"Wir müssen wegziehen!"

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„Hab ich dich etwa erschreckt?"

Ohne auch nur ein bisschen mit der Wimper zu zucken gab er mit der größten Ruhe diese Worte von sich.

Ich im Gegenteil war alles andere als ruhig. Nach meinem halben Herzinfarkt, spannte sich mein kompletter Körper an und ich hielt instinktiv die Luft an. Er stand mir definitiv zu nah gegenüber. Mein Inneres Ich hatte sich schon vor Minuten verabschiedet, da es nicht fähig war diesen emotionalen Druck standzuhalten und ich fragte mich, ob der Rest meines Seins dazu im Stande war.
Aus der ersten vorschnellen Reaktion wurde nämlich ein in Schockstarre stehendes Schweigen. Meine Sprache verschlug es mir so sehr, dass ich kurz dachte, aus meinem Hals würde nie wieder ein Ton entweichen können. Zehn verschiedene Gefühle durchströmten meinen Körper. Ich wusste nicht wie ich sie einsortieren, beherrschen geschweige denn minimieren konnte. Pure Überforderung wäre vielleicht noch eine Unterreibung gewesen.

Warum schaffte es dieser Mensch mich derart aus der Fassung zu bringen?

Naja, der Grund dafür war nicht schwer zu erahnen, wenn ich mir folgende Fragen stellte:
Hatte er mich und Adrian schon durch den Park laufen sehen? Hat er uns beobachtet und extra gewartet, um mich nun bei meinem Auto zu erwarten?
Diese Situation war einfach nur beängstigend und sowas von creepy!!!
Grund genug?

Mit einem bösen Lachen sah er mich triumphierend an und das Blut in meinen Adern schien einzufrieren.

Ich will gar nicht wissen, wie ich in dem Moment dreinschaute, aber meine Angst war wahrscheinlich in fünf Kilometern noch spürbar bzw. riechbar. Mein Köper stieß nämlich kalten unangenehmen Schweiß aus.

„Eigentlich ist das doch nur irgend so ein Mann hier vor mir, der absolut nicht das Recht dazu hat so eine Panik in mir auszulösen. Wer weiß, ob er wirklich auf Rache hinauswill. Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein. Vielleicht will er mich einfach nur provozieren und hat seinen Spaß damit. Vielleicht ist er gar nicht so gefährlich wie ich vermute..."

Das alles versuchte ich mir einzureden, um etwas ruhiger zu werden, aber dies klappte auch nur mäßig gut. Wenn ich mich als solch einen Angsthasen erwies, hatte er ja noch mehr Grund mich zu verfolgen...
Doch auch wenn ich Schauspielerin werden wollte, schaffte ich es in diesem Moment nicht meine Emotionen zu überspielen.

Der mysteriöse Mann stand immer noch vor mir und starrte mich eindringlich an.

„Was willst du von mir?", brachte ich schließlich fast geräuschlos stockend hervor.

Und da er keinen Anstand machte zu antworten, fügte ich etwas sicherer hinzu:
„Geld? Ein neues Fahrrad? Eine Entschuldigung?"

Vorsichtig hatte ich diese Worte formuliert. Ich war wirklich ratlos... Wie lange würde er mich nun verfolgen? Muss ich nun jeden Tag auf einen halben Herzinfarkt vorbereitet sein?

Ich sah ihn erwartungsvoll an.

Mein Körper fing langsam an sich zu beruhigen. Und zwar durch die folgende Bestandsaufname:

Er war mir noch nicht nähergekommen, hatte mich nicht angefasst oder angegrabscht, hat nicht mit einer Waffe auf mich gezielt und mich nicht erpresst oder beschimpft...

Wie heute Morgen schon, genoss er einfach den Moment seines gewollten Schweigens. Er grinste nochmal schief von Erfolg gekrönt, bevor er sich schließlich ohne Eile wegdrehte und gelassen davon schlenderte.

Fassungslos starrte ich ihm hinterher.

Das kann doch nicht wahr sein!!!

Der Typ hat doch nicht mehr alle Tasten im Schrank!

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