Was für ein Tag

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„Hast du mich gerade 'Dein Mädchen' genannt?"

Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu und spürte plötzlich Unsicherheit in mir hochkommen.

So hatte er mich noch nie genannt und warum sollte er das auch?

Ich habe wirklich nur wenige männliche Freunde. Denn in jeden, den ich hatte, verliebte ich mich früher oder später. Ich weiß nicht wie andere das machen...
Unendlich viel Zeit miteinander verbringen und trotzdem keine Gefühle entwickeln? Das klappte bei mir zumindest nicht. Das wäre wie mit einer Katze eine Runde schwimmen gehen. Schlicht unmöglich!
Und wenn ICH es nicht war, die Gefühle entwickelte, war es halt der Mann, weil ich unterbewusst wohl trotzdem Signale sende. Deshalb endeten meine männlichen Freundschaften relativ schnell auch wieder.
Außer die Freundschaft zu David. Bei ihm wusste ich einfach, dass da nie etwas passieren würde, und ich denke auch mein unterbewusstes Verhalten unter Kontrolle zu haben. Und wenn man sich doch komisch verhielt, war es einfach klar, dass es für uns beide nichts bedeutete.
Zumindest war es bis jetzt so. Es würde nämlich unsere ganze Freundschaft zerstören, wenn er plötzlich doch Gefühle für mich hätte.
Deshalb hatte ich nun doch den starken Drang dazu solchen Aussagen wie „Mein Mädchen", sofort auf den Grund zu gehen, zu beseitigen und zu eliminieren!

„Entschuldigung wehrte Hoheit, war diese Bezeichnung nicht nach Ihren Annehmlichkeiten? Mögen diese Worte nie wieder meinen Mund verlassen.", versuchte er sich gespielt vornehm und hochgestochen rauszureden.

Ich musste davon nur lachen. Aber meine Frage hatte sich dadurch immer noch nicht beantwortet.

Ich sah ihm nochmal tief in die Augen, um irgendeinen Funken zu entdecken. Doch durch seine Augen hindurch bis in seine Gedanken vorzudringen, schaffte ich, trotz aller Anstrengung, in dieser kurzen Zeit nicht.

Das plötzliche Klingeln meines Telefons beendete nämlich mein detektivisches Verfahren etwas zu früh.

Einen kurzen Augenblick später hatte ich mein Handy schon an mein Ohr gedrückt.

„Lia Penterson?"

Auf diesen Anruf, wartete ich nun schon drei Tage. Aber irgendwie wollte ich ihn doch nicht bekommen. Ich hatte Angst davor, wieder das zu hören, was mir schon so oft gesagt wurde.

Und genauso war es auch... Wiedermal wurde mir die freudige Botschaft vermittelt, dass es nicht gereicht hatte, um die Rolle zu bekommen.

Traurig legte ich wieder auf und ließ mein Handy enttäuscht über die Arbeitsfläche gleiten, was in manchen Augen vielleicht etwas zu grob gewesen sein könnte.

Diese schlechte Nachricht hatte mir heute echt noch gefehlt.

Bevor ich vor den Gästen in Tränen ausbrechen konnte, verschwand ich in der Küche, dicht gefolgt von David. Sofort begann eine Träne nach der anderen über meine Wange zu flitzen, als wäre es ein Wettrennen. Dieser Anruf brachte das Fass nun endgültig zum Überlaufen...

„Lia, Lia, Lia!"

Ein weiteres Mal stellte sich dieser unfassbar besorgte Mann vor mich und erfasste erneut meine Schultern. Er versuchte meinen Kopf zu heben, um in meine Augen schauen zu können, aber das ließ ich nicht zu. Denn es hörten nicht auf heiße Tränen die Ziellinie, namens „Boden", zu erreichen. Das Ertönen eines leisen Schluchzens gab dem Wettrennen meiner Tränen noch eine passende Note, indem ein Art Fanclub grölte.

Das Einzige was ich jetzt brauchte, war eine Umarmung... Und dieser Sehnsucht waren meine nächsten Worte nicht fern: „Um-armst du...mich?" Gebrochen und unter Tränen versuchte ich diese Bitte zu formulieren und blickte wie ein Hund, der nach Wasser lechzte, zu ihm hoch.

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