So schnell kanns gehn

58 1 0
                                    

*Lia’s Sicht*

Noch immer auf Wolke sieben trieben wir im Fluss des Verkehrs zurück nach Hause. Es fühlte sich an wie in einem Traum. Es war verrückt. Und zwar alles daran war verrückt. Schon allein der Fakt, dass er immer noch gesucht wurde. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass alles gut werden würde.

Aber dieser Traum, verwandelte sich in nur wenigen Sekunden in einen absoluten Alptraum. Als ich nämlich in die Straße meiner Wohnung bog und ein paar Polizeiautos mit Blaulicht vor meinem Wohnhaus parken sah, war mein Optimismus, dass alles gut werden würde, wie ausgeknipst.

Sofort duckte sich Rob neben mir so tief er konnte.

Mein Hirn reagierte in diesem Moment nicht schnell genug. Es war zu spät eventuell doch nicht abzubiegen oder eine schnelle Kehrtwende hinzulegen. Das zweitere wäre sowieso viel zu auffällig gewesen. Also versuchte ich einfach unauffällig weiterzufahren und zu hoffen, dass sie mein Auto nicht kannten.
Aber auch diese Hoffnung wurde zerstört, denn sofort ging die Sirene eines Polizeiautos an und fuhr uns hinterher.

Gefangen in meiner eigenen Ernüchterung über diese Situation bekam ich fast einen Herzinfarkt, als Rob heftig auf das Armaturenbrett schlug begleitet von einem lauten „Scheisse“.

Ich zuckte zusammen, traute mich aber nicht einen Blick zu ihm zu wagen.
Begossen wie ein nasser Pudel musste ich geradeaus gestarrt haben, wie ferngesteuert das Auto lenkend.

Als ich langsam begriff, dass die Polizei hinter uns her war und wartete bis wir seitlich ranfuhren, tat ich das schließlich. Ich wollte auf Grund von Polizeiflucht nicht auch noch im Gefängnis landen. Rob schien auch einzusehen, dass es keine andere Option gab.

Ab den Zeitpunkt, als mein Auto zum Stillstand kam, ging alles so schnell.
Sofort waren bewaffnete Polizisten rund um mein Auto, forderten uns auf auszusteigen, Rob legten sie Handschellen an und dann saßen wir beide kurze Zeit später nebeneinander im Polizeiauto.

Und da war ich nun.
In einem Polizeiauto.
Und wurde gerade auf die Polizeistation gebracht.

Niemals in meinem ganzen Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mir das jemals passieren würde.
Ich war doch kein Verbrecher.
Oder war ich das doch?
War ich ein Verbrecher nur weil ich Rob etwas Gutes tat?

„Es tut mir so leid.“,
flüsterte Rob kaum hörbar, sah mich dabei aber nicht an.

Aber das musste er gar nicht. Ich konnte sein Bedauern und seine Beschämung deutlich spüren. Sie brachte fast das Auto zum Platzen, so sehr wurde der Raum davon ausgefüllt. Aber so sehr es ihm leid tat, so sehr tat es auch mir leid. Wie konnte man diesen wundervollen Menschen verhaften? Egal was er auch getan haben muss, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es aus Absicht getan hatte.

Aber plötzlich kam Unsicherheit in mir auf. Was wenn er eigentlich doch ein eiskaltes Herz hatte? Was wenn er sogar jemanden umgebracht hatte? Was wenn er mir nur etwas vorspielte und mich ausnutzte? Was wenn es ein Fehler war ihm zu vertrauen?

Auf einmal war ich nicht nur mehr ein unschuldiger Mitspieler eines Alptraumes, sondern war selbst die Person, die sich in diese Situation gebracht hatte. Auf einmal prasselten all die Selbstvorwürfe auf mich ein und mein Selbstvertrauen wurde immer kleiner.

Und genau zum falschen Augenblick meldete sich auch noch meine innere Stimme zu Wort:

„Dumm, dumm, dumm, Lia. Da bist du nun einfach selbst dran schuld.“

Meine Augen begannen zu brennen. Es war einfach zu viel.

Angestrengt versuchte ich die Tränen zurück zu halten. Ich durfte jetzt nicht weinen. Ich musste stark sein. Ich durfte Rob nicht in eine noch verzwicktere Situation bringen.

Can I help? - Ein Angebot mit Konsequenzen Onde histórias criam vida. Descubra agora