel.

Unter mir lag kein gelber, breit grinsender Oktopus mehr, sondern ein leeres Gewand. Und zu hören war keine fröhliche, sanfte Stimme, sondern lediglich das erste Schluchzen und Schniefen der anderen.

Unser Lehrer der uns das ganze letzte Jahr zur Seite gestanden, belehrt, erzogen und beraten hatte, war weg. Es schien undenkbar, dass er noch vor weniger als einer Minute lebendig unter mir lag.

Jedenfalls... bis ich ihm das harmlos wirkende Gummimesser ins Herz gebohrt und ihn getötet hatte.

Ich hatte Widerstand gespürt. Nicht wie bei meinem Traum. Es war echt. Sein Herz, das schlug und mit jedem Zentimeter, mit welchem ich es tiefer in ihn bohrte, schwächer protestierte.
Ich hatte die ersten Funken gesehen, die wie Blut aus dem Schnitt quollen. Wie er sich langsam aufgelöst hatte und buchstäblich sein Leben an uns vorbei in den Himmel stieg.

Und jetzt war er fort. Er würde nicht wieder kommen. Nie wieder unsere Köpfe tätscheln, oder mit uns schimpfen, oder uns mit seinem aufgedrehten Geschwätz in den Wahnsinn treiben. Wie ein gewaltiger Tsunami donnerte die Erkenntnis auf mich ein.

Ich hab Koro-Sensei getötet.

Er ist tot, wegen mir.

Wegen mir.

In meiner Kehle staute sich ein seltsames Ziehen an. Ich spürte, dass ich weinte, aber das reichte nicht mehr. Das Gefühl musste raus. Jetzt.

Ich kniff meine nassen Augen zusammen, bevor ich nach Luft schnappte, mich krümmte und anfing zu schreien. Die Tränen wurden mehr und ich klammerte mich an dem Messer fest, welches immer noch in Koro-Sensei Krawatte steckte.

Sein Tod schien mit einem Mal auch zu meinen Mitschülern hindurch zu sickern, denn auch sie ließen ihren Frust auf einen Schlag aus. Ich war der Lauteste. Ich schrie und heulte, bis mir der Kopf weh tat.

Es war egal, dass mich die anderen hören konnten. Wir saßen alle im selben Boot. Wir hatten das recht zu trauern, und zwar alle.

Erst als mein Heulen heiserer wurde und ich nur noch hicksend zwischen meinen Mitschülern saß, öffnete ich das erste Mal die Augen. Es gab viele, die sich immer noch nicht beruhigt hatten. Die meisten trösteten sich gegenseitig.

Andere wiederum saßen alleine, abgeschottet vom Rest der Klasse und man sah lautlose Tränen auf ihren Wangen. Wie auch Karma. Er starrte nach unten, seine Unterlippe zitterte und seine Schultern bebten, als er einen Schluchzer unterdrückte.

Das war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah. Er sah so verzweifelt, so wütend und verletzt aus, dass es mir nur noch einen weiteren Heulkrampf verpasste. Hilflos kroch ich auf ihn zu.

Vorbei an der weinenden Kayano, vorbei an Maehara und Isogai. Karma sah mich an, als ich vor ihm kauerte und wollte sich von mir wegdrehen, aber ich hielt ihn an den Schultern fest und zog ihn in meine Arme.

Er schluchzte neben meinem Ohr und presste mich an sich. Wir redeten nicht. Und wir trösteten uns auch nicht. Ich glaube, das war besser so.

Koro-Sensei... war tot.

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[Uiuiui. Ich habe für dieses Kapitel extra nochmal die Szene geguckt, und ich muss sagen, meine nicht vorhandenen Zimmerpflanzen wurden reichlich mit Salzwasser gegossen. Ich kann einfach keine weinenden Leute sehen :')]

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now