Beschenkt

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Er hatte es ruhig und leise gesagt, so als dürfte es sonst niemand hören. In seinen Augen war immer noch Leere und keine einzige Emotion konnte ich erspüren.

Mir war es nicht möglich so schnell auf seine Frage zu antworten, denn da kam schon Harry näher.

„Ich heiße Bluewes.“,
sagte er verwirrt und sah ihn fragend an.

„Haben Sie die Hälfte meiner Geldstrafe beglichen?“,
fragte er Harry ernst.

Verwirrt antwortete er mit „Nein“.

In meinem Kopf begann es zu rattern. Wenn ein Herr Bluewes Rob’s Geldstrafe bezahlt hat und es nicht Harry war, dann war der Einzige, der noch in Frage kam…

„David.“,
kam kaum hörbar aus meinem Mund.

„Es war David.“,
wiederholte ich etwas lauter.

Perplex sahen wir einander an. Rob hatte skeptisch die Augenbrauen zusammengezogen. Harry’s Mund stand offen und ich war kurz davor zu weinen.

Aus welchem Grund sollte David so etwas für Rob tun?
Doch dann realisierte ich, dass er es nicht für Rob getan hatte, sondern für Mich…

„Wieviel Geldstrafe ist es?“,
hakte Harry nach.

„6.000 Pfund. Können diese nicht bezahlt werden sind es 2 Monate Freiheitsstrafe.“,
schoss es wie aus einer Pistole aus mir heraus.

„Wenn David die Hälfte gezahlt hat, dann zahlen wir den Rest.“,
hörte ich Harry plötzlich mit einer Selbstverständlichkeit sagen, dass ich dachte mich verhört zu haben.

„Betty?“

Er wandte sich fragend zu seiner Frau, die einverstanden nickte.

„Also wir würden nochmal drüber beten, aber ich denke der Impuls war nun schon der Richtige.“,
fügte Harry noch hinzu.

Ich konnte es nicht kontrollieren, aber vielleicht wollte ich es auch nicht. Freudentränen begannen aus meinen Augen zu quellen und ich fiel Harry und Betty um den Hals.

„Ihr wisst gar nicht wieviel mir das bedeutet.“,
nuschelte ich in die Umarmung hinein.

Rob stand da wie eine Statue. Rührte sich nicht. Immer noch keine Spur von Emotionen erkennbar. Es sah aus als wäre er gar nicht anwesend. Als würde nur sein Körper hier sein, aber er selbst war irgendwo anders. Ich hoffte sehr, dass er an diesem anderen Ort seine Emotionen auslebte.

Mit einem Tränen benetzten Gesicht sah ich ihn an.
Lächelnd und zuversichtlich.
Ich hoffte so sehr ihm ein kleines Lächeln entlocken zu können. Wenigsten ein leicht erkennbares Mundwinkelheben.
Aber auch dieser Wunsch blieb unerfüllt.
Wenigstens irgendeine ansatzweise erkennbare Emotion hätte mich schon zufriedengestellt. Aber er war leer wie ein Buch mit unbedruckten Seiten.

Gerade wischte ich mir die Tränen weg und versuchte mich zu sammeln, da tauchte auch schon wieder der Offizier auf:

„Alles klar hier?“

„Ein Cappuccino für den Herrn.“,
reagierte Betty schnell und stellte den fertigen Kaffee auf den Tresen.

Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da hatte Rob ihn entgegengenommen und sich aus dem Staub gemacht.

„Alles okay bei Ihnen Mam?“,
sprach der Offizier mich auf meine Tränen an.

„Ja, alles okay. Ich habe nur gerade eine erfreuliche Nachricht bekommen.“,
erklärte ich mich und deutete auf mein Handy.

Er nickte.

„Ich denke ihr könnt jetzt langsam wieder abpacken.“

Und das taten wir dann auch.

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