43. Erinnerungen

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(POV. Karma)

Zum Glück waren wir einigermaßen pünktlich. Auf dem Weg zur Schule gab ich Nagisa ein Trinkpäckchen mit Erdbeermilch und Onigiris, welche wir zum Frühstück aßen.

Der Unterricht zog sich quälend lang. Zwar war ich nicht mehr so müde wie am Morgen, hätte aber trotzdem am liebsten geschwänzt. Nagisa tat so etwas leider nicht, ich konnte es also vergessen mit ihm ins Kino zu gehen oder so was...

Als der Schultag endlich ein Ende genommen hatte, gingen Nagisa und ich zu ihm nach Hause, um das einzupacken, was er am Vortag vergessen hatte.

,,Was brauchst du denn alles? Ich kann dir Packen helfen", bot ich ihm im Haus an.
,,Geht schon, es sind nur ein paar Sachen", sagte er. ,,Du kannst so lange in meinem Zimmer warten oder so, ich bin gleich fertig."

Er lächelte und verschwand im Bad.
,,Okaay. Lass dir Zeit", rief ich. Jetzt hatte ich endlich mal die Gelegenheit, mich in seinem Zimmer umzuschauen.

Ich öffnete den Schrank und begutachtete seine Kleidung. Dann ging ich zum Schreibtisch und suchte in seinen Schubladen nach etwas, das ich nicht fand. Beim Bücherregal hatte ich auch keinen Erfolg. Immer wieder fiel mein Blick auf sein Bett.

Niemals. Das wäre doch viel zu einfach.

Ich schnaubte, hob schließlich aber doch die Matratze an. Meine Augenbrauen zogen sich vor Unglaube zusammen.

Wow. Dass er so leicht zu durchschauen ist, hätte ich nicht gedacht.

Zwischen dem hölzernen Lattenrost, steckte ein kleines schlichtes Buch. Schwarz, ein wenig größer als meine Hand. Grinsend holte ich es heraus und machte es mir auf seinem Bett bequem.

Für einen Moment zögerte ich. Es war eigentlich nicht sehr nett, einfach so sein Tagebuch zu lesen, oder? Sollte ich-
Naah. Meine Neugierde war viel zu groß und meine Rücksicht zu klein. Ich schlug es auf und begann darin herumzublättern.

Nagisa war kein regelmäßiger Tagebuchschreiber. Oft lagen zwischen den Seiten Wochen, wenn nicht sogar Monate. Leider reichte die Zeit nicht aus, um alles zu lesen.

Er hatte dieses Buch mit dem ersten Jahr in der Kunugigaoka angefangen. Ich überflog die Seiten und meine Augen blieben irgendwann an meinem Namen hängen. Das war das erste Mal, dass ich erwähnt wurde.

Akabane ist glaub ich der einzige, mit dem ich gerne befreundet sein will. Er ist mir heute erst richtig aufgefallen, weil er im Unterricht gegangen ist weil er keine Lust auf Japanisch hatte. Irgendwie ist er echt cool. Er hat so gute Noten und ihm ist egal was andere von ihm halten. Er wusste direkt, dass ich kein Mädchen bin. Ich glaube langsam nämlich, dass das das Problem ist. Die anderen mögen mich nicht, weil ich lange Haare hab. Akabane ist der einzige der darüber hinweg sieht und mich normal behandelt. Aber ich glaube nicht, dass er mit mir befreundet sein will.

Ich hob überrascht die Augenbrauen. Das war sein erster Eindruck von mir gewesen? Wie süß. Er hatte mir einen ganzen Abschnitt gewidmet.

Zufrieden las ich den nächsten.

Heute im Zug hat mich ein Oberschüler angefasst... Er war mit seinen Klassenkameraden da und sie haben mich blöd angemacht. Als sie ausgestiegen sind ist er geblieben und hat mich gefragt ob ich mit ihm ausgehen will! Er ist bestimmt 5 Jahre älter als ich und ich bin ein Junge! Ich hab das auch gesagt, aber er meinte es wäre egal und hat sich neben mich gesetzt. Ich wollte wo anders hingehen aber ich habe mich nicht getraut und er ist mir immer mehr auf die Pelle gerückt. Er hat meine Haare angefasst und an mir gerochen und seine Hand zwischen meine Beine gelegt... Ich habe dann gesagt ich muss aussteigen und bin den Rest zu Fuß gelaufen.. Ich fühle mich den ganzen Tag so unwohl. Aber ich will es meiner Mutter nicht sagen. Wenn ich kurze Haare hätte, wäre sowas nie passiert. Sie versteht das nicht...

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now