44. Hör auf

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(POV. Nagisa)

So schnell wie ich konnte, rubbelte ich meine klatschnassen Haare trocken und zog mich an. Hoffentlich war Karma nicht wütend, ich hatte in der Dusche ein bisschen getrödelt. Bei dem heißen Wasser brachte ich es einfach nicht über mich es früh abzuschalten...

Die Sache mit dem Packen war eine Ausrede gewesen. Ich wollte nur duschen und mein Geld holen. Er hätte bestimmt gesagt, ich könne auch einfach seine Dusche benutzen, aber ich fand es unhöflich, alles als selbstverständlich zu sehen.

Alleine der Fakt, für ein paar Tage bei ihm wohnen zu dürfen gab mir das Gefühl in seiner Schuld zu stehen. Und das wollte ich nicht, sonst würde er bestimmt wieder irgendwas skurriles fordern.

Wie ein Kleid anzuziehen.... 

Hastig schloss ich den Reisverschluss meiner Jacke und öffnete die Zimmertür.
,,Tut mir leid, dass ich dich so lange hab warten lassen", sagte ich verlegen und sah Karma auf meinem Bett liegen.

Er sah von etwas auf, das auf seinen Oberschenkeln lag. Sein Gesicht war schuldbewusst und nachdenklich.
,,Warst du duschen?", fragte er, als er meine nassen Haare sah.

Ich nickte und krabbelte auf ihn zu.
,,Was machst du da?", fragte ich neugierig. Er seufzte. ,,Ich lese einen tragischen Roman."
Meine Bewegungen erstarrten, als ich das kleine, schrecklich vertraute Buch auf seinen Beinen erkannte. Mir drehte sich der Magen um.

Nein... Nein, nein, NEIN!

,,Mein Tagebuch!", schrie ich entsetzt und riss es ihm aus der Hand. ,,Wa- Warum hast du das?!"
Aufgebracht schlug ich es zu und stand wieder auf, aus Angst, er würde es sich zurück schnappen.

,,Ich weiß... Deshalb rate ich dir, es nicht unter deinem Bett zu verstecken. Das ist viel zu offensichtlich", sagte er. ,,Ich wette, deine Mutter hat es sich schon längst durchgelesen."

Ich verzog das Gesicht und umklammerte mein Buch der Peinlichkeit. ,,Das ist keine Entschuldigung! Was hast du überhaupt unter meiner Matratze gesucht?!"
,,Genau das", gab er zu. ,,Du bist doch ein typischer Tagebuchführer."

Ich hob die Augenbrauen. ,,Keine Ahnung was du damit meinst, aber lass es! Ich will nicht, dass du so was Privates liest", motzte ich dann. Gerade wurde ich wirklich wütend. Das er aktiv nach so etwas gesucht hatte, ging gar nicht.

Er nickte seufzend. ,,Ja, okay. Aber versteck es woanders. Ich würde etwas, wo ich über meine Gefühle rede, niemals so unachtsam verstecken."
Für einen Moment war ich neugierig.

Ob er auch Tagebuch führt?

,,Falls du jetzt denkst ich mache so etwas, nein. Ich bin viel zu faul. Außerdem hätte ich nie so spektakuläre Sachen zu berichten, wie du", sprach er weiter.

... Spektakuläre Sachen?

,,Was meinst du damit?", fragte ich misstrauisch. Seine Miene verdüsterte sich und er setzte sich auf. ,,Wer war der Typ, der dich belästigt hat?"
Seine Stimme klang ruhig und ernst. Ich runzelte die Stirn. Er hatte es sich also durchgelesen.

,,Weiß nicht. Ist ja auch egal, das ist lange her", murmelte ich.
,,Nein, ist es nicht. Woher weiß ich, dass er es nicht wieder versucht? Egal, ob bei dir oder einer anderen Person. Du musst ihn anzeigen, Nagisa."

,,Was? Da ist doch nicht so viel dabei... Ich weiß nicht mal mehr genau, wie er aussah. Aber ich komme sowieso gut alleine klar! Also hör endlich auf, mich immer als schwaches Mädchen darzustellen, ich bin nicht so hilflos wie du denkst, okay?!"

,,Ach ja?", fauchte er und drängte mich nach hinten.
Seine Hand packte meine Hüfte und fuhr dann bis zu meinem Hintern, in welchen er fest reinkniff. ,,H-Hey! Was-"
Ich stieß gegen den Schreibtisch.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now