Mein Roboter-Dasein

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Bevor ich das Polizeirevier verlassen musste, bat ich nochmal drum Rob sehen zu können, aber sie erlaubten es mir nicht. Es war mir erst gestattet nach der Gerichtsverhandlung mit ihm zu sprechen und dafür musste ich extra einen Termin ausmachen und wir würden auch noch belauscht werden.
Klang 'vielversprechend'…

Ich hatte keine Ahnung wann diese Gerichtsverhandlung sein würde und somit keine Ahnung wie lange ich eventuell noch warten musste. Würden es Tage sein? Oder sogar Wochen?

Fakt war, dass jede Stunde und jeder Tag quälend langsam verging.
Eigentlich dachte ich an nichts anderes. Mein Gehirn ließ mich die komplette Zeit mit Rob, von Anfang bis zum Ende, in jedem Detail tausende male wiedererleben.

Teilweise saß ich nur auf dem Sofa und starrte in die unsichtbare Wolke, in der das Erlebte wie ein dramatischer Film ablief.

Einen Tag hatte ich zum Glück noch frei gehabt, aber den Tag drauf musste ich wieder arbeiten. Sie brauchten mich im Café, weshalb ich bereit war schon früher wieder anzufangen zu arbeiten.
Dass ich dort vermutlich David begegnen würde, war im Moment unrelevant. Es war stets nur das eine in meinem Kopf. Rob und sein Schicksal.

So goss ich also wie ein Roboter den Milchschaum in die Tasse, platzierte den Kaffee mit einem Unterteller auf einem Tablett und servierte ihn mit einem aufgesetzten Lächeln.

Mr und Ms Bluewes hatten mich freundlich wieder willkommen geheißen. Dafür hatte ich gerade noch genug Kraft aufbekommen so zu tun als wäre alles in Ordnung. Dafür waren meine schauspielerischen Fähigkeiten zum Glück recht hilfreich. Sie waren sehr dankbar, dass ich wieder früher starten konnte. Sie meinten, dass David einige Schichten übernehmen musste, was aber seinem Studium nicht sonderlich guttat.
Zwischen den Zeilen schwang für mich noch so etwas mit wie: 'Wir schätzen dein Schauspiel Talent und freuen uns mit dir, dass du diesen Job bekommen hast, aber eigentlich brauchen wir dich hier und wollen dir nur ungern so etwas nochmal ermöglichen.'

In meinem mechanischen Arbeiten hatte ich gar nicht bemerkt, dass die Schwingtür ein weiteres mal aufgegangen war.
Ich vernahm nur ein unsicheres und sehr leises „Hey“.
Aber es war so unscheinbar, sodass sich mein Gehirn lieber weiterhin dem Mechanismus des Kaffee-machens widmete.

Als das Aussprechen meines Namens schließlich durch mein Ohr bis hin zu meinem Gehirn vordrang, realisierte ich, dass jemand mit mir redete. Jemand, der nicht zu den Gästen gehörte.

So gab mein Gehirn also meinen Halsmuskeln den Befehl den Kopf zu der Seite zu drehen, wo diese Stimme herkam. Meine Augen sendeten ein Signal zu meinem Gehirn zurück: Wir haben diese Person als David erkannt.

Doch dann blieben die Befehle aus. Meine Augen starrten ihn nur ratlos an.

„Entschuldigung, könnten wir bitte bezahlen?“,
drang es auf einmal von der anderen Seite an mein Ohr.

Ein sichtlich ungeduldiger Mann stand mit seinem Geldbeutel an der Theke und sah mich erwartungsvoll an.

Das durfte eigentlich nicht passieren, dass Gäste sogar bis zur Bar kamen, um bezahlen zu können. Das zeigt Unzufriedenheit. Ich hätte schon längst mal bei den einzelnen Tischen nachfragen sollen, ob alles in Ordnung war. Aber mein Automatismus war nicht in der schnellsten Geschwindigkeit programmiert, weshalb ich einfach noch keine Zeit dafür gehabt hatte.

„Ich komme sofort an Ihren Tisch.“,
entschuldigte ich mich bei dem Mann.

Indem ich ihn zurück an den Tisch schickte, hatte ich noch etwas mehr Zeit gewonnen, um darüber nachzudenken, wie ich David nun begegnen sollte. Aber mein Gehirn funktionierte heute einfach viel zu langsam.

Nachdem ich dem Mann sein Geld abgenommen hatte, fragte ich schließlich auch noch bei den anderen Tischen kurz nach. Doch nach dieser kurzen extra Minute, war ich wieder mit David konfrontiert.

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