Gefühlschaos der Untertreibung

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Mit großen Augen sah ich Adrian an und versuchte zu realisieren, was er da gerade gesagt hatte. Konnte es wirklich sein, dass dieser unglaublich gutaussehende und attraktive Mann hier vor mir tatsächlich Gefühle für jemanden wie Mich haben könnte?

Der Kuss hatte also das gleiche bei ihm ausgelöst wie bei mir. Ich dachte nur ich bin zu blöd für einen Filmkuss…
Aber naja, er meinte ja diesmal war es anders. Aber woran lag das denn?

„Wahrscheinlich daran, dass ihr euch verdammt nochmal toll findet!!!“, schrie mich meine Innere Stimme an, als wär ich komplett blind vor der Wahrheit.

Aber ich hatte noch nie Gedanken von einem „mehr“ bei ihm gehabt.

Bis auf gestern…

Eine Antwort erwartend sah er mich an, doch ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Mir fehlten jegliche Worte, um jetzt das Passende auszudrücken. In meinem Hirn war nur eine Frage:
Sag ich ihm die Wahrheit?

Weiterhin wortlos stand ich ihm gegenüber. Es müssten bestimmt Minuten schon vergangen sein.

„Ich ehm…“, setzte ich an, ohne jedoch den restlichen Teil des Satzes zu wissen.

Kann mich jetzt nicht irgendetwas retten? Ein Klavier, das vom Himmel fällt oder so?

„Lia, in die Maske bitte!“,
drang ein Schrei an meine Ohren.

„Wir reden später, ja?“

Und schon war ich weg.

Erleichtert atmete ich auf, als ich mich in den Stuhl der Maske fallen ließ. Ich konnte es kaum glauben. Ich wurde tatsächlich aus dieser Situation gerettet.

Ein großes „Danke“ sendete ich an Gott, doch Dankbarkeit war wohl noch untertrieben. Es war einfach so eine krasse Erleichterung, die ich nicht beschreiben konnte.

Nun hatte ich genug Zeit darüber nachzudenken, was ich fühlte und was ich antworten sollte.

Als aller erstes musste ich mich mit dem Gedanken angewöhnen, dass er das wohl wirklich ernst gemeint hatte und nicht nur ein Spiel war. Und an zweiter Stelle musste ich herausfinden, was dieses Gefühlschaos in mir war.

Bisher hab ich ihn als den Herzensbrecher und Badboy gesehen, von dem ich schlauerweise die Finger lassen sollte. Natürlich sah er gut aus, aber das kann nicht alles sein. Ich kannte ihn eigentlich kaum, stellte ich fest. Bisher hatten wir nie über Persönliches geredet und uns oft nur ironisch geneckt. Verliebt konnte man doch nur in jemanden sein, den man auch kannte und dass körperliche Nähe eine Art von Gefühlen auslöst, ist nun mal auch klar.

Oh man, warum musste er mir das denn beichten? Es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich diesen Kuss bzw. diese Küsse für immer begrub, nie mehr ausbuddelte und in dem Glauben lebte, dass er jemanden wie mich niemals toll finden könnte.

Zum Glück musste ich heute keine Szene mit ihm drehen. Das wär soooo unglaublich unangenehm geworden…

***

Ich wartete vor der Türe auf ihn. Lieber wär ich aber in der Minute, die er noch brauchte, einfach schnell abgehauen. Da ging hinter mir aber auch schon die Tür auf, was mich kurz zusammenzucken ließ. Ich hatte eine etwas längere Minute erwartet.

Wir spazierten durch den Park neben an, durch den wir ja schonmal gemeinsam gelaufen sind. Das war damals wohl das erste und letzte ernste Gespräch.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich dir nun sagen soll…“,
fing ich an.

„Einfach das was in deinem Herzen ist.“

Er schenkte mir einen unglaublich tiefen Blick, was meinen Puls noch höherschlagen ließ, als er eh schon war.
Ich atmete nochmal tief ein und aus, bevor ich loslegte, das auszusprechen, was ich mir zurechtgelegt hatte.

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