41. Nakamura die Unberechenbare

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(POV. Nagisa)

Ich weiß nicht, wann ich eingeschlafen war, jedenfalls wachte ich am nächsten Morgen durch das Klingeln des Weckers auf.

Karma war anscheinend ebenfalls eingeschlafen, der Anruf ging so lange, bis er von meinem Handywecker selbst beendete wurde. Ein müdes Lächeln hob meine Lippen und ich machte mich fertig für die Schule.

Seltsam. Es war ein unglaublich gutes Gefühl gewesen, einzuschlafen, mit der Bestätigung dass jemand am anderen Ende der Leitung war und jederzeit im Notfall da sein könnte. Als würde er direkt neben mir liegen...

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Die folgenden Wochen vergingen schneller als ich hinterher kam. Karmas Eltern waren bereits seit Donnerstag, also fünf Tage nach ihrer Ankunft, wieder auf der nächsten Geschäftsreise.

Karma wirkte sehr erleichtert darüber. Die meiste Zeit nach der Schule hatten wir sonst immer draußen, im alten Schulgebäude, irgendwelchen Cafés und Comic-Läden, oder bei mir Zuhause verbracht.

Mit anderen Worten also immer an Orten, an denen uns jemand anstarrte, sobald wir uns nur an den Händen hielten. Es war wirklich eine Qual, nie wirklich Zeut zu zweit verbringen zu können.

Deshalb hatte er es einmal echt fertig gebracht, mich mitten in der Pause auf den Mund zu küssen. Im Klassenraum. Vor allen. Die Unschuldigsten hatten es als gute Freundschaft abgestempelt, andere als Irinas Kusstechnik und der Rest, schlichtweg die Wahrheit ausgesprochen: ihr seid so was von gay.

Nur... Nakamura. In letzter Zeit hatte sie die nervige Angewohnheit, Schüler aus der Klasse miteinander zu verkuppeln. So wählte sie mich als ihren Gruppenpartner in Englisch aus und schubste Okuda in Karmas Richtung. Irgendwie störte es mich, dass sie das tat.

Heute noch hatte sie Karma nach der Schule zurück in den Klassenraum gezogen, als wir gehen wollten. Ich hatte seine Proteste durch die Tür gehört und direkt so falsch gedacht, dass ich die Tür einen Spalt breit öffnete, um zu sehen, was sie da taten.

Und ich war sehr überrascht: Okuda stand völlig überfordert vor einem Stuhl, auf welchem Karma von Nakamura festgehalten wurde.

Er wehrte sich gegen ihre Arme, die ihn an den Schultern auf den Stuhl drückten.
,,Los Okuda, jetzt!", lachte sie und deutete auf den schwarzen Nagellack in dessen Hand. ,,Dein erstes Exemplar! Er wird wie ein richtiger E-Boy aussehen!"

,,Was? Warum ich? Lass den Scheiß, Rio-"
,,Komm schon, Rotschopf! Sie hat den selbst gemacht, sei mal etwas zuvorkommender und hilf deiner Mitschülerin, etwas dazu zu lernen", unterbrach sie ihn stachelig.

,,Damit es mir die Finger wegätzt?", fragte er genervt.
,,Naja, das kann eigentlich nicht sein", meinte Okuda, welche ebenfalls nicht besonders überzeugt von der Idee der Blonden zu sein schien. ,,Ich habe nur ein paar Sachen beigemischt, um die Haltbarkeit des Lacks zu verbessern..."

,,Großartig, dann bekomme ich den Scheiß also nicht mehr ab?", fragte er vorwurfsvoll. ,,Und Finger weg!", fauchte er an Nakamura gewandt, als diese neckend ihre Arme um seinen Hals legte.

Ein Quietschen war zu hören. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Schulter an die Schiebetür gekommen war und sie aufgeschoben hatte. Die anderen sahen auf.
,,Nagisa", sagte Karma. ,,Hilfe."

Nakamura musterte mich überrascht, bevor sie anfing zu grinsen. So schnell, dass ich kaum hinterherkam, stand sie vor mir und zog mich in den Raum.

Dann verschloss sie die Tür wieder und drückte mich auf den Stuhl neben Karma.
,,Heheheheh, setz dich doch, Nagisa-Kun!"
Karma und ich schauten uns verwirrt an.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now