Upps!?

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Langsam steckte ich meinen Kopf durch die Tür und sah einen schmollenden David, der seinen Kopf rieb.

„Upps?“ war alles was ich von mir geben konnte.

„Lia“, grummelte er. „Hast du schon mal das Fenster in dieser Tür gesehen?“

„Ja, David“, antwortete ich genervt und atmete tief durch.

„Weißt du auch wofür das da ist?“

Weiter beleidigt versuchte er mir beizubringen, wozu dieses Fenster in dieser Pendeltür gut ist, als ob ich komplett dämlich wäre.

„David, ich hab jetzt keine Zeit für deine Belehrungen. Kannst du bitte mal Tisch 3 abräumen und die Bestellung aufnehmen.“

Von einer Sekunde auf die andere drückte ich ihm ein Tablett, einen kleinen Getränkeblock und einen Stift in die Hand.

Verdutzt schaute er mich an, da er mein Kommandieren wohl zu tonangebend empfand.

„Was stehst du hier noch so angewurzelt rum? Na los! Wir haben Gäste, die warten. Du hättest ruhig schon früher kommen können.“, versuchte ich mit befehlender Stimme ihm Feuer unter den Füßen zu machen.

Nach einem viel zu langen Augenblick erwachte er aus seiner Starre und bewegte sich endlich in Richtung Gäste.

„Warst du wieder mal zu stolz, um mich zu holen oder was?“, rief er noch im Gehen und die Arroganz, die in diesem Satz mitschwang, kam spürbar über mich.

Einen kurzen Moment grummelte ich in mich hinein, bis mich die aktuelle Stresssituation wieder einholte. Etliche Kaffees müssen noch diese Kaffeemaschine verlassen, etliche Liter Milch geschäumt, etliche Tees und Kakaos serviert und etliche Gäste glücklich und zufrieden gemacht werden.

***

„Das war heute mal ein Tag.“

David ließ sich mit einem großen Schnaufen aufs Sofa im Gästebereich fallen und legte die Füße hoch. Natürlich nicht ohne einem Stück Kuchen von Ms. Bluewes wundervollen Blaubeerkuchen. Mit lustvollen Augen nahm er es unter die Lupe. Im Sinne von, das Stück bis 10cm vor sein Gesicht zu halten, daran zu riechen, geradezu nicht auch noch die Konsistenz des wolkigen Kuchenteiges mit der Nase zu beurteilen, um dann endlich ein Stück in seinen Mund gleiten zu lassen.

„Als ob jemand ein Schild mit der Aufschrift >Gratis Kaffee und Kuchen für alle< aufgestellt hätte.“, stimmte ich ihm zu und ließ meinen erschöpften Körper, ebenfalls mit einem Stück Kuchen in der Hand, neben David aufs Sofa fallen.

„Upps?“, ertönte es von dem Typen neben mir, indem er mein Upps von vorhin nachäffte und mich mit einem Blick ansah, der zeigte, dass er zu allem bereit wär, um sich bei mir zu rächen.

„Das würd ich dir eh noch zutrauen, so ein Schild rauszustellen.“

Eine gut gehäufte Gabel fuhr ganz automatisch in meinem Mund und meine Geschmacksknospen erinnerten sich wie unglaublich herrlich dieser Kuchen doch ist und erklärten mir, dass sie auch nach 100 Stücken noch nicht genug davon hätten.

„Ich glaub ich behalt das mal im Hinterkopf.“

Als ich meinen Kopf in seine Richtung drehte, sah ich, wie er seinen Ich-schmiede-gemeine-Pläne-um-dich-zu-ärgern-Blick aufgesetzt hatte und grübelnd seinen nicht vorhandenen Bart striegelte.

Es war bereits kurz nach 19 Uhr. Seit David zur Hilfe kam, hatten unsere Beine keine Sekunde stillgestanden. Die letzten Gäste mussten wir bittend rauswerfen, weil wir schließen mussten. Das tut mir immer am meisten weh Gäste nach Hause zu schicken. Wer sich hier wohl fühlt, könnte meiner Meinung nach auch, bis wir das Licht abdrehen, bleiben. Aber es stimmt schon. Irgendwann müssen wir dann auch sauber machen und wenn die ganze Zeit noch neue Bestellungen kommen, hat das nie ein Ende.

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