Große Freude und Großer Schmerz

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„Was ist denn hier los?“, ertönte es aus Richtung Küche und ich sah meinen Dad durch die Schwingtür spazieren.

Er musterte uns sehr deutlich erkennbar und schmunzelte bei dem Anblick wie Lia mir um den Hals hang. Es war nur eine sehr kurze freudige Umarmung, die nicht länger als ein paar Sekunden dauerte. Da hat mein Dad wiedermal den absolut perfekt passenden Moment erwischt, würde ich mal sagen.

Ich glaube meine Eltern würden sich sehr eine Frau wie Lia an meiner Seite wünschen. Oder anders gesagt: Sie hoffen bestimmt heimlich, dass wir endlich zueinander finden. Sie lieben Lia. Wie liebend gerne würden sie sie in unserer Familie aufnehmen. Dann würde sie auch nicht nur wegen dem Job hier angebunden sein. Ja genau…den Job, den sie jetzt erstmal aussetzt.

„Lia, …“

Gerade wollte ich ansetzten, um die „frohe“ Botschaft zu verkünden, aber da kam mir Lia natürlich zuvor.

„Ich habe die Rolle!“ 

Ihr starkes Grinsen hatte sich bisher noch kein bisschen verändert. Strahlend sah sie meinen Dad an, bei dem ich genau erkennen konnte, dass es ihm genauso ging wie mir.

„Wie du hast die Rolle? Du sagtest doch du hast sie knapp verpasst?“

Noch immer voller Freude wiederholte sie, was sie mir gerade gesagt hatte, und ich widmete mich wieder der Bestellung, die ich doch gerade zubereiten wollte.

„Herzlichen Glückwunsch“, gratulierend umarmte mein Dad Lia und unsre Blicke trafen sich.

Es ist als würden wir dadurch miteinander reden können und genau verstehen, was der andere gerade denkt. Wir nickten nur, und es war klar, dass wir derselben Meinung waren. Manchmal finde ich es ein bisschen gruselig, wie wir es immer wieder schafften uns ohne Worte zu verständigen.

***

Lias Sicht:

„Darauf müssen wir anstoßen!“

Aly ließ den Korken der Sektflasche mit einem lauten Plopp fliegen begleitet von einem Schreien ihrerseits.
Fast ein bisschen zu schwungvoll schenkte sie mir ein. Beinahe wäre der Schaum übergelaufen.

„Cheers“

Aly hatte dasselbe Grinsen im Gesicht wie ich.

„Lia, das ist einfach unglaublich. Ich freu mich so für dich. Endlich, endlich geht dein Traum in Erfüllung! Und auch wenn es nicht der erhoffte romantische Liebesfilm ist, ist das einfach nur genial! Ein super Start in die Filmszene, mein Schatz.“

Erneut umarmte sie mich und drückte mir einen hörbaren Schmatzer auf die Wange.

„Wissen deine Eltern schon davon?“

Zögernd schüttelte ich leicht den Kopf und Aly schaute mich bemitleidend an.

Meine Eltern fanden meinen Traum bisher einfach nur lächerlich. Sie meinten, dass ich es nie schaffen würde, und wenn ich mal eine Rolle bekommen würde, würde ich damit kein Geld verdienen können. Sie sind der festen Überzeugung, dass ich einen anständigen Job lernen oder einfach studieren gehen sollte. Mit meinem Job im Café sind sie auch nur mäßig zufrieden, aber sie sehen, dass es mich glücklich macht und das akzeptieren sie. Aber bei der Schauspielerei steigen sie komplett aus. Da ist kein Funke von Akzeptanz oder Unterstützung zu bemerken.

„Ich versteh deine Eltern echt nicht. Die wollen dein Talent nur nicht sehen.“

***

Und das bekam ich, als ich später zu Hause ankam, auch zu spüren. Ich kam gerade durch die Haustüre, da standen die zwei im Flur.

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